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Weltkriegsmunition in Brandenburg: Neues Modellprojekt für die Beseitigung von Blindgängern

Allein in Oranienburg liegen noch Hunderte Bomben mit chemischen Zünder aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden. Die Zünder halten nicht ewig, die Bomben werden explodieren. Brandenburg rüstet im Kampf gegen die Zeit auf.

Oranienburg - Im Rahmen eines bundesweit bisher einzigartigen Projekts wird die Suche nach gefährlichen Weltkriegsbomben in Oranienburg (Oberhavel) ausgeweitet. In den kommenden drei Jahren erhält der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) mehr Kompetenzen und Personal, um die Blindgänger schneller aufzuspüren und zu entschärfen. "Keine Stadt in Deutschland ist so betroffen von Großbomben mit den besonders gefährlichen chemischen Langzeitzündern wie Oranienburg", sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Dienstag beim Projektstart in der "Modellregion Brandenburg". "Es hat in Oranienburg bereits Selbstdetonationen gegeben und das Risiko steigt von Jahr zu Jahr."

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke dankte der Bundesregierung, dass sie bis zur Hälfte der Kosten zur Beseitigung alliierter Munition übernehmen will. Bislang habe das Land mit mehr als 400 Millionen Euro seit der Wende die Hauptlast der Kampfmittelbeseitigung getragen. Nun werde sich der Bund bis 2021 mit 60 Millionen Euro an der Beseitigung von Kampfmitteln in Deutschland beteiligen, versprach Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD).

Mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg würden noch knapp 300 dieser Großbomben im Stadtgebiet Oranienburg vermutet, die jederzeit detonieren könnten, warnte Schröter. "Wir wollen den Wettlauf mit der Zeit gewinnen." Seit 1991 wurden in Oranienburg bereits 207 Weltkriegsbomben entschärft.

"Wenn wir die Bomben nicht rechtzeitig finden und entschärfen können, werden sie im Boden hochgehen, das steht fest", sagte Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos). Besonders furchtbar wäre die Vorstellung, dass dann auch Menschenleben gefährdet sein könnten, warnte er.

Von Donnerstag an soll der KMBD als Sonderordnungsbehörde die Suche nach Kampfmitteln und die Freigabe von Grundstücken kontrollieren. Darüber hinaus darf die Stadt auch Gelände mit niedrigerer Gefahrenlage absuchen und kann dafür Geld vom Land erhalten. Der KMBD bekommt für die Erfüllung der Aufgaben 13 zusätzliche Stellen. "Wenn sich das Modellprojekt bewährt, werden wir es auf das ganze Land ausweiten", versprach Schröter. Brandenburg sei als Hauptkriegsschauplatz am Ende des Zweiten Weltkrieg besonders mit Altmunition belastet.

In Brandenburg waren im vergangenen Jahr rund 296 Tonnen Kampfmittel gefunden worden. Bis Ende November wurden 9 Bomben entschärft und 73 gesprengt.

(dpa)

Klaus Peters

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