zum Hauptinhalt

Von Matthias Matern: Der Traumhaus-Trend

Nach Thüringen hat Brandenburg in Ostdeutschland die zweithöchste Wohneigentumsquote Experten rechnen damit, dass sich noch mehr Menschen ein Haus oder eine Wohnung kaufen

Von Matthias Matern

Potsdam - Die Brandenburger lieben ihre eigenen vier Wände: Mehr als 39 Prozent aller Märker leben in einer eigenen Wohnung oder einem Haus. Mit dieser Eigentümer-Quote nimmt das Land hinter Thüringen mit 40,6 Prozent den zweiten Platz im Vergleich aller ostdeutschen Bundesländer ein. Insgesamt liegt die durchschnittliche Wohneigentumsquote in den ostdeutschen Ländern bei 30,6 Prozent, in den alten Bundesländern jedoch um 14 Prozent höher. Berlin als klassische Mieterstadt kommt lediglich auf eine Wohneigentumsquote von 14,1 Prozent. Die Werte basieren auf dem Mikrozensus des Jahres 2006, einer jährlichen Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Einer aktuellen Studie des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. (BBU) lag die Brandenburger Quote im vergangenen Jahr sogar noch um einiges höher.

So geht der BBU für das nahe Berliner Umland von einem Wohneigentumsanteil von 43 Prozent und für den ländlichen Raum von 40 Prozent aus. Während sich Berliner im Umland nach wie vor den Traum vom eigenen Haus erfüllen, sei der engere Verflechtungsraum für viele Brandenburger wegen der besseren Arbeitsmarktsituation und der guten Verkehrsanbindung in die Stadt attraktiv. Rund 23 400 Berliner seien im vergangenen Jahr ins Brandenburger Umland gezogen, sagt BBU-Vorstand Wolfgang Bohleber. Zumindest bis 2013 werde die Quote noch um je zwei weitere Prozentpunkte ansteigen, schätzt Bohleber. Die hohe Wohneigentumsquote des Landes im Vergleich zu anderen ostdeutschen Ländern erklärt sich der BBU-Vorstand unter anderem mit dem Fehlen größerer industrieller Ballungszentren. „In Leipzig, Halle, Bitterfeld oder Leuna wohnt man wie in Berlin eher zur Miete.“ Auf dem Land aber erben viele Kinder den Hof der Eltern, oder die großstadtmüden Berliner kaufen sich ein Grundstück im Grünen mit Haus. Über die Autobahn oder die öffentlichen Verkehrsmittel ist man dann schnell in der Stadt.

Im Brandenburger Infrastrukturministerium sieht man den hohen Wohneigentumsanteil zudem auch als Erfolg der eigenen Förderpolitik. Seit 2007 bezuschusst das Land den Kauf und die Sanierung von innerstädtischen Wohnungen. 370 Anträge mit einem Volumen von etwa 8,5 Millionen Euro wurden seit Start der Wohneigentumsrichtlinie bewilligt. Für das Ministerium ist diese Förderung aber vor allem ein Instrument zur Stärkung der Städte. Wegen der demografischen Entwicklung und des Nachwende-Booms zum Eigenheim auf der grünen Wiese hätten viele Städte nach wie vor mit Wohnungsleerstand zu kämpfen, meint Ministeriumssprecher Lothar Wiegand. Indes habe der Stadtumbau Ost bereits deutlich dazu beigetragen, die Innenstädte wieder attraktiver zu gestalten. „Mittlerweile geht der Trend wieder zurück in die Stadt“, glaubt Wiegand.

Lars Eichert, Geschäftsführer des Landesverbandes Haus und Grund e.V., der in Brandenburg etwa 3500 Wohnungs-, Haus- und Grundstückseigentümer vertritt, vermutet hinter dem Trend aber vor allem praktische Gründe. In den Städten sei die Infrastruktur besser, die Wege zu Bildungs- und Versorgungseinrichtungen kürzer. Entscheidend für die hohe Wohneigentumsquote Brandenburgs sei weniger die Förderpolitik als die Stadt Berlin, die wie ein Magnet Zuzügler anziehe, die sich wiederum gerne im Umland der Stadt niederließen. „Dort ist die Bautätigkeit privater Auftraggeber entsprechend höher als etwa im ländlichen Brandenburg“, sagt Eichert. Am beliebtesten sei das südwestliche Umland von Berlin mit Potsdam, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Auch der Westen und Norden von Falkensee bis Bernau seien gefragt. „Der Osten Brandenburgs liegt in seiner Attraktivität deutlich dahinter.“

Zur Startseite