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Zum Teil bleiben Patienten in Potsdam zeitweilig unversorgt, weil es zu wenig Pflegekräfte gibt.

© B. Pedersen/dpa

Warnung vor Pflegenotstand in Brandenburg: Notstand in Potsdam: Pfleger arbeiten lieber in Berlin

In einigen Regionen in Brandenburg kann die Pflege nicht mehr sichergestellt werden, warnt der Sozialverband Volkssolidarität. Besonders schwierig ist die Lage in Potsdam.

Potsdam - Der Sozialverband Volkssolidarität hat vor einer Pflegekrise in Brandenburg gewarnt. Im Bundesland seien „zunehmend bedrohlicher werdende Defizite in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen“ zu verzeichnen, erklärte der märkische Verbandsratsvorsitzende der Volkssolidarität, Bernd Niederland, am Freitag in Potsdam. In einigen Regionen könne die pflegerische Betreuung und Begleitung durch die Wohlfahrtsverbände und Privatanbieter nicht mehr sichergestellt werden.

Pflegebedürftige Menschen müssten deshalb von den Diensten und Einrichtungen abgewiesen werden, betonte Niederland: „Auch in Potsdam, aber nicht nur dort.“ Der RBB hatte zuvor über große Pflegeprobleme in Potsdam berichtet. Viele Pflegebedürftige fänden dort keine ambulante Hilfe mehr, weil Fachkräfte fehlen. Zum Teil blieben Patienten zeitweilig völlig unversorgt. In Potsdam sei die Lage besonders schwierig, weil Pflegekräfte im benachbarten Berlin besser verdienen und deshalb dorthin abwandern, hieß es.

Dauerhafter Mangel an Pflegekräften

Die 40 ambulanten Pflegedienste der Volkssolidarität seien täglich mit dieser Situation konfrontiert, betonte Niederland. Ursache sei der dauerhafte Mangel an Pflegekräften. Gründe dafür seien vor allem eine sehr hohe Arbeitsbelastung der Pflegekräfte und eine unzureichende Finanzierung der Pflege. Die Pflegekassen erfüllten ihren Versorgungsauftrag nur unzureichend.

Die geringen Vergütungen der Pflegeleistungen durch Pflegekassen und Sozialhilfeträger der Landkreise wirke sich nicht nur auf die Löhne nachteilig aus, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen, kritisierte Niederland. Besonders belastend sei, dass die Pflegezeit auf das gesetzlich vorgegebene Maß beschränkt sei. Dadurch entstehe ein großer zeitlicher Druck auf die Pflegekräfte. Pflegeleistungen müssten deshalb künftig entsprechend der tatsächlich für die Leistungen benötigten Zeit vergütet werden.

Fast 50 Prozent bessere Bezahlung in Berlin 

In Brandenburg komme verschärfend hinzu, dass Pflegeleistungen in Brandenburg und Berlin unterschiedlich vergütet werden. So würden bei der „kleinen Körperpflege“ die erbrachten Leistungen in Berlin um 48 Prozent besser bezahlt als in Brandenburg und bei der „Hilfe zur Nahrungsaufnahme“ um 33 Prozent. Teilweise würden die Leistungen in Berlin sogar um 70 Prozent höher vergütet.

Dies führe „zwangsläufig zu einer schlechteren Entlohnung der Pflegekräfte in Brandenburg und zu deren Abwanderung nach Berlin“, betonte Niederland. Diese Auswirkungen beschränkten sich keineswegs nur auf den berlinnahen Raum. (epd)

Yvonne Jennerjahn

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