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Von Matthias Matern: Land: Vorerst keine neue Dürrehilfe Landesbauernverband fordert Unterstützung

Potsdam - Wegen der Forderung nach Hilfsmaßnahmen aufgrund zu erwartender Ertragseinbußen durch die Trockenheit erntet der Landesbauernverband Kritik. Auf einem Krisengipfel Anfang der Woche verlangte der Verband von Landeslandwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD), bereits jetzt bei der EU in Brüssel eine Genehmigung zu beantragen, um im Ernstfall unverzüglich landeseigene Mittel gemäß der Existenzsicherungsrichtlinie an die Bauern zahlen zu dürfen.

Von Matthias Matern

Potsdam - Wegen der Forderung nach Hilfsmaßnahmen aufgrund zu erwartender Ertragseinbußen durch die Trockenheit erntet der Landesbauernverband Kritik. Auf einem Krisengipfel Anfang der Woche verlangte der Verband von Landeslandwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD), bereits jetzt bei der EU in Brüssel eine Genehmigung zu beantragen, um im Ernstfall unverzüglich landeseigene Mittel gemäß der Existenzsicherungsrichtlinie an die Bauern zahlen zu dürfen. Auch im Dürrejahr 2006 erhielten Landwirte auf diesem Weg Ausgleichszahlungen. Rund ein Drittel des landesweiten Getreidebestands seien bereits geschädigt, teilte gestern Holger Brantsch, Sprecher des Landesbauernverbandes mit. „In welcher Höhe mit Ertragseinbußen zu rechen ist, können wir allerdings erst zur Ernte genau sagen“, räumte Brantsch ein.

Der Forderung erteilte der Minister auf Nachfrage gegenüber den PNN gestern eine Absage, widersprach damit einem anderslautenden Medienbericht des Vortages. Derzeit sehe er keinen Grund aktiv zu werden, auch habe er nichts versprochen. Maßnahmen würden erst ergriffen, wenn Ertragseinbußen beziffert werden könnten, sagte Woidke.

Beim Bauernbund Brandenburg, der vor allem kleinere private Betriebe im Land vertritt, stößt die Forderung des Landesbauernverbandes nach einer erneuten Dürrehilfe auf Unverständnis. Angesichts der anhaltenden Frühjahrstrockenheit sei dieses Anliegen „peinlich und auf jeden Fall verfrüht“, sagte Bauernbund-Geschäftsführer Reinhard Jung. Zudem äußerte sich Jung generell kritisch zu solchen Hilfsmaßnahmen. So habe sich etwa die Dürrehilfe von vor drei Jahren als Wettbewerbsverzerrung entpuppt, da längst nicht alle betroffenen Betriebe Unterstützung bekommen hätten. „Wenn wirklich Hilfen notwendig werden sollten, müssen diese allen Betroffenen zugute kommen und nicht wieder nur einzelnen Betrieben“, betonte Jung.

Auch er habe 2006 Ertragseinbußen gehabt, aber keine Hilfen bekommen, bestätigte gestern Jürgen Frentzel, Geschäftsführer der Agrar GbR Wittbrietzen bei Beelitz im Kreis Potsdam-Mittelmark. Wegen seiner Einnahmen aus der Milchviehhaltung habe er damals nicht den Vorgaben entsprochen, die nur Hilfen für Bauern vorsehen, die in ihrer Existenz bedroht sind. Frentzel stellt sich erneut auf Ertragseinbußen ein. „Selbst, wenn es noch richtig regnen sollte, werden wir wohl rund ein Viertel weniger bekommen.“

Kollege Uwe Naujoks, Vorstandsvorsitzender der Agro Saarmund e.G. aus Potsdam-Mittelmark, erwartet sogar ein Ertragsminus von 30 Prozent. Auf insgesamt 1000 Hektar Land baut er Roggen an. „Seit Ende März gab es fast keinen Niederschlag. Die Bestände trocknen bereits aus.“ Auch sein Betrieb habe in den vergangenen Jahren keine Dürrehilfe erhalten, versicherte Naujoks. Die aktuelle Forderung bewertet er skeptisch. „Hilfen werden angekündigt, aber die Frage ist dann immer: Wie sehen diese Hilfen am Ende aus?“

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