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Von Matthias Matern: Optimistisch durch die Krise

Trotz herber Umsatzrückgänge in der Industrie glauben Politik und Verbände an das Ende des Abschwungs

Von Matthias Matern

Potsdam - Die Umsatzeinbrüche der märkischen Industrie sind gravierend, waren aber abzusehen, sind sich Politik, Verbände und Wirtschaftsexperten einig. Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg schrumpften die Erlöse der 408 Industriebetriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern vom Februar 2008 innerhalb eines Jahres um insgesamt 19,4 Prozent. Bundesweit sanken die Einnahmen im gleichen Zeitraum um 23,3 Prozent. Die heftigsten Einbußen in Brandenburg verzeichnete die Automobil-Branche mit einem Umsatzeinbruch um mehr als 50 Prozent. Bei Metallerzeugern und bei metallverarbeitenden Betrieben sanken die Umsätze um etwas mehr als ein Drittel.

„Jetzt schlagen die Auftragsrückgänge vom vergangenen Herbst durch“, meint dazu Klaus Jeske vom Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg. Allein Kraftwagenbauer und Automobilzulieferer erhielten im Dezember nur noch halb so viele Aufträge wie im Jahr zuvor. Zudem zeige sich, wie abhängig auch die Unternehmen in Brandenburg vom Export sind. Denn während die Inlandsumsätze um rund 14 Prozent gesunken seien, waren es beim Auslandsgeschäft mehr als 34 Prozent. Besonders drastisch wirke der Einbruch auch, da sich die neuen Zahlen mit den sehr guten der vergangenen Jahre messen müssten. 2007 habe die märkische Industrie um 15,5 Prozent und 2008 um 9,5 Prozent zugelegt, sagt Jeske. Zwar würden derzeit die Finanzpolster der Unternehmen stark geprüft, aber noch habe die Mehrheit ausreichend Reserven.

Optimismus herrscht auch im Landeswirtschaftsministerium. „Wir gehen davon aus, dass die Industrie die Krise relativ gut überstehen wird“, sagt Ministeriumssprecher Alexander Gallrein. Nach wie vor werde investiert. Allerdings seien die Einbußen in der Tat „beträchtlich“. Doch gebe es auch Anzeichen für Hoffnung. So habe das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem jüngsten Gutachten eine Stabilisierung der Lage für das vierte Quartal 2009 in Aussicht gestellt und für das kommende Jahr sogar eine leichte Belebung.

Nach Ansicht von Karl Brenke, Brandenburg-Experte beim DIW, kann sich das Land im Vergleich zu Baden-Württemberg oder Bayern sogar noch glücklich schätzen. Dort sei die Industriedichte drei bis vier Mal so hoch, entsprechend schlimmer seien die Folgen der Krise. „Brandenburg ist das einzige Bundesland, in dem die Arbeitslosigkeit nur leicht gestiegen ist.“

In der Industrie ist die Zahl der Beschäftigten Angaben der Statistiker zufolge seit Februar 2008 sogar um 2,1 Prozent gestiegen. „Ein gutes Zeichen“, finden sowohl Jeske als auch Gallrein. Dies zeige, dass die Firmen am Personal festhalten. Beim Automobilzulieferer Schaeffler KG in Luckenwalde (Teltow-Fläming) gilt nach wie vor für alle 490 Beschäftigten Kurzarbeit. Um 45 Prozent sind die Aufträge des Herstellers für Motorenteile gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. „Betriebsbedingte Kündigungen hat es aber noch nicht gegeben. Allerdings wurden befristete Verträge nicht verlängert und Leiharbeit reduziert“, berichtet Werkleiter Markus Naumann. Sogar einen leichten positiven Trend meint er zu erkennen: „Mittlerweile werden erteilte Aufträge von den Kunden wenigstens nicht mehr nachträglich noch gekürzt.“

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