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Geblieben. Martin Wilke ist mit Frankfurt sehr verbunden. Er liebt seine Heimatstadt und ist auch aus diesem Grund nach der Wende nicht weggegangen.

© Patrick Pleul/dpa

Von Sandra Dassler: Der Frankfurter für alle

Pragmatisch, optimistisch, engagiert: Martin Wilke könnte als Oberbürgermeister eine Überraschung werden

Von Sandra Dassler

Frankfurt (Oder) - Die Eindeutigkeit des Ergebnisses der Frankfurter Oberbürgermeisterwahl überraschte sogar den Sieger. „Ich hatte zwar gehofft, dass es reicht“, sagte der promovierte Entwicklungsingenieur Martin Wilke, der als parteiloser Kandidat für SPD, CDU, FDP und zwei Bürgerbündnisse angetreten war. Dass er aber mit fast 60 Prozent seine Konkurrenten Stefan Ludwig (26,93) für die Linke und Katja Wolle (13,26) nahezu deklassierte, habe er nicht erwartet.

Genauso wenig sei ihm an der Wiege gesungen worden, dass er mal Oberbürgermeister seiner Heimatstadt werden würde, erzählt der Mann mit den buschigen Augenbrauen. Frankfurt habe er immer geliebt. „Ich weiß noch, wenn ich als Kind mit meiner Großmutter vom Hansaviertel aus in die Stadt blickte, hatte ich schon so ein Gefühl. Vielleicht bin ich deshalb nach der Wende nicht weggegangen wie so viele.“

Wie so viele hatte Wilke im Halbleiterwerk gearbeitet und nach der Wende über neue Geschäftsbereiche wie die Solarindustrie nachgedacht. Er wurde Projektmanager, später Chef der Technologieparks Ostbrandenburg, seit 2001 ist er Geschäftsführer der Investor Center Ostbrandenburg GmbH (Icob). Immer hat er sich für Investitionen engagiert, den Job will er als Oberbürgermeister nicht aufgeben: „Es wird einen neuen Geschäftsführer geben“, sagt er: „Deshalb kann ich doch zweiter Geschäftsführer sein, gerade weil die Icob eine städtische Wirtschaftsfördergesellschaft ist, die politisch kontrolliert wird.“ Selbst im Wahlkampf reiste Wilke ins Ausland, um Projekte einzutüten. Der 52-Jährige gilt als pragmatisch, was ihm manche vorwerfen, weil er angeblich vor allem Billigjobs in die Stadt holte: „Erst mal mussten sie da sein“, kontert Wilke, „ viele von ihnen zahlen jetzt gut.“

„Der Frankfurter für Frankfurt“ – vielleicht war es der Slogan, der zumindest die Mehrheit der allerdings nur knapp 40 Prozent Einwohner, die zur Wahl gingen, überzeugt hat. Was nicht für sie spricht, wie Gewerkschaftssekretär Volker Kulle von den Linken meint. „Hier braucht man keine Ausländer für Fremdenfeindlichkeit“, sagt er: „Fremde sind auch schon Eisenhüttenstädter.“ Wilke findet solche Polarisierungen falsch: „Nach Frankfurt kommen Menschen aus der ganzen Welt – als Studenten oder Investoren, die nichts von Fremdenfeindlichkeit spüren“, sagt er. „Ich bin froh, dass mich so viele Frankfurter gewählt haben. Ihnen fühle ich mich zuerst verpflichtet, nicht den Parteien.“ Das geht an jene, die prophezeien, Wilke würde jetzt die Pfründe an die Parteien verteilen, die ihn aufstellten. „Wer glaubt, ich lasse mich instrumentalisieren, könnte überrascht sein“, sagt er.

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