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Von Sandra Dassler und Susanne Leimstoll: Treberhilfe stellt alte Machtverhältnisse wieder her

Berlin - Der erst am 1. März dieses Jahres eingesetzte Geschäftsführer der Berliner Treberhilfe, Jens Fischer, ist beurlaubt und hat Hausverbot erhalten.

Von
  • Sandra Dassler
  • Susanne Leimstoll

Berlin - Der erst am 1. März dieses Jahres eingesetzte Geschäftsführer der Berliner Treberhilfe, Jens Fischer, ist beurlaubt und hat Hausverbot erhalten. Das bestätigten sowohl die Treberhilfe als auch das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Mittwoch.

Wie diese Zeitung erfuhr, wurde Fischer, der nach der „Maserati-Affäre“ für Transparenz sorgen und um Vertrauen in die Treberhilfe werben sollte, bereits kurz vor Ostern beurlaubt. Er selbst wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern. Von der Treberhilfe hieß es, man habe nicht vor, Fischer vollends abzuberufen.

Als vor zwei Wochen dem Diakonie-nahen Geschäftsführer Fischer vom Aufsichtsrat ein zweiter Geschäftsführer beigeordnet wurde, der als treuer Gefolgsmann von Treberhilfe-Chef Harald Ehlert gilt, war für Beobachter klar, dass Jens Fischer kalt gestellt werden sollte. „Die haben nur abgewartet, bis die Treberhilfe in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent war und weil Fischer bei den Mitarbeitern Vertrauen genoss “, sagte gestern ein Treberhilfe-Angestellter. Die Diakonie reagierte mit Unverständnis auf die Beurlaubung Fischers, die Senatsverwaltung für Soziales ebenfalls. „Nun ist endgültig klar, dass es den Verantwortlichen nicht um Offenheit und Transparenz geht“, sagte eine Sprecherin. „Wir haben schon vor Wochen Strafanzeige erstattet, jetzt ist die Staatsanwaltschaft an der Reihe.“ Die hat allerdings bisher die Räume der Treberhilfe nicht durchsucht, um Beweise sicherzustellen.

Wie berichtet hatte Ehlert als Chef der Treberhilfe jahrelang einen Maserati als Dienstwagen gefahren. Außerdem soll er ein für die Branche unüblich hohes Gehalt bezogen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue. Ehlert musste als Geschäftsführer zurücktreten, seine Aufgaben übernahm Jens Fischer. Zugleich wurde auf Drängen des Diakonischen Werkes, unter dessen Dach die Treberhilfe angesiedelt ist, ein Aufsichtsrat gegründet, dem neben zwei Vertrauten von Ehlert auch die ehemalige Sozialsenatorin Heide Knake-Werner (Linke) sowie der Diakonie-Vorstand Thomas Dane angehörten. Doch Dane wurde nach kurzer Zeit von den Ehlert-Leuten aus dem Aufsichtsrat ausgeschlossen. Knake-Werner trat daraufhin freiwillig aus, weil sie keine Möglichkeit mehr sah, für Aufklärung zu sorgen.

Die Treberhilfe hat ihre Struktur nun erneut verändert. Die gemeinnützige GmbH ließ gestern wissen, die überwiegenden Anteile des Vereins und Ehlerts Anteile halte seit Ende März ein Treuhänder. Im Aufsichtsrat sitzen nun vier Ehlert nahe stehende Mitglieder.

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