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Von Matthias Matern: Studie: Märkische Firmen wollen weniger forschen

Bertelsmann-Stiftung sieht Brandenburg bundesweit auf letzten Platz. ZAB und ILB bezweifeln Ergebnis der Umfrage

Von Matthias Matern

Potsdam/Gütersloh - Unternehmen in Brandenburg wollen angeblich künftig weniger Geld für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren ausgeben. Das zumindest zeigt eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung aus Gütersloh unter bundesweit 2500 Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern, bei der Brandenburg im Ländervergleich nach Bayern sogar auf dem letzten Platz landet. Gestern wurde die Studie vorgestellt. Bei der Befragung gaben laut der Stiftung nur 62 Prozent der deutschen Unternehmen an, bis 2010 in Innovationen investieren zu wollen. Zwischen 2005 und 2007 jedoch hätten noch 72 Prozent mindestens eine Produkt- oder Verfahrensneuerung eingeführt. In Bayern soll die Innovationsbereitschaft um elf, in Brandenburg sogar um 14 Prozent gesunken sein.

Dort stieß das Ergebnis allerdings teils auf große Skepsis. „Diese Aussage deckt sich nicht mit unseren Erfahrungen“, sagte gestern Jens Unruh, Teamleiter Innovationsförderung bei der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). Im Gegenteil: Bisher seien in 2009 mehr innovative Projekte von Unternehmen bewilligt worden als noch vor einem Jahr, konterte Unruh. „Die Zahl der Anträge nimmt bislang ebenfalls weiter zu.“

Knapp 200 der Ende vergangenen Jahres befragten Unternehmen stammen nach Angaben der Stiftung aus Brandenburg. Davon rund 35 Prozent seien Industriebetriebe, der Rest Dienstleister gewesen, sagte Thorsten Hellmann von der Bertelsmann-Stiftung. Während die Unternehmen bundesweit neben der derzeitigen Wirtschaftskrise unter anderem komplexe Antragsverfahren, Informationsmängel zu Fördermöglichkeiten oder zu hohe bürokratische Hürden als Gründe für ihre Zurückhaltung angegeben hätten, hätten brandenburgische Firmen vor allem auf das größere wirtschaftliche Risiko durch die Krise und die dünne Eigenkapitaldecke verwiesen, erläuterte Hellmann.

„Das Ergebnis der Studie hat mich überrascht“, sagte gestern auch Kristian Kreyes von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). „Das Fördervolumen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte hat sich in Brandenburg von 2007 auf 2008 verdoppelt.“ Im vergangenen Jahr seien es rund 30 Millionen Euro gewesen, so Kreyes. Das zeige, dass das Interesse der Unternehmen an Innovationen deutlich gestiegen sei.

Ist bei ZAB und ILB bislang nichts von einem Nachlassen der Innovationsbereitschaft zu spüren, scheint das brandenburgische Wirtschaftsministerium andere Signale zu empfangen. „Viele Unternehmen sagen derzeit, wir müssen in der Krise erst einmal unsere Liquidität sichern, Investitionen in Forschung und Entwicklung seien deshalb momentan zweitrangig“, bestätigte Ministeriumssprecher Alexander Gallrein. Die Ängste seien auch „nachvollziehbar“, da viele Betriebe noch sehr jung sind und nicht über große Eigenkapitalreserven verfügen würden. Aber gerade in der Krise sei es wichtig, in Innovationen zu investieren.

Im Wirtschaftsministerium scheint man aber trotz der guten Zahlen mit dem Interesse der Firmen an Neuerungen generell nicht zufrieden zu sein. „Wir haben noch ein erhebliches Potenzial“, räumte Gallrein ein. Die Region verfüge über eine hervorragende Forschungslandschaft. „Aus unserer Sicht profitiert die Wirtschaft davon noch zu wenig.“

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