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Abkühlung. Aushalten lässt es sich bei der Hitze am besten im Wasser. Ob die Wasserqualität entsprechend gut ist, wie hier am Senftenberger See in Großkoschen, sollte jeder Badende lieber selbst in Augenschein nehmen. Die Informationen der Behörden dazu sind weitgehend inaktuell.

© Monika Skolimowska/dpa

Wasserqualität in Brandenburger Seen: Hitzewelle lässt Algen in Badeseen wachsen

Die Hitze lässt die Algen in vielen Gewässern wachsen – oft zu schnell für die Qualitätskontrolleure in der Mark und Berlin. Wie gut ist die Qualität der Gewässer noch?

Potsdam - Dieser Mittwoch dürfte in Brandenburg und Berlin der heißeste Tag dieses Jahres werden. Bei 37 Grad im Schatten lässt es sich am besten am Wasser aushalten. Aber sind die Seen überhaupt noch zum Baden geeignet? Mit fast 30 Grad dürften viele Gewässer so warm sein wie nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Vor den Ferien hatte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) gemeinsam mit Wasserbetrieben, Technologiestiftung Berlin sowie dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ein Online-Portal präsentiert, das über die Wasserqualität an den 39 offiziellen Badestellen der Stadt informiert. Unter badegewaesser- berlin.de findet sich tatsächlich ein guter Überblick. Doch blieb das Manko, dass nur alle 14 Tage Wasserproben entnommen werden.

Da auch die Auswertung im Labor Zeit braucht, sind viele Daten gut zwei Wochen alt. So steht die Badestelle Schmöckwitz an der Dahme mit Stand 23. Juli weiter wie alle anderen als „sehr gut“ in der Liste, obwohl eine Lageso- Sprecherin bereits in der vergangenen Woche von bedenklichen Blaualgen dort berichtet hatte. Online findet sich dieser Hinweis nicht – obwohl es in diesen Tagen angesichts des Andrangs erst recht auf verlässliche Infos ankäme. Vom Lageso war am Dienstag krankheits- und urlaubsbedingt keine Auskunft zu erhalten.

Faustregel: Passabel aussehendes Wasser ist auch zum Baden geeignet

Ersatzweise muss deshalb der Rat von Uwe Krink herhalten: Der Sprecher des Brandenburger Verbraucherschutzministeriums sagt, dass das Algenproblem – genau genommen handelt es sich bei Blaualgen um Cyanobakterien – für jedermann erkennbar sei. Man kann sich also durchaus an der Faustregel orientieren, dass passabel aussehendes Wasser auch zum Baden geeignet ist und umgekehrt.

Mit dem Online-Portal badestellen.brandenburg.de existiert zwar auch fürs Umland ein Überblick, aber die Wasserqualität wird dort sogar nur alle vier Wochen kontrolliert. Laut aktueller Liste sind 272 von 273 geprüften Badestellen unproblematisch – Stand 2. Juli.

Trübes Wasser kann zur Gefahr werden, wenn jemand untergeht

Tatsächlich gebe es inzwischen neuere Daten, sagt Ministeriumssprecher Krink. Das Baden sei weiter überall erlaubt, aber man habe von den Gesundheitsämtern neun Hinweise auf Blaualgen, fünf auf Algen im Allgemeinen und sieben auf Sichttiefen von weniger als einem halben Meter erhalten. Derart trübes Wasser kann zur Gefahr werden, wenn jemand untergeht.

Im Labor werden die Proben auf Colibakterien und Enterokokken untersucht. Erstere gelten nach Auskunft der Wasserbetriebe als Indikator für diverse potenziell gesundheitsschädliche Bakterien. Letztere können Harnwegs- und Wundinfektionen auslösen und sind vor allem für Schwangere gefährlich.

Mehr als die Hitze dürften den Gewässern die angekündigten Gewitter zusetzen: Wenn Dreck von Straßen und Kanalisation ins Wasser läuft, ist nicht nur ein Fischsterben zu befürchten, sondern auch ein Badeverbot.

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Rekordtage mit Blitzgefahr

DIE HEISSESTEN TAGE

Auch, wenn es einem vorkommt, als sei es nie heißer gewesen: Der bis zu dieser Woche heißeste Tag in Brandenburg und Berlin wurde nach Angaben von Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) vor fast genau drei Jahren gemessen, am 7. August 2015 mit 38,9 Grad. Im Schatten wohlgemerkt. „Es ist internationaler Standard, dass immer in einer abgeschatteten Fläche in zwei Meter Höhe gemessen wird“, sagt Friedrich. Auf einer der Sonne direkt ausgesetzten Hauswand käme man schnell auf über 50 Grad. Die für diesen Mittwoch angesagten 38 Grad sind also Schattenwerte, die aber noch überschritten werden können.

IM HAUS BLEIBEN

Wer also irgendwie kann, sollte zuhause bleiben, raten die Experten. Vor allem alte Menschen und kleine Kinder könnten die selbst im Schatten extremen Temperaturennur eine kurze Zeit lang kompensieren. Ansonsten helfen Ventilatoren, kalte (Fuß-)Bäder, nasse Handtücher und notfalls auch ein kaltes Bad in der Wanne, um den Körper mal wieder runterzukühlen. Denken Sie beim Aufenthalt in klimatisierten Räumen und Fahrzeugen an wärmere Kleidung und möglichst ein Halstuch, die extremen Temperaturunterschiede können schnell krank machen. Und natürlich viel, viel trinken! Aber keinen Alkohol.

STARKREGEN & TORNADOS

Ab Donnerstag rechnen die Meteorologen mit ersten Hitzegewittern. Dann drohen neue Extreme: Blitzeinschläge, Hagel, Starkregen. Wo genau das passiert, kann man seriös erst ein bis zwei Stunden voraussagen. Von Westen kommt eine massive Kaltfront, trifft hier auf schwülwarme 30 bis 34 Grad. Da könnte es am Nachmittag und Abend sogar zu orkanartigen Stürmen kommen, wieder starkem Regen und schlimmstenfalls sogar zu Tornados. „Wir geben aber keine spezielle Warnung heraus“, sagt DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Das ginge seriös nur ein paar Minuten vorher. „Und im Sommer können eigentlich bei jeder Wetterlage Tornados auftreten.“

KELLER ODER NICHT?

Umso wichtiger ist das richtige Verhalten bei Unwettern. Dass man bei Gewitter auch nicht unter Buchen, sondern eigentlich nur im Auto oder im Haus sicher ist, hat sich herumgesprochen. Wobei ein Keller besonders zu empfehlen ist. Allerdings nicht bei Starkregen, da kann er – wie Unterführungen und Tunnel – schnell volllaufen und zur tödlichen Falle werden. Und bei einem Tornado sollte man auf keinen Fall im Auto sitzen bleiben und vielleicht noch ein Handyvideo machen, rät Andreas Friedrich: „Da heißt es, so schnell wie möglich weg. Denn bei einem Tornado kann alles zum tödlichen Geschoss werden: Dachziegel, Äste, Baugerüste, Schilder...“ 

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