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Von Matthias Matern: Eine Stadt will es allen zeigen

Wenn am 25. April die Landesgartenschau in Oranienburg eröffnet, werden die Besucher nicht nur über die Blumen staunen, glaubt Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke. Längst sei aus dem „Aschenputtel hinter der Mauer“ eine lebenswerte Stadt geworden

Von Matthias Matern

Oranienburg - Gut vier Monate sind es noch bis zur Eröffnung der Landesgartenschau in Oranienburg (Oberhavel), da müssen die Mitarbeiter schon erste ungebetene Gäste vom Gelände verscheuchen. Immer wieder machten sich zuletzt Scharen von Krähen an den Beeten im Schlosspark zu schaffen, rupften Blumenzwiebeln aus und schlugen sich die Bäuche voll. Jetzt sollen Windräder, bunte Wimpel und Rasseln die gefräßigen Tiere fern halten. „Was fehlt, wird einfach nachgesteckt“, beruhigt Frank Oltersdorf, Geschäftsführer der Landesgartenschau Oranienburg 2009 GmbH. Ernstere Folgen durch die geflügelten Diebe erwartet Oltersdorf nicht.

Bislang lägen die Arbeiten voll im Zeitplan. Rund 22 Millionen Euro kostet die vierte Brandenburger Landesgartenschau, etwa fünf Millionen Euro mehr als die im havelländischen Rathenow vor zwei Jahren. Das Konzept ist geprägt vom Geist der Stadtgründerin Prinzessin Louise Henriette von Oranien. Die holländische Prinzessin ließ nach dem Dreißigjährigen Krieg eine Residenz mit barocker Schloss- und Stadtanlage nebst großem Schlosspark und Plantagen errichten. In der Umgebung förderte sie nach holländischem Vorbild landwirtschaftliche Musterbetriebe. Bereits mehr als 3000 Dauerkarten für die Schau sind verkauft.

Doch eigentlich sind die Blumen- und Gemüsebeete nur Teil einer größeren Inszenierung. Es ist die gesamte Stadt, die Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) ab dem 25. April ins Rampenlicht rücken möchte. Viele Jahre sei Oranienburg eine verkannte Stadt gewesen, galt als „Aschenputtel hinter der Mauer“, meint Laesicke. „Jetzt wird sich so mancher die Augen reiben.“ In Oranienburg sei viel passiert. „Wir haben geackert, aber nicht so laut getönt wie andere“, gibt sich Laesicke selbstbewusst.

Bisher machte die Oberhavel-Kreisstadt vor allem dann Schlagzeilen, wenn es um das Konzentrationslager Sachsenhausen ging, oder wieder einmal die Innenstadt wegen einer Bombenentschärfung gesperrt werden musste. Dabei hat sich Oranienburg in den vergangenen Jahren klammheimlich zur lebenswerten Stadt im Berliner Umland entwickelt. Die Zahl der Einwohner stieg von knapp 29 000 Mitte der 90er Jahre auf derzeit mehr als 41 000. Davon mindestens rund 3000 ausgewanderte Berliner, glaubt Bürgermeister Laesicke.

Heute ist Oranienburg die fünft größte Stadt Brandenburgs. In den Haupteinkaufsstraßen gibt es kaum Leerstand. Mehr als 1000 Unternehmen haben ihren Sitz in der Stadt am Lehnitzsee, darunter Weltmarktführer wie der Klebefolienhersteller Orafol, oder der Pharmaziebetrieb Altana, der zur dänischen Nycomed-Gruppe gehört. Mit einer aktuellen Arbeitslosenquote von 10,1 Prozent liegt Oranienburg deutlich unter dem Landesschnitt.

Die Voraussetzungen nach der Wende seien jedoch alles andere als günstig gewesen, meint Klaus-Dieter Steuer von der BIG-Städtebau in Brandenburg GmbH, die seit 1997 als Sanierungsträger in Oranienburg tätig ist. Während andere Städte in Brandenburg oft zumindest über einen intakten, mittelalterlichen Stadtkern verfügten, stand in Oranienburg lediglich ein marodes Schloss. „Das barocke Stadtbild wurde im Krieg fast vollständig zerstört.“

Mittlerweile ist der Innenstadtbereich in Anlehnung an alte Strukturen fast wieder hergestellt. Begonnen hatte die Stadt Mitte der 90er Jahre mit dem Bahnhof und dem Viertel rund um die Geschäftsmeile Bernauer Straße. 1999 wurde das Schloss nach umfangreicher Restaurierung wieder eröffnet. Mehr als 26 Millionen Euro an Fördermitteln sind seit 1991 in die Stadtentwicklung geflossen. „Das i-Tüpfelchen war aber der Zuschlag für die Landesgartenschau“, meint Steuer. „Ohne die Laga-Mittel hätten wir bestimmt noch bis 2017 an vielen Maßnahmen gesessen.“

Alle Lücken konnten aber nicht geschlossen werden. Das Herzstück der alten Barockstadt, der Platz gegenüber dem Schloss, ist nach wie vor ein provisorischer Parkplatz. Doch die aufblühende Stadt sorgt mittlerweile für Aufmerksamkeit.

Gleich mehrere Investoren hätten bereits an dem exponierten Grundstück Interesse bekundet, sagt Bürgermeister Laesicke. „Irgendeinen Kasten“ will er sich aber nicht mehr hinstellen lassen. Diese Zeiten seien vorbei. „Jetzt bestimmen wir die Regeln.“

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