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Brandenburg: Vierlinge geboren

Den Kindern der 65-jährigen Annegret R. geht es soweit gut – eins der Frühchen wurde operiert

Berlin - Es ist weltweit wohl das erste Mal, dass eine Frau in so fortgeschrittenem Alter Vierlinge zur Welt bringt: Am Dienstag vergangener Woche hat die 65-jährige Annegret R. in Berlin entbunden, die kritische erste Woche ist überstanden. Ihr und den Kindern gehe es „den Umständen entsprechend gut“, sagte der leitende Neonatologe Christoph Bührer bei einer Pressekonferenz in der Charité am Mittwoch. Das einzige Mädchen, Neeta, musste allerdings am Dienstag operiert werden. Es hatten sich zwei kleine Löcher im Darm gebildet, der Eingriff sei erfolgreich verlaufen. Neeta war mit 30 Zentimetern und 655 Gramm bei der Geburt kleiner als ihre Brüder Dries, Bence und Fjonn. Zwei der Jungs könnten spontan atmen und bekämen nur Atemhilfe, zwei Babys würden mit Maschinen beatmet.

Für Annegret R. war die Geburt mit einem enormen körperlichen Risiko verbunden. „Wegen der schweren Herz-Kreislauf-Belastung, massiven Wassereinlagerungen in der Lunge und den nicht mehr aufzuhaltenden Wehen haben wir in der vergangenen Woche den Geburtsvorgang eingeleitet“, sagte Wolfgang Heinrich, der Direktor der Klinik für Geburtsmedizin. Nach dem Kaiserschnitt verbrachte Annegret R. 48 Stunden auf der Intensivstation der Charité. Mittlerweile ist sie so oft es geht bei den Kindern und pumpt Milch ab, die den Kindern per Magensonde eingeflößt wird.

„Die Kinder sind Hochrisiko-Patienten. Sie können sterben, sich schwere Krankheiten einfangen oder Folgeschäden davontragen“, sagte Bührer. Ob Letzteres der Fall sei, lasse sich erst bei der Einschulung endgültig sagen. Für Prognosen sei es noch zu früh. Für die Ärzte ist die Versorgung der Kinder weniger eine medizinische als eine logistische Herausforderung. Der personelle Aufwand ist hoch. Innerhalb von nur elf Stunden mussten in der Nacht zu Dienstag vergangener Woche vier Teams mobilisiert werden, die sich um jeweils eins der Kinder kümmern. Bis zu zehn Krankenschwestern und zwei Ärzte werden am Tag zusätzlich benötigt. Das zu organisieren, sei über Pfingsten nicht leicht gewesen. 

„Die Kinder sind abhängig von Maschinen“, erklärte Bührer. Magensonden, Beatmungsgeräte, Inkubatoren und die Infusion von Salz und Wasser – all das brauchen die Frühchen zum Überleben. Bei einer Vierlingsschwangerschaft sei eine Frühgeburt die Regel – „aber eher acht bis zehn Wochen zu früh und nicht 15“.

Die Entscheidung von Annegret R., mit 65 Jahren noch einmal schwanger zu werden, wollte Bührer nicht bewerten. Er sieht die Verantwortung eher bei den Reproduktionsmedizinern: „Ich würde nicht befürworten, was da passiert ist. Das waren keine verantwortungsvollen Mediziner.“ Die aus Eizell- und Samenspenden im Labor gezeugten Embryonen hatte sich Annegret R. in der Ukraine einpflanzen lassen. In Deutschland sind Eizellspenden verboten. Annegret R. hat bereits 13 Kinder. Maria Fiedler

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