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Neuland? An vielen Schulen in Brandenburg gibt es noch immer kein W-Lan.

© Patrick Seeger/dpa

W-Lan im Unterricht: Brandenburg fördert Digitalisierung an 50 Schulen

Zwei Millionen Euro stellt das Bildungsministerium 50 Schulen in Brandenburg zur Verfügung, um in Sachen Digitalisierung voranzukommen. Nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Potsdam - Dass die Schüler von Roswitha Malter noch nicht fit sind in Sachen Digitalisierung, weiß die Schulleiterin aus ihrem Alltag. „Unsere Schüler können hervorragend mit ihrem Smartphone umgehen, aber mit Anwenderprogrammen haben sie nichts am Hut.“ Die Schüler, von denen Malter spricht, sind vor allem Schulabbrecher, frühere Förderschüler und Migranten. An der Schule des Zweiten Bildungsweges in Königs Wusterhausen sollen sie allen Hindernissen zum Trotz auf die Berufswelt vorbereitet werden. Dabei sollen künftig auch Tablets und Laptops helfen, die Malter mit Geldern des Bildungsministeriums anschaffen will – obwohl es noch kein W-Lan an der Schule gibt.

50 ausgewählte Brandenburger Schulen werden in den kommenden zwei Jahren von den Mitteln des Bildungsprogrammes „medienfit“ profitieren. Insgesamt zwei Millionen Euro stehen den Schulen zur Verfügung, teilte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) bei einer Pressekonferenz am Montag mit. „Mit dem Programm sollen alle an Schulen beteiligten Akteure befähigt werden, sich souverän in der digitalen Welt zurechtzufinden und zu bewegen“, sagte die Ministerin. Das Geld für das Programm stammt aus dem Nachtragshaushalt und wird gleichmäßig auf die Schulen verteilt: 40 000 Euro pro Schule.

„medienfit“ soll eine Signalwirkung für die Digitalisierung an Brandenburgs Schulen haben

Eckhard Thiele hofft, dass „medienfit“ eine Signalwirkung für die Digitalisierung an Brandenburgs Schulen hat. Thiele, der stellvertretender Schulleiter am Oberstufenzentrum Dahme Spreewald ist, sorgt sich um die Qualität des Schulabschlusses an seiner Berufsschule. „Wir müssen die Jugendlichen berufstauglich machen, da sind wir reine Dienstleister“, sagte er. Die Arbeitswelt sei vom KFZ-Mechatroniker bis in die Metallindustrie längst voll auf die Digitalisierung eingestellt, Ausbildungsbetriebe würden ihre Technik ständig auf den neusten Stand bringen. „Wenn Bosch mit Windows 10 arbeitet, können wir in den Schulen nicht mit Windows 7 arbeiten. Da werden wir von der Industrie getrieben“, sagte Thiele. Die Politik habe dieses Problem der Berufsschulen lange nicht erkannt. Mit der Finanzspritze aus dem „medienfit“-Programm soll die Qualität des Unterrichts gesteigert werden. Für Thiele kann das aber nur der Anfang sein. „Letztlich sind die 40 000 Euro ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Ein Schulfach „Medien“ soll es indes weiterhin nicht geben. „Das sind Querschnittskompetenzen und eignen sich nicht als einzelnes Fach“, sagte Ernst und verwies auf einen entsprechenden Beschluss der Kultusministerkonferenz. Darin hatte man sich darauf verständigt, dass sechs Medienkompetenzen (Recherchieren, Kommunizieren, Produzieren, Schützen, Handeln und Analysieren) in Lehrplänen vermittelt werden müssen. „Diese Kompetenzen sind nicht an ein Fach geknüpft“, so Ernst.

Flächendeckendes W-Lan an Brandenburger Schulen: „Steter Tropfen höhlt den Stein“

Dass die bezuschussten Schulen einen Wissensvorteil bekommen, nimmt Ernst in Kauf. „Wir haben gerade eine Ungleichheit beim Einsatz digitaler Medien in den Schulen in ganz Deutschland“, sagte die Ministerin. Sie hofft auf eine baldige Standardisierung, auch durch die Ergebnisse von „medienfit“: „Wir generieren aus diesem Projekt Wissen für alle Schulen in Brandenburg.“

Das dürfte auch nötig sein. Einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem vergangenen Jahr zufolge nutzen bundesweit lediglich 15 Prozent der Lehrkräfte digitale Lernformen vielseitig, immerhin 37 Prozent machen das noch ab und zu. Die Hälfte aller Lehrer aber verwenden weder PowerPoint, Lern-Apps noch YouTube-Einheiten. „Es gibt Licht und Schatten“, gab Ernst zu. Sie plädierte dafür, sich zunächst darauf zu konzentrieren, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Tatsächlich gibt es an Brandenburgs Schulen beispielsweise noch immer kein flächendeckendes W-Lan. 2016 hatte die Landesregierung mitteilen müssen, dass nur rund jede zweite Schule in der Mark damit ausgestattet sei, aktuellere Zahlen konnte die Bildungsministerin am Montag nicht präsentieren.

An der Schule von Roswitha Malter soll zumindest das W-Lan nun eingerichtet werden. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, sagt sie etwas stolz. Für das kommende Jahr hat der Landkreis ihr endlich den Ausbau garantiert und auch eine Lernplattform für E-Books und Onlineaufgaben hat sie sich schon ausgeschaut. Vielleicht bekommt dann auch die Homepage der Schule ein Update. Eine Unterseite mit „Erfolgsgeschichten“ gibt es schon, momentan ist die aber noch im Aufbau. 

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