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Unerreichbar für Langfinger. Eine Arbeitsbank und eine Betonmischmaschine hängen an einem Kran auf einer Baustelle. Einige Maßnahmen zum Schutz vor Klau am Bau kosten kein Geld und sind trotzdem effektiv.

© Bernd Thissen

Von Matthias Matern: Klau am Bau hat wieder Konjunktur

4000 Maschinen wurden 2009 bundesweit geklaut. Roland Petermann aus Kyritz traf es gleich zweimal

Von Matthias Matern

Kyritz/Potsdam - Roland Petermann hat die Faxen dicke. Sauer ist er vor allem auf die Polizei. „Ich zahle Steuern und die machen nichts, außer einen Zettel auszufüllen“, regt sich der 54-jährige Bauunternehmer aus Kyritz (Ostprignitz-Ruppin) auf. 1992 gründete er die Petermann Straßen- und Tiefbau GmbH, beschäftigt heute 25 Mitarbeiter. Bereits vier Baufahrzeuge wurden Petermann in den zurückliegenden 18 Jahren gestohlen. Zwei sogenannte Radlader allein im vergangenen Jahr. Den entstandenen Gesamtschaden schätzt der Geschäftsführer auf mehr als 250 000 Euro. Jeden Diebstahl habe er angezeigt. Gebracht habe es bis auf eine Ausnahme nie etwas, klagt Petermann. „Es wird einfach nichts unternommen und nach sechs Wochen kommt ein Schreiben, dass die Ermittlungen eingestellt werden.“

Vor allem für kleinere Betriebe, wie den von Petermann, können solche Diebstähle existenzbedrohliche Folgen haben. Zumal, wenn die Maschinen aus Kostengründen nicht versichert sind. „Wenn ich alles versichern lassen würde, wären die Beiträge so hoch, dass ich mir ja gleich jedes Jahr einen Bagger klauen lassen kann“, behauptet Petermann. Doch nicht nur der finanzielle Verlust trifft die Firmen hart. Oft könnten neue Aufträge nicht angenommen werden, weil das notwendige Gerät fehle, gibt Wolf Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg, zu bedenken. Angaben der Fachgemeinschaft zufolge wurden im vergangenen Jahr bundesweit rund 4000 Baumaschinen geklaut. Sein Eindruck sei, so Wenkel, dass die Zahl der Fälle wieder leicht ansteige. „Einige unserer Mitgliedsunternehmen haben berichtet, dass ihnen durch Diebstahl jährlich im Schnitt 20 000 Euro verloren gehen“, berichtet der Chef der Fachgemeinschaft.

In der Regel schlagen die Täter auf Baustellen zu: nachts, oder im Winter, wenn die Arbeit ruht. Gemopst wird nahezu alles, was nicht ausreichend gesichert ist, von der Bohrmaschine über den Presslufthammer bis hin zu schwerem Gerät. Die Chance die Diebe zu erwischen, sei allerdings gering, räumt das brandenburgische Innenministerium ein. „Meist gibt es keine Zeugen und häufig fehlen jegliche Angaben zur Tatzeit“, erläutert Ministeriumssprecher Geert Piorkowski. Zudem würden Diebstähle nicht selten erst nach Tagen bemerkt. Auch Knuth Thiel, Sicherheitsexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg, will der Polizei wegen der schlechten Aufklärungsquote vom Klau am Bau keine Vorwürfe machen. „Meist handelt es sich um organisierte Banden, die äußerst professionell vorgehen.“ Außerdem sei die Unterstützung seitens der Geschädigten nicht immer besonders hilfreich. „Manche Unternehmer können nicht einmal genau beschreiben was für eine Maschine geklaut wurde. Oft ist nicht einmal die Gerätenummer bekannt“, meint Thiel.

Dabei gibt es eine ganze Reihe präventiver Maßnahmen, die den Langfingern das Geschäft vermasseln sollen. Auf einer gemeinsamen Fachtagung, die heute in Potsdam stattfindet, wollen die brandenburgischen IHKs und das Landesinnenministerium vor Unternehmern einige der Schutzmaßnahmen vorstellen. Eine sehr einfache und hilfreiche Maßnahme sei zum Beispiel das Anlegen eines Maschinenpasses, empfiehlt IHK-Experte Thiel. „Den kann jeder Azubi ausfüllen, so einfach geht das.“ Sollte ein Baugerät gestohlen werden, lasse sich das Diebesgut später, etwa wenn es wieder verkauft werden soll, anhand der eingetragenen Nummer leichter identifizieren. Für größere Maschinen, Bagger und andere Baufahrzeuge, bestünde die Möglichkeit, sie mit GPS-Technik (Global Positioning System) ausstatten zu lassen. Durch das satellitengestützte Ortungssystem könnten gestohlene Fahrzeuge leicht verfolgt werden.

Wolfgang Frey, Geschäftsführer der TRP-Bau GmbH aus Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark), einem mittelständischen Betrieb mit 250 Mitarbeitern an fünf Standorten, hat mit GPS gute Erfahrungen gemacht. Rund 50 000 Euro hat er in die Sicherheit seiner Fahrzeuge investiert. „Vor einem Jahr wurde einem Mitarbeiter von uns ein Fahrzeug während der Kaffeepause geklaut. Er hat es noch wegfahren sehen“, berichtet Frey. Dank GPS habe die Polizei die flüchtigen Diebe kurz vor der polnischen Grenze bei Frankfurt (Oder) stellen können.

Einmal zumindest hatte auch Roland Petermann bereits Glück - ohne GPS. Zufrieden ist der Bauunternehmer aus Kyritz aber trotzdem nicht. Zwar wurde eines seiner gestohlenen Baufahrzeuge auf einem Bauernhof in Norddeutschland entdeckt, doch da hatte er sich bereits ein Ersatzfahrzeug besorgt. „Jetzt habe ich zwei gleiche Radlader, brauche aber nur einen und ein Verkauf lohnt sich derzeit nicht.“

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