zum Hauptinhalt

Wirtschaftsforscher: Einige Ost-Regionen werden sterben

Ein Wirtschaftsprofessor will eine neue Förderpolitik im Osten und fordert einen Abschied vom Dogma gleichwertiger Lebensverhältnisse. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke widerspricht.

Potsdam/Halle - Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, fordert eine neue Förderpolitik für Ostdeutschland. Die Politik solle Mittel und Infrastrukturinvestitionen künftig auf die Großstädte und auf die Anbindung des Umlands an die urbanen Zentren konzentrieren, sagte der Ökonom in einem Interview der "Wirtschaftswoche".

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) befürchtet damit einen Verrat an den ländlichen Regionen. Die Forderungen seien grober Unsinn und verunsicherten die Menschen. "Mit mir gibt es das nicht", sagte Woidke am Samstag. Die Landesregierung wolle eine gleichwertige Entwicklung des ganzen Landes. Es gebe erste Erfolge. "An vielen Orten gibt es Zuzug, auch weil unsere ländlichen Gebiete besonders lebenswert sind", sagte er.

Gropp auch gegen flächendeckenden 5G-Ausbau

Wirtschaftsforscher Gropp sagte: "Es kann nicht sein, dass die Politik die Region Berlin im Stauchaos versinken lässt, während man irgendwo in der Lausitz eine Autobahnausfahrt für ein paar Hundert Fahrzeuge am Tag baut." Er sprach sich auch gegen eine flächendeckende 5G-Anbindung in Ostdeutschland aus. Die sei auf dem Land zu teuer.

"Wir müssen uns vom Dogma gleichwertiger Lebensverhältnisse verabschieden. Dieses Ziel ist eine gefährliche Illusion und führt dazu, dass wir viel Geld ineffizient ausgeben", sagte Gropp. Angesichts der ungünstigen demografischen Entwicklung in den neuen Ländern befürchtet der Ökonom die Verödung ganzer Landstriche. Das könne die Politik nicht verhindern. "Einige ländliche Regionen werden wegen der Demografie und ausbleibender Migration sterben", so Gropp.

Andrea Barthelemy, Gudrun Janicke dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false