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Von Matthias Matern: Viele Märker haben eine lange Leitung

Jeder dritte Brandenburger Haushalt hat keinen schnellen Internetzugang. Für Netzbetreiber ist die Erschließung oft unrentabel

Von Matthias Matern

Potsdam - Im Internet zu surfen, ist in vielen Teilen Brandenburgs noch immer ein Geduldsspiel. Rund 30 Prozent der 1,2 Millionen Haushalte verfügen nicht über einen schnellen Zugang. Vor allem in dünn besiedelten Regionen der Prignitz, der Uckermark oder im Fläming gibt es nur wenige leistungsfähige Verbindungen – und das bremst auch die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Gemeinden. „Längst nicht alle Gewerbegebiete im Kreis haben DSL-Anschluss“, sagt Uwe Büttner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Prignitz. Mehrfach hätten sich Ansiedlungswillige deshalb für andere Standorte entschieden. „Für Investoren ist ein schneller Internetzugang ebenso wichtig wie Strom und Wasser“, sagt René Kohl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam.

Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hält eine Mindestübertragungsrate von ein bis zwei Megabit pro Sekunde für erforderlich, um größere Dateien wie Bilder, Programme oder Formulare fix genug zu versenden oder herunterzuladen. Das bedeutet in der Regel: Erforderlich ist ein DSL-Anschluss. Schon ISDN-Verbindungen entsprechen längst nicht mehr den Anforderungen. Doch Netzbetreiber wie Vodafone oder die Telekom halten die Erschließung dünn besiedelter Gebiete für unrentabel. Der Ausbau des DSL-Netzes ist teuer. „Das Verlegen von einem Kilometer Kabel kostet je nach Gelände zwischen 25 000 und 100 000 Euro“, sagt Telekomsprecher Georg von Wagner.

Selbst im nahen Berliner Umland, etwa in Schönwalde-Glien bei Falkensee oder in Teilen Kleinmachnows, ist DSL nicht zu bekommen. Gründe könne es mehrere geben, sagt von Wagner. So seien einige Wohngebiete in den 90er Jahren mit damals modernen Glasfaserkabeln ans Telefonnetz angeschlossen worden, die jedoch ohne teure Zusatztechnik keinen DSL-Anschluss erlauben. Und dort, wo Kupferleitungen liegen, sei die Entfernung von den Verteilerkästen zum Verbraucher entscheidend: Nach rund vier Kilometern werde das Signal zu schwach. Der Bau weiterer Verteilerkästen sei für die Telekom aber eine Investition ohne Gewinngarantie. Schließlich könnten auch andere Anbieter das Telekom-Netz nutzen. „Unternehmen erhalten von uns aber auf Wunsch eine DSL-Verbindung“, sagt von Wagner. Die Erschließungskosten werden dann über eine Monatsgebühr eingetrieben, die jedoch leicht mehrere hundert Euro ausmachen kann. Für Gemeinden bestehe die Möglichkeit, einen Anschluss über Eigenleistungen wie die Beteiligung an Tiefbaumaßnahmen oder Zuschüsse zu erreichen.

Dabei können Kommunen nun auf Hilfe vom Land zählen. Vor kurzem trat eine Richtlinie zur Förderung der Breitbandversorgung ländlicher Räume in Kraft. Bis zu 60 Prozent steuern Bund und Land künftig zu entsprechenden Projekten bei, maximal 200 000 Euro. Rund 3000 private Haushalte und 1300 gewerbliche Nutzer, so schätzt das Infrastrukturministerium, könnten so mit modernen Anschlüssen versorgt werden.

Große Hoffnungen setzt der IHK-Chef in ein Pilotprojekt, das in Wittstock startet: Statt über Kabel sollen dort bis zu 100 Nutzer ein Jahr lang Internetzugang über Rundfunkfrequenzen erhalten. Durchgeführt wird das Projekt von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) und T-Mobile. „Durch die Umstellung auf digitales Fernsehen werden Frequenzen frei“, sagt Uwe Haaß von der MABB.

Auch der Landkreis Teltow-Fläming will nicht länger auf die Telekom warten. „Spätestens im nächsten Jahr gründen wir mit den Kommunen eine Aktiengesellschaft und verlegen unser eigenes Glasfasernetz“, sagt Landrat Peer Giesecke (SPD). Das Netz mit neuer Technologie solle an Betreiber vermietet werden. „Noch 2009 wollen wir die erste Gemeinde anschließen.“

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