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Von Matthias Matern und Alexander Fröhlich: Wilder Plan fürs Bombodrom Sielmann-Stiftung bekundet Interesse

Dallgow-Döberitz/Wittstock – Seit zwei Wochen ist Benedikt Schirge mit Ideen für eine Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock beschäftigt. So lange ist die Verzichtserklärung des Verteidigungsministeriums auf einen Luft- Boden-Schießplatz bei Wittstock schon her – und der Sprecher der Bürgerinitiative Freie Heide schmettert viele Vorschläge für den weiteren Umgang erst einmal ab.

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Dallgow-Döberitz/Wittstock – Seit zwei Wochen ist Benedikt Schirge mit Ideen für eine Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock beschäftigt. So lange ist die Verzichtserklärung des Verteidigungsministeriums auf einen Luft- Boden-Schießplatz bei Wittstock schon her – und der Sprecher der Bürgerinitiative Freie Heide schmettert viele Vorschläge für den weiteren Umgang erst einmal ab. „Die Botschaft ist die Heide selbst“, sagt er. Jetzt aber hat sich die Heinz Sielmann Stiftung ins Spiel gebracht – zu Schirges Freude. Den PNN sagte Walter Stelte, Vorstand der Sielmann-Stiftung, gestern bei einem Besuch der Sielmann-Naturlandschaft in der Döberitzer Heide nördlich von Potsdam, die Liegenschaft sei sehr reizvoll, nicht zuletzt als Ergänzung zum sanften Tourismuskonzept in der Müritzregion im Süden Mecklenburg-Vorpommerns.

Seit 2004 entwickelt die Sielmann-Stiftung zwei Kilometer auf der Döberitzer Heide eine Wildtierlandschaft und ein Naturerlebnisgelände. Das Areal wurde ab dem späten 18. Jahrhundert bis zum Abzug der Sowjettruppen in den 1990er Jahren militärisch genutzt und ist bis heute in weiten Teilen mit Munition belastet. Bis zum Jahr 2013 soll ein wildnisähnliches Naturschutzgebiet entstehen. Zentrales Vorhaben ist eine Wildniskernzone. Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche sollen darin unbehelligt von Menschen leben und nebenbei die Heidelandschaft erhalten. Auf Wanderwegen, die wegen der Blindgänger nicht verlassen werden dürften, können Besucher die Natur entdecken.

Der Geschäftsführer der Sielmann-Naturlandschaft, Lothar Lankow, betonte, die Sielmann-Stiftung habe große Erfahrung im Umgang mit solchen Liegenschaften. In der Döberitzer Heide beteiligt sich die Stiftung an der Munitionsberäumung. In Zusammenarbeit mit der Dresdner Sprengschule werden dort Langzeitarbeitslose aus der Region zu Munitionsbergern ausgebildet. Derzeit sind dort insgesamt 16 im Einsatz. Döberitz könnte daher ein gutes Vorbild für die künftige Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide sein.

Schirge jedenfalls begrüßte das Angebot. „Das ist ein Projekt, das uns überzeugt.“ Er warnte aber davor, sich überstürzt auf ein Konzept festzulegen. Zuletzt hatte er den Vorstoß der brandenburgischen Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm (Grüne) für einen Runden Tisch zur Zukunft des Geländes wegen der Bundestagswahl als parteipolitisch motiviert zurückgewiesen. Jetzt seien langfristige Ideen gefragt, sagte er. Wie etwa von der Sielmann-Stiftung, die es ermögliche, dass sich die Kyritz-Ruppiner Heide „Stück für Stück“ entwickeln könne. Auch Neuruppins Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) hatte die Döberitzer Heide als Vorbild genannt. Denn alles hängt an der Dekontamination, die sich über Jahre hinziehen dürfte. Mehr als 220 Millionen Euro werden dafür veranschlagt. 1,5 Millionen Blindgänger aller Kaliber sollen dort noch liegen.

So lange wollen Schirge und Ostprignitz-Ruppins Landrat Christian Gilde (SPD) nicht warten. Ihre Idee: Vorhandene und beräumte Strecken durch die Heide für Touristen nutzen und die Natur sich selbst überlassen. Eine kommerzielle Nutzung etwa für ein Solarkraftwerk kann sich Schirge nur am Rand des Geländes vorstellen. Weil potenzielle Investoren für die Militärbrache sich schon gemeldet haben, will der Wachstumskern Neuruppin nun ein Nutzungskonzept erarbeiten lassen.

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