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Von Britta Beyer und Katharina Wiechers: Wagen touchierte offenbar TV-Kabel

Dreijährige nach Unfall bei Karnevalsumzug weiter im Krankenhaus / Ermittlungen zur Ursache aufgenommen

Von Katharina Wiechers

Cottbus - Nach dem Unfall am Sonntag beim großen Karnevalsumzug in Cottbus ist ein dreijähriges Mädchen immer noch im Krankenhaus. Es werde zur Beobachtung weiter auf der Station behalten, sagte die Sprecherin des städtischen Carl-Thiem-Klinikums, Annegret Hofmann, am Montag. Weitere Details zum Gesundheitszustand des Mädchens wollte sie nicht nennen. Ein Polizeisprecher hatte zuvor gesagt, das Kind sei bereits entlassen worden. Unterdessen nahmen Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zur Unfallursache auf.

Am Sonntagnachmittag war gegen 14.30 Uhr ein zwei mal zwei Meter großes und etwa sechs Meter hohes Kabelgerüst des Fernsehsenders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) an der Strecke zwischen Wernerstraße und dem Staatstheater Cottbus umgestürzt. Es hatte zwölf Personen unter sich begraben.

Acht der zwölf Verletzten sind nach Angaben von Krankenhaussprecherin Hofmann bereits wieder entlassen worden. Drei Erwachsene würden weiterhin auf der Unfallchirurgie betreut. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich und hätten auch keine Operationen oder eine Behandlung auf der Intensivstation erfordert. Sie hätten vor allem Schürfwunden am Kopf und Prellungen am Körper.

In die Untersuchungen zu dem Zwischenfall an der Umzugsstrecke werden laut Polizei auch die DEKRA und das Amt für Arbeitsschutz mit einbezogen. Es seien alle notwendigen, beweissichernden Maßnahmen eingeleitet und eine Anzeige gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Körperverletzung aufgenommen worden, sagte der Sprecher.

Sichergestellt wurden unter anderem ein TV-Kabel des RBB, ein Stahlseil, der am Unfall beteiligte Umzugsanhänger und das Kabelgerüst. Vermutlich hatte ein Umzugswagen das straßenüberspannende Fernsehkabel erfasst und dadurch das Gerüst zum Einsturz gebracht.

Der „Zug der fröhlichen Leute“ wurde nach dem Unfall nicht abgebrochen. Viele Schaulustige und auch der Präsident des veranstaltenden Karneval Verbandes Lausitz (KVL) hatten von dem Zwischenfall zunächst nichts mitbekommen. KVL-Präsident Frank Czepok und auch der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) besuchten die Verletzten am Sonntag im Krankenhaus.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der ebenfalls am Umzug teilgenommen hatte, nannte die Fortsetzung des nach eigenen Angaben größten Karnevalsumzuges in den neuen Bundesländern mit 4000 Aktiven und 100 000 Schaulustigen an der Strecke eine „verantwortungsbewusste Entscheidung“. Der Unfall sei eine „tragische Facette eines ansonsten von Frohsinn gekennzeichneten Tages“, sagte Platzeck am Sonntagabend.

Der RBB wies die Schuld an dem Unfall von sich. Das Gerüst, das die Kabel zur Live-Übertragung über die Straße leitete, sei über sechs Meter hoch gewesen, sagte RBB-Sprecher Volker Schreck. Die Wagenhöhe war seinen Angaben zufolge auf 4,50 Meter begrenzt. Allerdings habe offenbar ein mit einem Segelschiff geschmückter Wagen diese Höhe nicht eingehalten, so dass der Mast des Schiffes das Kabel touchiert habe. „Der RBB hat gemäß aller behördlichen Vorgaben gehandelt“, betonte er.

Die Live-Übertragung sei durch den Vorfall nicht gestört worden, sagte Schreck. Das Stahlseil sei bei dem Unfall unbeschädigt geblieben. Zudem habe nur eine von vielen Kameras an dem Kabel gehangen.

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