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Das Fenster des Parteibüros der Linkspartei in Nauen wurde mehrmals attackiert und auch mit NPD-Stickern beklebt.

© Die Linke Nauen

Vermehrt Attacken auf Helfer in Brandenburg: Wieder Nauen: Anschlag auf Linke-Politiker

Die Linke in Nauen wurde im vergangenen Jahr immer wieder Ziel rechtsextremer Attacken. Am Wochenende gab es den nächsten Angriff: Das Auto von zwei Linke-Politikern wurde angezündet.

Nauen - Unbekannte haben einen Brandanschlag auf das Auto von zwei Linke-Politikern in Nauen (Havelland) verübt. In der Nacht zu Samstag legten Unbekannte auf den hinteren Reifen des Wagens einen Brandsatz. Das Rad schmorte, geriet aber nicht in Brand, das Feuer erlosch von selbst. Der Tankdeckel war durch die Hitzeentwicklung angeschmort. Betroffen ist ein Politikerpaar der Linken: Die Kreisparteichefin und Stadtverordneten-Vorsteherin Susanne Schwanke-Lück und ihr Mann Thomas Lück, Ortschef der Partei und Stadtverordneter. „Wir mussten feststellen, dass es Menschen in dieser Stadt gibt, die scheinbar vor nichts zurückschrecken“, sagte Schwanke- Lück. „ Es hätte viel mehr passieren können.“ Noch am Samstag nahm der Staatsschutz die Ermittlungen auf, Kriminaltechniker untersuchten die Spuren. Die Polizei vermutet einen rechtsextremen Hintergrund. Zunächst standen die beiden Politiker unter Schock, später sagten sie: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

Nauener Linke wurde sechs Mal attackiert

2015 wurde die Linke in Nauen immer wieder Ziel rechtsextremer Attacken: Mehrfach wurden Farbbeutel auf die Fassade des Parteibüros geworfen, einmal wurde die Scheibe mit 29 Hammerschlägen traktiert. Insgesamt registrierte die Nauener Linke 2015 sechs Attacken. Die Landtagsabgeordnete Andrea Johlige, die in Nauen ihr Wahlkreisbüro hat, bezifferte den Sachschaden auf 20 000 Euro. Wie berichtet konnte die Polizei zwei Täter aus der rechten Szene fassen. Im April 2015 wurden zudem die Reifen eines Autos des Nauener Mikado-Vereins zerstochen. Die Täter hinterließen ein Bekennerschreiben mit Drohungen gegen die Befürworter des Asylheims: „Liebe Asylantenfreunde, Tröglitz ist auch hier! Bis bald!“ In Tröglitz war kurz zuvor ein Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft verübt worden. Vier Monate später, im August, wurde die Drohung in die Tat umgesetzt: Unbekannte zündeten in der Stadt eine als Asylheim geplante Turnhalle an. Sie brannte vollständig aus. Obwohl die Landesregierung für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 20 000 Euro auslobte, gibt es bislang keinen Tatverdächtigen.

Und in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz), wo seit Wochen eine Bürgerinitiative gegen Flüchtlinge hetzt, sind vor einigen Tagen am Auto eines Flüchtlingshelfers die Reifen zerstochen worden. Wenige Tage zuvor bekam der Mann einen anonymen Anruf und wurde „Judensau“ und „Ausländerschwein“ beschimpft.

Im September 2015 hatten Rechtsextreme in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) die Autos von Flüchtlingshelfern in Ostbrandenburg in Brand gesetzt. Bei einer Razzia im Januar bei Tatverdächtigen – neun Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 19 und 33 Jahren – fanden die Ermittler rechtsextremes Propagandamaterial und „Drittes Reich“-Devotionalien. Die Verdächtigen sind der Polizei nur teils durch rechtsextreme Straftaten bekannt. Die Ermittler prüfen, ob es sich um eine neue, bislang unbekannte Neonazi-Gruppierung handelt. 

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