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Von Matthias Matern: Wachsende Verunsicherung

Bislang 600 Fälle von Schweinegrippe in Brandenburg. Impfaktion wird besser angenommen.

Von Matthias Matern

Potsdam - Nachdem die Impfaktion gegen die Schweinegrippe in Brandenburg nur schleppend anlief, ist die Bereitschaft sich immunisieren zu lassen, offenbar leicht gestiegen. Wie mehrere Amtsärzte berichten, seien am Sonnabend und am gestrigen Montag mehr ausgewählte Personen zu den Impfterminen erschienen, als in der ersten Woche. Derzeit werden vor allem Angehörige der Feuerwehren, der Polizei, der Rettungsdienste, des Katastrophenschutzes und medizinisches Personal geimpft. Ab Mitte November sollen dann chronisch Kranke und andere Risikogruppen folgen. Viele hätten jedoch Angst, dass sich ihre Ärzte nicht an der Aktion beteiligen und würden deshalb bereits jetzt geimpft werden wollen, berichten die Amtsärzte außerdem.

Den bisherigen Erfolg der ersten Phase der Aktion lässt das Landesgesundheitsministerium gerade in den Kreisen abfragen. Johanna Aulich, Amtsärztin im Kreis Potsdam-Mittelmark, war vom Auftakt jedenfalls enttäuscht. „Von den knapp 2000 Feuerwehrleuten, die für die erste Woche eingeplant waren, haben sich gerade einmal 15 Prozent impfen lassen“, beklagt Aulich. „Insgesamt hatten wir mit der doppelten Zahl an Impfungen gerechnet.“ Unter dem Eindruck der jüngsten Todesfälle in Deutschland und den Meldungen aus der Ukraine, habe sich die Bereitschaft allerdings etwas erhöht, so ihre Vermutung. Gleiches berichtet auch Aulichs Kollegin Eleonore Baumann aus dem Kreis Oder-Spree. Im Vergleich zur vergangenen Woche habe die Nachfrage zugenommen. Die Impfaktion laufe mittlerweile wie geplant, die „Flure sind voll“, berichtet Potsdams Stadtsprecherin Regina Thielemann.

Auch in der Bevölkerung scheint die Angst vor dem H1N1-Virus mittlerweile die Skepsis gegenüber dem Impfstoff „Pandemrix“ und seinen möglichen Nebenwirkungen zu überlagern. Deutschlandweit hat die Zahl der seit April registrierten Krankheitsfälle zuletzt rasant zugenommen. In Brandenburg sind es mit Stand vom gestrigen Montag 600. Sieben Tage zuvor waren es noch 48 Fälle weniger.

Der Grad der Verunsicherung lässt sich an der Zahl der besorgten Anrufer in den Gesundheitsämtern ablesen. „Ich musste heute Hunderte Gespräche annehmen“, berichtet etwa Amtsärztin Michaela Hofmann aus dem Kreis Uckermark. Vor allem Rentner und chronisch Kranke hätten sich gemeldet und verlangt, geimpft zu werden. „Viele befürchten, dass ihre Hausärzte sie nicht impfen wollen“, sagt Hofmann. Auch Amtsärztin Aulich berichtet von solchen Gesprächen: „Einige Anrufer sagen, ihre Ärzte hätten bereits angekündigt, sie nicht impfen zu wollen.“

Von einer Totalverweigerung jedoch will man bei der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KV) bislang nichts gehört haben. Wie viele Arztpraxen sich aber an den Impfungen beteiligen werden, könne er ebenfalls derzeit nicht sagen, so KV-Sprecher Ralf Herre. In einer landesweiten Abfrage bei rund 1900 Medizinern versucht die KV gerade die Teilnahmebereitschaft zu ermitteln. Bislang hätten rund 450 Ärzte zugesagt, so Herre.

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