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Kletterprofi. Jungluchs Lugh aus dem Tierpark Schorfheide fühlt sich am wohlsten in den Wipfeln der Kiefern. Geboren wurde er 2008 im Harz.

© Michael Urban/ddp

Von Matthias Matern: „Irgendwann ist der Luchs wieder da“

Eigentlich gilt die Raubkatze als ausgestorben. In der Schorfheide aber hat sie bereits ein neues Revier

Von Matthias Matern

Groß Schönebeck/Potsdam - Lugh und Loki heißen die beiden neuen Stars im Wildpark Schorfheide. Anfang vergangener Woche sind die zwei männlichen Jungluchse in Brandenburg angekommen. Wildpark-Chefin Imke Heyter hat sie selbst aus Wernigerode im Harz abgeholt. Dort wurden sie im Mai 2008 im Tierpark Christianental geboren. An ihr neues Domizil in Groß Schönebeck (Barnim) müssen sich die beiden Raubkatzen aber erst noch gewöhnen. „Es wird wohl noch etwas dauern, bis man sie häufiger zu sehen bekommt. Zumindest Lugh ist aber schon recht mutig. Am liebsten sitzt er hoch oben in den Kiefern“, berichtet Heyter.

Im Vergleich zu anderen Gehegen bietet sich den Neuankömmlinge in der Schorfheide purer Luxus. Mit rund 15 000 Quadratmetern Fläche ist die Luchsanlage die bislang größte. Zahlreiche Spenden haben den Bau ermöglicht. „Die Summe war so groß, dass wir sogar noch einen Teich anlegen konnten und einen Hügel zum Sonnen“, erzählt die Wildpark-Leiterin. „Für große Badeorgien“ seien Luchse allerdings eher nicht zu haben. „Dafür liegen sie gerne etwas erhöht in der Sonne“, sagt Heyter. In absehbarer Zukunft aber werden sich Lugh und Loki ihr begrenztes Paradies teilen müssen. „Insgesamt planen wir einen Bestand von fünf oder sieben Tieren.“

Die beiden Luchse, ist sich Imke Heyter sicher, werden die Attraktivität des Wildparks noch weiter steigern. Bereits jetzt zieht der Park bis zu 100 000 Besucher jährlich an. Besonders bekannt ist der Tierpark für sein Wolfsrudel. Doch während der Wolf nachweislich wieder durch die märkischen Wälder streift, gilt Europas größte Raubkatze bis auf wenige Ausnahmen in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert als ausgestorben. Einzig im Bayerischen Wald gibt es eine gesicherte Population. Auch im Harz läuft derzeit ein vielversprechendes Wiederansiedlungsprojekt. In Brandenburg dagegen gilt er bislang als Phantom, gesicherte Hinweise für seine Anwesenheit gibt es trotz vieler Spekulationen und angeblicher Sichtungen noch nicht. Aber Experten sind sich sicher: Der elegante Jäger mit den Pinselohren wird sich die Mark zurückerobern. „Irgendwann ist der Luchs wieder da“, sagt auch Professor Matthias Freude, Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes. Das Nahrungsangebot ist ausreichend. „Rehe gibt es in Brandenburg genug.“

Doch wenn er wiederkommt, muss er von allein kommen. „Eine gezielte Wiederansiedlung wird es nicht geben“, schließt Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) aus. Allerdings gebe es Berichte, nach denen der Luchs auch im sächsischen Elbsandsteingebirge wieder gesichtet werde. „Das ist nicht weit weg und was mit dem Wolf passiert ist, hat ebenfalls viele Fachleute überrascht“, meint der Minister. Regionen, die als Lebensräume infrage kämen, gebe es in Brandenburg jedenfalls genug. „Etwa die Lieberoser Heide, oder auch die Schorfheide.“

Selbst wenn der Luchs wieder hierzulande heimisch werden sollte, zu sehen bekommen werden ihn nur wenige. Der bevorzugte Lebensraum sind tiefe Wälder mit dichtem Unterholz. Auf die Jagd geht er vor allem in der Dämmerung und in der Nacht. Dabei durchstreift er ein Revier von durchschnittlich bis zu 250 Quadratkilometern Größe. Ein ausgewachsenes Tier kann eine Körperlänge von bis zu 1,20 Meter und eine Schulter Höhe von bis zu 70 Zentimetern erreichen. Mit seinem schwarz gefleckten rötlich bis gelbbraunen Fell ist er gut getarnt, zwischen dichtem Blattwerk kaum zu erkennen.

Dagegen stehen die Chancen für einen Begegnung im Wildpark Schorfheide um ein Vielfaches besser. Auch wenn die beiden Jungluchse Loki und Lugh noch etwas scheu sind. „Erst einmal müssen sie sich an den neuen Rhythmus bei der Fütterung anpassen“, meint Wildpark-Chefin Imke Heyter. In Wernigerode habe es nur abends etwas zu fressen gegeben. Bei den Mahlzeiten werden sich die beiden allerdings an Publikum gewöhnen müssen: Gefüttert werden soll ab sofort während der Öffnungszeit, täglich um 11.30 Uhr.

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