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© Thilo Rückeis

Wappentier muss umziehen: Tempelhofer Damwild zieht von Berlin nach Brandenburg – neben Wildrestaurant

Seit 100 Jahren gibt es das Damwildgehege im Tempelhofer Franckepark. Nun muss der Park renoviert werden und die Tiere umziehen. Im neuen Gehege wird aber auch gejagt.

Die Tempelhofer haben den Hirsch im Wappen. Bis vor kurzem konnten sie im Franckepark die Tiere auch besuchen, streicheln, füttern. Seit 100 Jahren gibt es hier ein Damwildgehege. Noch dieses Jahr soll das Wappentier aber aus dem Bezirk in das Glauer Tal nach Brandenburg umgesiedelt werden, beschloss der Umweltausschuss im Bezirk Tempelhof-Schöneberg am Montag.

Mit der Parksanierung verschwinden auch die Tiere

Der gesamte Grünzug bestehend aus vier Parks in Tempelhof wird ab 2019 restauriert. Dazu gehört auch die Sanierung des Francketeichs im gleichnamigen Park. Der Teich wird von den Tierfäkalien verunreinigt und musste bisher, damit das Damwild die Fläche um den Teich nutzen kann, regelmäßig abgepumpt werden, was dem Gewässer schadete. Das berichtete Ordnungsstadträtin Christiane Heiß (Grüne).

Damwild mitten in der Stadt: Im Franckepark in Tempelhof..
Damwild mitten in der Stadt: Im Franckepark in Tempelhof..

© Saara von Alten

Aus tierschutz- und naturschutzrechtlichen Gründen können die Tiere auch nach der Sanierung nicht mehr in den Franckepark zurück. Das Gehege ist mit gut 8000 Quadratmetern zu klein für den Bestand von etwa zehn Tieren. Außerdem wächst keine Vegetation, die den Tieren eine selbständige Ernährung erlauben würde.

Die Trittbelastung schadet den Pflanzen auf den Hängen und führt zu Bodenerosion. Besucher seien in das Gehege eingedrungen, hätten Tiere verletzt und sie durch falsche Fütterung gefährdet, sagt Heiß. Die Tiere lebten im Franckepark nicht stressfrei.

Im Glauer Tal wird gejagt - Tempelhofer Damwild soll markiert werden

Im neuen Gehege werden sich die Tiere 160 Hektar – also eine etwa 200-mal so große Fläche - mit anderem Damwild und Mufflons teilen. Auch dort können Besucher die Tiere beobachten. Die Tempelhofer sind trotzdem traurig, dass ihre Wildtiere bald nicht mehr in der Nachbarschaft sind.

Vor allem haben sie Angst: Im Glauer Tal wird der Tierbestand im Wildgehege durch Jagd reguliert. Nebenan gibt es ein Restaurant, das Fleisch aus der Jagd anbietet. Die CDU-Fraktion Tempelhof-Schöneberg spricht von einem „großen Fehler“. Ein Familienausflug ins Glauer Tal soll offenbar „Wildliebhabern gleich in zweierlei Hinsicht“ gefallen.

Ordnungsstadträtin Heiß möchte beruhigen: Die Berliner Tiere sollen farblich markiert werden, so dass sie auch versehentlich nicht geschossen werden. Dennoch gäbe es bei der natürlichen Vermehrung und Verjüngung der Herden die Regulierung durch Jagd. Im Endeffekt seien sich alle beteiligten Fachleute einig, dass der Umzug für die Tiere eine deutliche Verbesserung sei.

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