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Von Matthias Matern und Corinna Visser: Die weiteren Aussichten: zunehmend düster Die Stimmung bei den Unternehmen der Region hat sich deutlich verschlechtert

Berlin - Geschäftsleute in Berlin und Brandenburg blicken skeptisch in die Zukunft. Waren die Erwartungen in den vergangenen drei Jahren überwiegend positiv, so hat die weltweite Wirtschaftskrise die Stimmung deutlich vermiest.

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Berlin - Geschäftsleute in Berlin und Brandenburg blicken skeptisch in die Zukunft. Waren die Erwartungen in den vergangenen drei Jahren überwiegend positiv, so hat die weltweite Wirtschaftskrise die Stimmung deutlich vermiest. In Berlin stellten gestern Vertreter der vier Industrie- und Handelskammern (IHK) der Region ihren 15. gemeinsamen Konjunkturreport vor. Für die Analyse wurden insgesamt 4700 Unternehmen zur aktuellen Lage und zu ihren Aussichten befragt. In Brandenburg beteiligten sich rund 1100 Betriebe. Demnach sank der sogenannte Konjunkturklimaindex aus dem positiven Bereich von 119 Punkten des Vorjahres unter die neutrale 100-Punkte-Schwelle auf aktuell 86 Punkte und markiert somit den niedrigsten Stand seit 2003.

Ein Rückgang um 33 Punkte ist zudem beispiellos in der zehnjährigen Geschichte der gemeinsamen Auswertung. Ermittelt wird der Index aus den Salden positiver und negativer Einschätzungen der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage. Dabei zeigt sich in der jüngsten Umfrage der Kammern, dass die Unternehmen ihre Zukunft schlechter beurteilen, als ihre gegenwärtige Situation. Dennoch sei auch die aktuelle Lage nicht zufriedenstellend, meinte etwa Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK-Berlin. Die Zahl der Unternehmen in der Region, die ihre Situation als schlecht einschätzen, habe sich mit 21 Prozent gegenüber 2008 fast verdoppelt. In Brandenburg beurteilten sogar 23 Prozent der Betriebe ihre Situation negativ. 2008 waren es dagegen nur 13 Prozent.

Besonders skeptisch bewerten Geschäftsleute aus dem Bereich der Kammer Frankfurt (Oder) ihre Lage. Im Westen des Landes schätzen immerhin 29 Prozent der Unternehmen ihre Situation als gut ein. Im Süden sind es sogar 35 Prozent. Im Osten dagegen nur 23 Prozent. Entsprechend schlecht sind dort auch die Erwartungen. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten rechnet mit einer eher ungünstigen Entwicklung. Im gesamten Land sind es 41 Prozent. Am Größten ist die Zuversicht in Brandenburg im Kammerbezirk Potsdam. Elf Prozent erwarten einen besseren Geschäftsverlauf als bisher. Der Landesschnitt liegt bei acht Prozent.

„Insgesamt ist der Optimismus bei den Dienstleistungsunternehmen noch am stärksten", sagte René Kohl, Hauptgeschäftsführer der IHK-Potsdam.Vor dem Hintergrund der schwierigen Wirtschaftslage werde sich auch die Erholung auf dem Brandenburger Arbeitsmarkt nicht fortsetzen, gab Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, zu bedenken. Etwa jedes vierte Unternehmen sehe sich gezwungen, den Personalbestand zu verringern. Ebenfalls eingetrübt habe sich die Investitionsbereitschaft, so dessen Kollege von der IHK-Ostbrandenburg, Gundolf Schülke.

Positive Nachrichten kamen gestern indes von der Brandenburger Industrie. Trotz Wirtschaftsflaute sei das Auftragsvolumen im Dezember um mehr als 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, teilte das Landeswirtschaftsministerium mit. Vor allem Großbestellungen aus dem Ausland bei Unternehmen aus dem Bereich Fahrzeugbau hätten zu diesem Ergebnis geführt, so Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU).

Neue Impulse für die regionale Wirtschaft erhoffen sich die Kammern von dem Konjunkturpaket des Bundes. Bisher habe die Bundesregierung einen ordentlichen bis guten Job bei der Umsetzung gemacht, sagte Berlins IHK-Chef Eder. Er forderte den Berliner Senat eindringlich auf, aus eigenen Mitteln weitere Investitionen anzugehen. Immerhin gebe es allein bei der Straßenerhaltung einen Investitionsstau von bis zu 400 Millionen Euro.

Christian Dräger, Konjunkturexperte des DIW Berlin, teilt die Einschätzung der IHK, dass die Region unter dem weltweiten Konjunkturabschwung weniger leiden wird, als andere Bundesländer. So habe Bayerns Wirtschaft eine Exportquote von 50 Prozent, die Berliner dagegen von weniger als 40 und Brandenburg weniger als 25 Prozent.

Dabei sind keineswegs alle exportorientierten Unternehmen pessimistisch. Die Berliner Firma Knauer, die Labormessgeräte herstellt, lebt zu 70 Prozent vom Export. „Unser Umsatz ist stabil und war auch im vierten Quartal stark“, sagte Geschäftsführerin Alexandra Knauer dem Tagesspiegel. Die Firma liefert an Universitäten und Forschungseinrichtungen in 60 Ländern. Sinkende Nachfrage in einem Land könne man mit Aufträgen anderswo ausgleichen. „Wir sind optimistisch“, sagte Knauer, „und hoffen, dass die Krise uns nur streift.“

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