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Viel Getreide, kaum Gewinn: Obwohl Brandenburgs Bauern 2009 eines der besten Ernteergebnisse der vergangenen sechs Jahre erzielt haben, stecken einige in finanziellen Schwierigkeiten. Grund seien enorm gestiegene Kosten und schlechte Preise.

© Michael Urban/ddp

Von Matthias Matern: Landwirte klagen trotz guter Erträge

Brandenburgs Bauern haben mehr Getreide geerntet als 2008. Trotzdem wird mit Verlusten gerechnet.

Von Matthias Matern

Nauen - Noch im Mai forderten Brandenburgs Bauern wegen anhaltender Trockenheit Dürrehilfe vom Staat, jetzt haben sie eine der besten Ernten der vergangenen sechs Jahre eingefahren. Knapp 2,9 Millionen Tonnen Getreide holten die Landwirte nach einem vorläufigen Ergebnis des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg bislang von ihren Feldern. Damit liegen sie zehn Prozent über den Erträgen des Vorjahres und sogar 21 Prozent über dem Mittelwert seit 2003. In Wachow bei Nauen (Havelland) stellte der brandenburgische Landesbauernverband gestern seine eigene Erntebilanz 2009 vor. Diese fiel zwar etwas niedriger aus, betrug aber immerhin noch rund 2,7 Millionen Tonnen. Das seien etwa 15 Prozent mehr als 2008, sagte Verbandspräsident Udo Folgart. „Das ist mehr als wir erwartet haben.“

Während der Bauernverband die Erträge über eigene Abfragen seiner Mitgliedsbetriebe ermittelt, greift das Statistikamt auf Daten des Bundes- und Landesagrarministeriums zurück. So oder so, mit der Ernte sind die märkischen Bauern zufrieden. Die wider Erwarten guten Erträge erklärt sich Folgart mit dem Regen, der ab Mitte Mai eingesetzt hatte. „Teilweise hatten wir bis in den Juli hinein gute Niederschläge“, erläuterte der Bauernpräsident gestern. Vermutlich habe auch ein aufgrund der langen Trockenheit verstärktes Wurzelwachstum eine Rolle gespielt. Dadurch konnten die Pflanzen später besser Wasser und somit Nährstoffe aufnehmen.

Gar nicht zufrieden zeigte sich Folgart trotz der guten Ernte mit der wirtschaftlichen Situation der Landwirte. „ Gewinne wird es wohl kaum geben. Die Getreidepreise sind gegenüber dem Vorjahr um rund 50 Prozent gesunken.“ Dagegen seien die Kosten für Düngemittel sogar um 300 Prozent gestiegen, beklagte der Verbandpräsident. Dadurch hätten eine ganze Reihe Betriebe erhebliche Liquiditätsprobleme bekommen. Ein signifikantes Höfesterben sei allerdings nicht zu erwarten.

Dennoch: Auch das brandenburgischen Landesagrarministerium sieht die Bauern in einer schwierigen Situation, nicht zuletzt wegen der Milchpreisentwicklung. Für Agrarbetriebe, die von ihrer Struktur her ansonsten wirtschaftlich intakt seien, stünden zinsverbilligte Kredite in Höhe von 25 Millionen Euro aus einem Bundesprogramm bereit, teilte Karlheinz Großkopf, Referatsleiter im Agrarministerium mit. Voraussetzung sei allerdings, dass der Betrieb belegen könne, dass er durch die Marktentwicklung in eine finanziell schwierige Lage geraten sei, sagte Großkopf. Derzeit lägen insgesamt 56 Anträge mit einem Gesamtkreditvolumen von 9,6 Millionen Euro vor.

Reinhard Jung, Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg, der vor allem kleinere Landwirtschaftsbetriebe vertritt, glaubt allerdings, dass die märkischen Bauern durchaus Gewinne einfahren werden. „Dadurch, dass der Weizen in diesem Jahr eine sehr gute Qualität hat, lässt er sich anstatt nur als Viehfutter auch als Brotgetreide verkaufen.“ Dies wiederum entlaste den ohnehin schon miserablen Preis für Futterroggen, sagte Jung gestern. Außerdem seien die Kosten für Dünger und Pflanzenschutzmittel bereits wieder gesunken.

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