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Von Matthias Matern: Die Neuen kommen

Brandenburgs neu ernannte Minister beim Antrittsbesuch in ihren Häusern. Platzeck meldet sich krank.

Von Matthias Matern

Potsdam - Das brandenburgische Bildungsministerium ist ein Hort der Beständigkeit: Während der rot-rote Koalitionsvertrag in fast allen Ressorts deutliche Spuren hinterlassen hat, ist einzig das Haus von Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) von Veränderungen verschont geblieben. „Hier läuft alles wie immer. Der Minister ist gegen 7.30 Uhr gekommen und hat seine Mitarbeiter wie üblich beim Kaffee zur Lagebesprechung empfangen“, berichtete am Montag Ministeriumssprecher Stephan Breiding.

Rupprechts frischgebackene Kabinettskollegen dagegen mussten sich gestern erst einmal in ihren Ressorts vorstellen. Anita Tack (Linke), im Land künftig zuständig für Gesundheit, Natur- und Verbraucherschutz, bekam bei ihrem Amtsantritt von Vorgänger Dietmar Woidke (SPD) sogar einen kleinen Drink spendiert. „Herr Woidke sprach zur Begrüßung der neuen Mitarbeiter und zur Verabschiedung des alten Teams einen kleinen Toast aus“, teilte Ministeriumssprecher Achim Wersin mit. Dabei hat das Ministerium mit jenem, das Woidke bis vor Kurzem führte, nicht mehr viel gemeinsam. Drei Abteilungen, darunter den wichtigen Bereich Landwirtschaft, mussten an das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) abgegeben werden. Dafür muss sich Tack ab sofort mit der Gesundheitspolitik rumschlagen.

Darum braucht sich Günter Baaske (SPD) künftig nicht kümmern, obwohl der Bereich noch bis vor wenigen Tagen in dem Haus angesiedelt war, das er gestern übernahm. Baaskes Vorgängerin Dagmar Ziegler (SPD) allerdings ließ sich nicht zur Übergabe blicken. Ziegler habe sich direkt nach der Wahl von ihren Mitarbeitern verabschiedet, hieß es dazu aus der Pressestelle des Ministeriums. Dafür setzte der neue Arbeits- und Sozialminister Baaske gestern bereits ein erstes Zeichen. Er taufte seinen Amtssitz. Das Hauptgebäude des Ministeriums wird nach der ersten brandenburgischen Sozialministerin Regine Hildebrandt benannt.

Im neuen Infrastruktur- und Agrarministerium hat man wohl andere Probleme als sich Namen für Dienstgebäude auszudenken. Die drei neuen Abteilungen aus dem ehemaligen Landwirtschaftsministerium müssen noch untergebracht werden. Wo, stünde aber noch nicht fest, sagte gestern Ministeriumssprecherin Petra Dribbisch. Dafür konnte sich die neue Ressort-Chefin Jutta Lieske (SPD) gleich über zwei Vorgänger aus ihrer eigenen Partei freuen, die ihr die Ministeriumsschlüssel zu Füßen legten: Wiederum Woidke, dieses Mal in seiner Rolle als Ex-Landwirtschaftsminister, und Reinhold Dellmann als ehemaliger Minister für Infrastruktur und Raumordnung. Trotz sozialdemokratischer Verbundenheit blieb die Atmosphäre eher nüchtern.

Für Ex-Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) hingegen gab es über alle politischen Gräben hinweg von seinem Nachfolger Ralf Christoffers (Linke) einen Blumenstrauß zum Abschied. Allerdings übergab Junghanns sein Ressort bereits am Freitag. Gestern absolvierte Christoffers einen ersten Rundgang durch sein neues Revier. Ein wenig länger werden die Mitarbeiter des Hauses jedoch wohl brauchen, bis sie am „Neuen“ ähnliche Schwächen entdecken, wie bei seinem Vorgänger. Denn Junghanns, heißt es aus dem Ministerium, habe eine Vorliebe für Süßes. Für besonders stressige Situationen habe immer eine Tafel Schokolade in der Schreibtischschublade des Sekretariats bereitgelegen.

Außer Junghanns gab es gestern auch Blumen für den scheidenden Finanz- und künftigen Innenminister Rainer Speer (SPD). Dessen Nachfolger als Finanzminister Helmuth Markov (Linke) überreichte gestern einen Strauß und bedankte sich dabei für Speers Handy-Nummer, die dieser ihm für den Fall der Ratlosigkeit zuvor gegeben hatte.

Speer selbst hatte gestern bei seinem Amtsantritt keine Blumen dabei, bekam aber von Innenminister a. D. Jörg Schönbohm (CDU) etwas geschenkt: Eine Bilanz seiner Amtszeit. In der randvollen Kantine verabschiedete sich Schönbohm nochmals von seinen Mitarbeitern. Bereits kurz vor der Landtagswahl hatte er auf dem Herbstfest des Ministeriums bei Freibier seinen Ausstand gefeiert.

In dem zuvor von Beate Blechinger (CDU) geführten Justizministerium fiel die Amtsübernahme erwartungsgemäß kühl aus. Die CDU hatte zuletzt Nachfolger Volkmar Schöneburg (Linke) heftig kritisiert, weil er in Veröffentlichungen die Bezeichnung der DDR als Unrechtsstaat infrage gestellt hatte. Ein Treffen von Blechinger und Schöneburg gab es gestern aus „Termingründen nicht“. In der Kantine der Staatskanzlei stellte sich Schöneburg gestern lediglich den Mitarbeitern vor.

Allein vor versammelter Mannschaft musste auch Martina Münch (SPD) gestern ihren ersten Arbeitstag bestreiten. Die bisherige Kultur- und Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) verabschiedete sich bereits vorigen Mittwoch aus dem Amt.

Somit kann sich außer Bildungsminister Rupprecht nur noch ein weiteres Kabinettsmitglied der alten Landesregierung an seinem alten Posten erfreuen: Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Der allerdings meldete sich gestern krank – fiebrige Bronchitis, teilte die Staatskanzlei mit.

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