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Von Matthias Matern: Krise? So gut wie nichts gemerkt

Der Spree-Neiße-Kreis landet im bundesweiten Krisenbetroffenheits-Ranking auf dem letzten Platz

Von Matthias Matern

Forst/Köln - Baden-Württemberg hat die Wirtschaftskrise schwer getroffen, Ostdeutschland ist mit einem blauen Auge davongekommen, aber im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße hat man vom schwersten wirtschaftlichen Einbruch seit Bestehen der Bundesrepublik kaum etwas gemerkt. Das zumindest ist eines der Ergebnisse des Krisenbetroffenheitsindexes Dezember des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln. Im Betroffenheits-Ranking des IW landet der Spree-Neiße-Kreis hinter dem Kreis Helmstedt (Niedersachsen) auf den letzten Platz.

Als Grund für das folgenlose Durchstehen der Krise geben die Analysten des IW die geringe industrielle Prägung der Wirtschaft an. Basis für die Bewertung seien aktuelle Daten zum regionalen Arbeitsmarkt und aus den jüngsten Branchenstatistiken gewesen, teilte das IW mit. So würden in den besonders schwer gebeutelten Regionen im Schnitt knapp 50 Prozent der Beschäftigten in der Industrie arbeiten. Davon wiederum knapp 30 Prozent in der Metall- und Elektrobranche. In Städten und Kreisen, deren Wirtschaft überwiegend durch Dienstleitung und durch Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, des Ernährungsgewerbes und der Pharmaindustrie geprägt ist, seien die Folgen deutlich geringer. Am schlimmsten getroffen habe die Krise vier Kreise in Baden-Württemberg, zwei Kreise in Nordrhein-Westfalen, drei aus Bayern und einen in Sachsen. Der brandenburgische Landkreis Barnim landet auf Rang 407 und somit nur sechs Plätze vor Spree-Neiße.

In der dortigen Kreisstadt Forst weiß man nicht so recht, ob man sich über den letzten Platz freuen soll, oder ob er mehr Anlass zur Trauer gibt. „Wir sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, gesteht Olaf Lalk (CDU), stellvertretender Landrat im Spree-Neiße-Kreis. Die Studie zeige eben auch deutlich, wie es um die Wirtschaft des Kreises bestellt sei. „Mit Großunternehmen sind wir wahrlich nicht gerade reichlich bestückt“, meint Lalk. Außer dem Energiekonzern Vattenfall, gebe es kaum Unternehmen in der Region, die im größeren Umfang Arbeitsplätze stellen. „Die wenigen die wir haben, haben sich dafür aber als recht stabil erwiesen“, meint der stellvertretende Landrat. Insgesamt aber sei die Wirtschaft des Kreises überwiegend durch kleine und mittelständische Firmen geprägt.

Wirtschaftliche Hoffnung setzt Olaf Lalk vor allem auf den Tourismus im Spreewald, die Chemieindustrie bei Guben und Spremberg sowie auf die Energiebranche. Mit Jänschwalde, Welzow-Süd und Cottbus-Nord liegen alle derzeit noch aktiven Tagebaue Brandenburgs im Spree-Neiße-Kreis. 2008 nahm Vattenfall am Standort Schwarze Pumpe sein CO2-armes Kohlekraftwerk zu Testzwecken in Betrieb. Wenn die absolute Wirtschaftskraft im Bundesvergleich auch schwach abschneidet, so attestierte das Magazin „Focus Money“ in seinem jüngsten Dynamik-Ranking dem Kreis immerhin eine recht gute Entwicklung. „Brandenburgweit landeten wir auf dem siebten Platz. Wir holen also auf“, sagt Lalk. Zufrieden sei er aber längst nicht. „Wir brauchen mehr große Unternehmen, die für Arbeitsplätze sorgen.“

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