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In der Warteschleife. Vom stillgelegten Hafen in Mühlberg im Elbe-Elster Kreis aus will der Windradbauer Vestas seine neue Generation Rotorblätter verschiffen.

© Veit Rösler

Von Mattihas Matern: Sammeln für einen Hafen

Mit Konjunkturpaketgeld soll der Mühlberger Hafen für die Wirtschaft instand gesetzt werden. Den Eigenanteil aber kann sich die Stadt nicht leisten

Mühlberg/Potsdam - Es ist eine gute Entscheidung für den Wirtschaftsstandort Brandenburg, für die Region rund um Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) und die rund 530 Mitarbeiter des dänischen Windradherstellers Vestas. Anfang des Jahres hat die Konzernspitze in Kopenhagen entschieden, dass die nächste Generation Rotorblätter, mehr als 50 Meter lang, am Standort Lauchhammer gefertigt werden soll. „Das sind die Anlagen der Zukunft“, freut sich Frank Weise, Geschäftführer des brandenburgischen Vestas-Werkes. „Ein Beleg für unsere Leistungsfähigkeit.“

Doch während sich das Unternehmen auf die Produktion der neuen Windflügel einstellt, seine Kapazitäten erweitert, bleibt eine Frage weiter ungeklärt: Wie sollen die in Lauchhammer gefertigten Rotorblätter später zu ihrem Bestimmungsort gelangen?

Das Logistik-Konzept für den Windkraftanlagenbauer hat die Firma Glahr & Co. GmbH aus Potsdam entwickelt. Es basiert auf einem Vorhaben, dass im Süden Brandenburgs bei Kommunen und Unternehmen auf viel Zustimmung stößt, aber seit Langem in der Warteschleife hängt: Die sogenannte Revitalisierung des Elbhafens der 4000-Seelen-Gemeinde Mühlberg im Elbe-Elster Kreis, ein Steinwurf von der sächsischen Landesgrenze entfernt. Von hier aus sollen die Vestas-Flügel zu Wasser Richtung Nordsee ablegen. Dafür seien lediglich einige Instandsetzung- und Ertüchtigungsmaßnahmen am Hafen notwendig, so der Chef der Logistik-Firma Jan Hinrich Glahr. „Ein Hafenausbau ist das keinesfalls.“ Allerdings müsste außerdem auch der Radius einiger Kurven auf dem Weg zum Hafen vergrößert werde, berichtet der Logistiker. Knapp 50 Kilometer ist Lauchhammer von Mühlberg entfernt. „Wir haben den Transport auch in dem jetzigen Zustand probiert“, versichert Glahr. Ohne die baulichen Veränderungen an den Zufahrtsstraßen sei die Auslieferung aber sehr beschwerlich.

Trotzdem beläuft sich das Gesamtvolumen der Investition auf rund 2,4 Millionen Euro, zusätzlich einigen hunderttausend Euro für das Abschwächen der Kurven. Die ersten Überlegungen, den Hafen wieder in Betrieb zu nehmen gab es schon im Jahr 2004. Doch so günstig wie derzeit waren die Bedingungen eigentlich noch nie. Zu 90 Prozent wollen Bund und Land die Hafen-Revitalisierung aus dem Konjunkturpaket II finanzieren. Zehn Prozent, also 240 000 Euro, müsste der Antragsteller, nach Stand Anfang Dezember die Stadt Mühlberg, zuzahlen. Doch das kleine Elbstädtchen, nach Angaben des Landesfinanzministeriums nicht als finanzschwach eingestuft, kann das Geld allein nicht aufbringen. „Das würde den Haushalt komplett sprengen“, bestätigt Matthias Schneller, Wirtschaftsförderer im Kreis Elbe-Elster.

Durch ein gemeinsames Engagement der Kreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, der Stadt Mühlberg und aller Kommunen des Regionalen Wachstumskerns Westlausitz soll nun die erforderliche Summe zusammenkommen. „Es gibt eine Initiative zur Gründung eines Zweckverbandes“, bestätigt Schneller. „Ziel ist es, die Investition zu realisieren.“ Mittlerweile hätten knapp zehn weitere Unternehmen schriftlich Interesse an dem Hafen bekundet.

Trotz der gemeinsamen Bemühungen der finanziell klammen Kommunen befürchtet Jan Hinrich Glahr, dass das Land die Geduld verlieren und die für die Maßnahme vorgesehenen Mittel anderweitig vergeben könnte. „Bislang ist über die Förderfähigkeit des beantragten Projektes noch keine Entscheidung getroffen worden“, sagt Gabriel Hesse vom brandenburgischen Finanzministerium. Eine „zinslose Vorfinanzierung des Eigenanteils“ durch das Land komme aber nicht in Betracht, da die Stadt nicht als finanzschwach gilt. Verloren scheint also noch nichts, doch Hesse macht deutlich, wie schnell der Sand durch die Uhr rinnt: „Es gibt es derzeit keine Überlegungen hinsichtlich möglicher alternativer Verwendungszwecke. Es ist aber klar, dass eine verbindliche Entscheidung zur Nutzung von Mitteln aus dem Zukunftsinvestitionsgesetz in den nächsten Wochen getroffen werden muss, um notfalls alternative Verwendungen zu realisieren.“

Wirtschaftsförderer Schneller ist zuversichtlich, dass im Hafen von Mühlberg bald wieder Betriebsamkeit herrscht. „Mit oder ohne Konjunkturpaket.“ Das Vorhaben sei nicht nur für Vestas von Bedeutung: „Das ist eine einmalige Chance den Süden des Landes über die Elbe an das Wasserstraßennetz anzubinden“, schwärmt Matthias Schneller.

Mattihas Matern

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