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Brandenburg: Zügig, aber haltlos durch Berlin

S-Bahn soll an einzelnen Stationen durchfahren

Berlin - Die S-Bahn soll pünktlicher fahren – und dafür hin und wieder aufs Halten verzichten, um Verspätungen aufzuholen. Was nach einem in Bahnmanier verspäteten Aprilscherz klingt, „ist eine Maßnahme unserer Qualitätsoffensive“, bestätigte eine Bahnsprecherin am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der „Berliner Zeitung“. Offiziell will die Bahn das über Monate vorbereitete Paket nächsten Mittwoch vorstellen.

Der Plan, nicht mehr an allen Stationen zu halten, ist ausdrücklich ein Pilotprojekt, das zunächst an den relativ wenig frequentierten Stationen Halensee und Hohenzollerndamm auf dem südwestlichen Ring getestet werden soll. „Es wird aber nie mehr als ein Zug durchfahren“, heißt es bei der Bahn; „der jeweils nächste hält auf alle Fälle wieder“. So soll der Verkehr auf dem notorisch verspätungsanfälligen Ring insgesamt pünktlicher werden. Auf der „Endlos-Strecke“ erzeugen schon kleine Störungen massive Probleme, die sich nur mühsam wieder beheben lassen. Ein Zug ist schon nach wenigen Minuten Verspätung derart überfüllt, dass er an den nächsten Stationen immer länger steht und weiter aus dem Takt gerät. Hinter ihm stauen sich – vergleichbar der „Rudelbildung“ bei Bussen – die Folgezüge, die aber nicht überholen können. Damit ist der mit der 60-Minuten-Runde von vornherein knapp kalkulierte Fahrplan hinfällig. Stabilisiert wird er oft, indem zu sehr verspätete Züge ihre Fahrt abbrechen und eine Runde aussetzen – zum Ärger der Fahrgäste.

Spannend an dem Versuch dürfte vor allem die Information der Fahrgäste werden. Schließlich liefert die S-Bahn schon im Normalbetrieb ein Kauderwelsch aus automatischen Ansagen, die von anderen Ansagen des Fahrers oder des Bahnhofspersonals unterbrochen werden. Die Alternative ist, dass überhaupt nichts gesagt wird. An wichtigen Umsteigepunkten, wie dem Südkreuz, hat es die Bahn auch nach zwölf Betriebsjahren nicht geschafft, die einfahrenden Züge korrekt anzuzeigen: Zwei Minuten Verspätung genügen beispielsweise, dass aus der S 45 zum Flughafen Schönefeld auf der Anzeige eine Ringbahn wird und umgekehrt. Die Fahrer weisen nur selten per Ansage auf solche Fehler hin.Stefan Jacobs

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