zum Hauptinhalt
Ewige Baustelle. Ab wann am BER in Schönefeld auch geflogen werden soll, wollen die Verantwortlichen Mitte Dezember bekanntgeben.

© Ralf Hirschberger/dpa

Brandenburg: „Wir wollen die Kiste rocken“

Flughafenchef Lütke Daldrup will am 15. Dezember den BER-Starttermin nennen. Und die jüngste Krise?

Potsdam - Es wird der siebte Versuch in der Geschichte des unvollendeten Berliner Flughafens sein: Nach sechs gescheiterten Anläufen seit 2012 will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am 15.Dezember 2017 einen Eröffnungstermin für den BER verkünden. Und zwar auf einer zusätzlich anberaumten Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft Berlins-Brandenburgs und des Bundes (FBB). „Ich habe immer gesagt, dass in diesem Jahr ein Inbetriebnahmetermin genannt wird. Ich werde am 15.Dezember dem Aufsichtsrat einen Vorschlag machen“, sagte Lütke Daldrup auf einer Pressekonferenz nach einer achtstündigen Pressekonferenz des Aufsichtsrates.

Auf die Nachfrage, ob es wie bisher von ihm angestrebt ein Termin mit Reserven und Puffern für etwaige weitere Rückschläge auf der Baustelle sein werde, antworte Lütke Daldrup mit einem verklausulierten Ja: „Ich werde einen Termin in unternehmerischer Verantwortung nennen. Das sagt alles.“ Damit läuft es klar darauf hinaus, dass der neue Airport nun erst im Jahr 2020 – im Frühjahr oder im Herbst – in Betrieb gehen wird. Der Eröffnungstermin sei nach „unserem Selbstverständnis ein operativer Tatbestand der Geschäftsführung“, sagte FBB-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider, der auch Flughafenkoordinator der Brandenburger Landesregierung ist. Er werde aber in enger Abstimmung erfolgen.

Die Aufsichtsratssitzung war von neuen Personalturbulenzen um das BER-Management überschattet worden. Lütke Daldrup und Bretschneider waren mit dem Versuch gescheitert, den Münchener Flughafen-Immobilienchef Carsten Wilmsen zum neuen BER-Technikchef und vierten FBB-Geschäftsführer zu machen. Wilmsen war prompt abgesprungen. Das war am Veto der FBB-Miteigner Brandenburg und Bund gescheitert, während Berlin es mitgetragen hätte. „Das muss man sportlich nehmen, Kreuzbube sticht Pikbube sagte Bretschneider. Da helfe es nicht, frustriert durch die Gegend zu ziehen. „Wir werden es auch so hinkriegen. Wir wollen die Kiste rocken.“

Lütke Daldrup hingegen bedauerte die Entscheidung, verteidigte den gestoppten Plan. Er habe „aus wohlerwogenen unternehmerischen Erwägungen“ heraus den Vorschlag eines Baugeschäftsführers unterbreitet, sagte er. Und zwar weil wir „zum einen am Fluggastterminal noch erhebliche Themen endzubearbeiten haben.“ Und zum anderen habe der BER das geplante Ausbauprogramm mit einem Volumen von jährlich 100 bis 200 Millionen Euro vor sich. „Dafür brauchen wir eine schlagkräftige Ausbauorganisation“, sagte Lütke Daldrup. Und: „Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass die Gesellschafter sich nicht darauf verständigen konnten. Und damit haben sie auch ein Stück Verantwortung übernommen.“

Das war eine deutliche Anspielung, dass der Neue auch benötigt würde, um den BER fertigzustellen. Im Aufsichtsrat war auch von einem „Hilferuf“ von Lütke Daldrup die Rede. Dagegen hat Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) das Veto des Landes verteidigt. Auf PNN-Anfrage stellte er klar, dass die Ablehnung der Personalie kein Alleingang des für Unternehmensbeteiligungen zuständigen Finanzministers Christian Görke von den Linken war, sondern die klare Position Brandenburgs. Zu den Gründen hielt er sich bedeckt, sagte aber zumindest Folgendes: „Vermeintliche Retter gab es in der Geschichte dieses Flughafens schon so viele wie sonst nirgendwo.“

Vor allem erinnerte er an das Stühlerücken im FBB-Management, das erst ein halbes Jahr her ist. Damals hatte der Flughafenchef und frühere Industriemanager Karsten Mühlenfeld, den 2015 Woidke geholt hatte, seinen Posten räumen müssen. Und zwar gegen den Widerstand Brandenburgs. „Es gab damals Vorschläge der alten Geschäftsführung und bei den anderen Gesellschaftern eine andere Meinung als bei uns. Mehr will ich dazu nicht sagen“, so Woidke.

Mühlenfeld hatte damals Technikchef Jörg Marks gefeuert, dem er nach einer Kette von Pannen und permanent gerissenen Terminen – zuletzt dem Eröffnungstermin 2017 – eine zeitnahe Eröffnung des neuen Berliner Airports nicht mehr zutraute. Und er hatte den früheren Bahnmanager Christoph Bretschneider zum Marks-Nachfolger gemacht. Doch vor allem Müller, Lütke Daldrup als damaliger Berliner Flughafenkoordinator und der Bund sorgten damals dafür, dass Marks zurückgeholt wurde, aber Mühlenfeld gehen musste. Für ihn kam Lütke Daldrup.

Der konnte zumindest mit einer guten Nachricht aufwarten: Mit dem nach der geplatzten BER–Eröffnung gefeuerten Generalplaner PG BBI – um das Büro von BER-Architekt Meinhard von Gerkan – ist ein Vergleich abgeschlossen worden, nachdem sich beide Seiten wechselseitig verklagt hatten. Der Vergleich führt dazu, sagte Lütke Daldrup, „dass wir erhebliche Mittel erhalten“.

nbsp;Thorsten Metzner

Zur Startseite