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Platzmangel. Um seine Klimaziele erreichen zu können, muss Brandenburg die Fläche für Windkraftanlagen verdoppeln. 2020 sollen erneuerbare Energeien rund 20 Prozent am Gesamtverbrauch im Land ausmachen.

© Patrick Pleul/dpa

Von Matthias Matern: Land setzt auf Brise über dem Wald

Windkraftflächen sind knapp. Rotoren sollen sich zwischen Kiefern drehen

Von Matthias Matern

Potsdam - Brandenburg ist das fünftgrößte Land Deutschlands und gleichzeitig mit 86 Einwohnern je Quadratkilometer nach Mecklenburg-Vorpommern das am dünnsten besiedelte. Dennoch sind geeignete Flächen für die Stromgewinnung aus Windkraft knapp. Anwohnerproteste, Naturschutzgebiete, Flugkorridore und militärische Sperrflächen lassen die geeigneten Areale auf ein kritisches Minimum schrumpfen. Zumindest aus Sicht der Landesregierung. Denn um die ehrgeizigen Ziele seiner sogenannten Energiestrategie zu erreichen, benötigt das Land eigenen Angaben zufolge etwa 555 Quadratkilometer Fläche für die Nutzung von Windkraft. Das entspricht in etwa einem Anteil von 1,9 Prozent am gesamten Landesgebiet und wäre doppelt so viel wie bislang zur Verfügung stehen. Daher prüft das Landesumweltamt derzeit, ob auch Waldgebiete als Standorte für Windkraftanlagen genutzt werden können (PNN berichteten). Heute soll sich der Landtag mit der Problematik befassen. Am Mittwoch demonstrierten Windkraftgegner vor dem Parlment.

Bis 2020 will Brandenburg den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch bis auf 20 Prozent steigern. Die Windkraft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Doch immer wieder stoßen die dafür zuständigen Regionalen Planungsstellen der Landkreise bei der Ausweisung neuer Eignungsgebiete auf Widerstand. So fordert derzeit, wie berichtet, eine Volksinitiative, das Land solle einen Mindestabstand von 1500 Meter zwischen Wohngebieten und Windanlagen festschreiben. Doch damit wären nach Ansicht der SPD-Landtgsfraktion die Ziele der Strategie nicht mehr zu realisieren. Infrastruktur- und Umweltministerium hatten der Fraktion in der Vorwoche Kartenmaterial vorgelegt, aus dem hervorgeht, dass die dann noch möglichen Flächen zu klein wären. Zudem könne das Land nach Angaben von Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) den Kommunen bestenfalls Empfehlungen geben, aber wegen der kommunalen Planungshoheit keine Vorschriften machen. Die Entscheidung unterliege letztlich den Kommunen. Wie berichtet wollen beide Ministerien noch vor der Sommerpause ein gemeinsames Rundschreiben an die Kummen schicken.

Woidkes Ministerium schlug deshalb schon vor Wochen vor, auch Wälder für die Windenergie zu nutzen, um den Flächenmangel zu mildern.

Rund eine Million Hektar Forst gibt es in Brandenburg, ein Drittel davon in Landesbesitz. Da Windräder im Durchschnitt 140 Meter hoch sind, überragten sie die Wälder deutlich. Naturschutzgebiete sollten tabu sein, so Woidke vor der Fraktion. Keine Probleme sehen die Ministerien bei Nutzwäldern, etwa den Kiefern-Monokulturen. Zudem würden nur kleinere Schneisen als Zufahrten zu den Anlagen benötigt. Um den Flächenbedarf zu decken, sei es allerdings auch erforderlich, dass private Waldbesitzer geeignete Gebiete an Anlagenbetreiber verpachten.

Was die landeseigenen Flächen betrifft, möchte das Umweltministerium sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Durch die Einnahmen aus der Verpachtung von nach wie vor munitionsbelasteten Waldgebieten könnte etwa die Beräumung bezahlt werden, stellte Woidke in Aussicht. Bei Solaranlagen wird dies bereits praktiziert.

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