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Widerstand gegen Freispruch: Plagiatsstreit an der BTU um Vattenfall-Chef

Es geht um die Brandenburgische Technische Universität (BTU) in Cottbus und Plagiatsvorwürfe gegen den für die Umsiedlung von Lausitzer Dörfern und für neue Braunkohletagebaue zuständigen Vattenfall-Chef Detlev Dähnert.

Cottbus -  Die Universität hat die 2011 aufgekommene Plagiatsaffäre für beendet erklärt. Doch nun regt sich dagegen Widerstand.

Die Untersuchungsergebnisse des Netzwerks VroniPlag, das Doktorarbeiten auf Plagiate prüft, was schon mehreren Politikern den Titel gekostet hat, sind eindeutig. Demnach soll Dähnert, der auch Honorarprofessor der Hochschule Lausitz in Senftenberg ist, bei seiner 1999 vorgelegten Doktorarbeit mit dem Titel „Bewältigung technischer und sozialer Probleme bei der Konzeption von Umsiedlungen“ große Teile nicht selbst verfasst, sondern abgeschrieben haben. Dennoch stellte eine Überprüfungskommission der BTU Mitte Juni fest, „dass es sich bei den festgestellten Problemstellen in der Arbeit um handwerkliche Schwächen, aber nicht um Plagiate handelt“. Auch Dähnert, der am Mittwoch nicht erreichbar war, hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Conrad Kunze, wissenschaftlicher Mitarbeiter am BTU-Lehrstuhl für Sozialwissenschaftliche Umweltfragen sieht das anders. Er hat sich in einem offenen Brief an den Universitätspräsidenten Walther Zimmerli gewandt. Darin fordert er, den Kommissionsbericht zu veröffentlichen. „Denn solange dieser geheim und damit nicht nachvollziehbar bleibt, lässt sich der Verdacht nicht ganz ausräumen, es könnte ein Zusammenhang zwischen der Beschäftigung Dr. Dähnerts bei Vattenfall und der siebenstelligen Summe an Drittmitteln Vattenfalls an die BTU bestehen“, so Kunze. Er selbst hat die Prüfungsergebnisse VroniPlags durchgesehen. „Was ich stichprobenartig geprüft habe, stimmt mit den Vorwürfen von VroniPlag überein.“ Gemessen an den üblichen, strengen Maßstäben für Hausarbeiten und Bachelorarbeiten „muss ich eindeutig sagen, das ist ein Plagiat“. Zudem sieht Kunze ein moralischen Problem: „Die eine Arbeit wird durchgewunken, jeder kleine Student würde durchfliegen.“

Auch Debora Weber-Wulff, Professorin für Medieninformatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die bei VroniPlag mitarbeitet, kritisiert die Kommissionsentscheidung. „Ich bin entsetzt“, sagt sie. „Ich sehe keine handwerklichen Schwächen, ich sehe ein glasklares Plagiat. Das ist nicht akzeptabel und ein Verstoß gegen die DFG-Richtlinien.“ Sogar ein Ex-Mitarbeiter des Umfrageinstituts Infratest, der für den Vattenfall-Vorläufer Laubag Befragungen durchgeführt hat, die in Dähnerts Arbeit auftauchen, meldete sich bei Zimmerli. Er habe „einen Teil der Arbeit durchgeführt, die Herr Dähnert in seiner Doktorarbeit als eigene Leistung darstellt“, schreibt der Cottbuser.

Kunze hat am heutigen Donnerstagabend zu einer öffentlichen Diskussion über den Fall eingeladen und will Plagiatsnachweise vorlegen. „Ich weiß, dass mir und anderen eine Kampagne und politische Ziele gegen Vattenfall unterstellt werden. Aber Dähnert benutzt seinen Doktortitel als Manager von Vattenfall in einem politischen Umfeld. Er verfolgt politische Anliegen und nutzt seinen Titel als Zeichen wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit.“Alexander Fröhlich

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