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Von Matthias Matern und Claus-Dieter Steyer: Keine Entscheidung

Erstmals durften am Sonntag Brandenburger in fünf Kreisen in direkter Wahl ihren Landrat bestimmen. Doch keiner der insgesamt 15 Kandidaten erreichte die notwendige Zahl an Stimmen.

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Forst/Eberswalde/Neuruppin/Herzberg/Senftenberg - Ob es am Wetter lag, oder ob Brandenburgs Wähler einfach kein Interesse an mehr direkter Demokratie haben, ließ sich am gestrigen Sonntag jedenfalls nicht klären. festzuhalten bleibt aber, bei der ersten Direkt von Landräten im land Brandenburg stand auch nach Auszählung aller Stimmen am Abend kein Gewinner fest. in keinem der fünf Kreise erzielte ein Kandidat die notwendiger Zahl an Wählerstimmen. Überall blieb die Wahlbeteiligung gering. In den Kreisen Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz, Ostprignitz-Ruppin, Elbe-Elster und barnim kommt es am 24. Januar zur Stichwahl.

Spree-Neiße

Spannung versprach die Abstimmung vor allem im Landkreis Spree-Neiße, wo der Kandidat der Linken unter Stasi-Verdacht geriet. Doch die Wähler trafen eine eindeutige Entscheidung. Diethelm Pagel erhielt lediglich 5186 und damit 16,14 Prozent der Stimmen. Er ist damit aus dem Rennen. Das machen nun Amtsinhaber Dieter Friese von der SPD (48,04 Prozent) und der CDU-Mann Harald Altekrüger (36 Prozent) unter sich aus.

Oberspreewald-Lausitz

Ganz knapp verpasste im Kreis Oberspreewald-Lausitz der Schipkauer Bürgermeister Siegurd Heinze auf Anhieb den Sprung auf den Chefposten der Kreisverwaltung. Ihm fehlten etwa 700 Stimmen für das erforderliche Quorum von knapp 16 000 Stimmen aller Wahlberechtigten. Der parteilose Kandidat der CDU, der sich auch auf die FDP und unabhängige Gruppierungen stützen konnte, verwies mit 49,9 Prozent die SPD-Landtagsabgeordnete Martina Gregor-Ness (31 Prozent) in die Schranken.

Ostprignitz-Ruppin

Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin ist am Sonntag noch keine Entscheidung über einen neuen Landrat gefallen. Der 46-jährige stellvertretende Landrat Egmont Hamelow (CDU) und der 33-jährige Jurist Ralf Reinhardt, der für die SPD antritt, müssen in zwei Wochen in die Stichwahl, wie der Kreiswahlleiter mitteilte. Hamelow erreichte laut dem vorläufigen Ergebnis 41,8 Prozent der Stimmen. Reinhardt bekam 28,5 Prozent.

Auf den Kandidaten der Linken, Willi Göbke (57), entfielen 18,4 Prozent und auf den Leiter des Instituts für Epidemiologie des Friedrich-Loeffler-Instituts in Wusterhausen/Dosse, Franz Josef Conraths (Grüne/53), 11,2 Prozent. Der bisherige Amtsinhaber Christian Gilde (Linke) war aus Altersgründen nicht noch einmal angetreten. Die Wahlbeteiligung lag bei 30,6 Prozent.

Elbe-Elster

Auch im Elbe-Elster-Kreis gab es keinen Gewinner. CDU-Kandidat Christian Jaschinski erreichte mit 36,8 Prozent aller abgegebenen Stimmen das beste Ergebnis. Die parteilose Einzelkandidatin Iris Schülzke aus dem Amt Schlieben kam auf 33,8 Prozent. SPD-Mann Lutz Kilian lag nach Auszählung aller Stimmen bei nur 29,4 Prozent. Schülzke und Jaschinski müssen demnach zur Stichwahl antreten.

Trotz der geringen Wahlbeteiligung von nur 26 Prozent war Jaschinski zufrieden. „Klar haben wir Grund zu feiern, auch wenn wir nur die Herbstmeisterschaft gewonnen haben“, sagte der CDU-Kandidat auf seiner Wahlparty. Das scheinbar geringe Interesse der Wahlberechtigten erkläre er sich mit den extremen Witterungsbedingungen, so Jaschinski. „Außerdem waren es nur drei Prozent weniger als bei der Europawahl.“ Wäre das Wetter besser gewesen, hätten vermutlich deutlich mehr Wähler abgestimmt. Deshalb sei aus seiner Sicht das Experiment Direktwahl auch nicht gescheitert, meinte der Landratsanwärter.

Tatsächlich verlangte der stramme Winter den Wählern und vor allem den Wahlhelfern im Elbe-Elster-Kreis gestern einiges ab. Wie Kreiswahlleiter Dirk Gebhard mitteilte, seien in zwei der 215 Wahllokale tagsüber für einige Zeit die Heizungen ausgefallen.

Barnim

Barnim-Landrat Bodo Ihrke (SPD) zeigte sich gestern erst einmal zufrieden, dass die Wahl trotz Schneesturm ohne Schaden verlaufen war. „Ich freue mich, dass es aufgrund von Sturmtief Daisy nicht zu schwereren Unfällen gekommen ist.“ Wegen der extremen Wetterverhältnisse sei deshalb auch eine Wahlbeteiligung von 22,6 Prozent gar nicht so schlecht. Wie im Elbe-Elster-Kreis hat es auch im Barnim für keinen der drei Kandidaten gereicht. Amtsinhaber Ihrke erreichte 48,7 Prozent. Die Linke-Kandidatin Margitta Mächtig kam mit 36,4 Prozent auf dem zweiten Platz. Frank Valentin von den Freien Wählern landete mit 14,9 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Ihrke zeigte sich gestern zuversichtlich, dass es in der Stichwahl zwischen ihm und Mächtig zu einer Entscheidung kommt. „Wenn alle nochmal wählen gehen und dann noch ihren Nachbarn mitnehmen, wird es reichen“, übte sich Ihrke gestern in Zwangsoptimismus.

Im Büro der Kreiswahlleiterin Ilona Forth war die Stimmung dagegen eher gedrückt. Das ist die niedrigste Wahlbeteiligung, die ich hier je erlebt habe“, räumte Forth, die seit rund 19 Jahren auf diesem Posten sitzt, ein. „Es war noch deutlich weniger als zur Europawahl. Da waren es immerhin noch 28,5 Prozent“, sagte Forth. mit ddp

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