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Brandenburg: Verdächtiger brachte Polizei auf die Spur

Der Ex-Lebensgefährte meldete seine hochschwangere Freundin nach der Tat selbst als vermisst

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Berlin - 48 Stunden nach der Tat sitzen die beiden Tatverdächtigen zu dem grausigsten Verbrechen der letzten Jahre in Untersuchungshaft – ein schneller Erfolg für die Mordkommission. Die beiden Männer sollen eine 19-jährige hochschwangere Frau in der Köllnischen Heide, einem Waldstück in Berlin-Adlershof, verbrannt haben, als sie noch lebte. Zuvor soll einer der beiden die Frau – wie die Obduktion ergab – mit zwei Stichen in den Bauch schwer verletzt haben, offenbar um das Baby zu töten. Die Tat geschah am Donnerstagabend, entdeckt wurde die Leiche am Freitagmorgen von Spaziergängern.

Auf die Spur brachte die Polizei einer der beiden Tatverdächtigen. Denn der Ex-Freund des Opfers hatte sich selbst am Freitag bei der Polizei gemeldet – um Maria P. als vermisst zu melden. Dabei soll er sich schnell so sehr in Widersprüche verstrickt haben, dass er festgenommen wurde. Am Samstag wurde noch ein zweiter Tatverdächtiger festgenommen, ebenfalls 19 Jahre alt. Gegen die beiden jungen Männer wurden am Samstagabend Haftbefehle erlassen wegen gemeinschaftlichen Mordes und gemeinschaftlichen Schwangerschaftsabbruchs.

Beiden Heranwachsenden droht nach Jugendstrafrecht die Maximalstrafe bei Mord: 15 Jahre. Nach Erwachsenenrecht steht auf Mord lebenslang. Für eine ähnlich grausame Tat wurde 2014 ein 52-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt. Jorge Q. hatte seine schlafende Freundin aus Eifersucht mit Spiritus übergossen und angezündet. Die Frau starb. So viel Grausamkeit hatte die Richter dazu bewogen, die „besondere Schwere der Schuld“ festzustellen. Dies verhindert eine vorzeitige Entlassung.

Im aktuellen Fall hat der Hauptbeschuldigte T. bei den Vernehmungen bisher geschwiegen, sein gleichaltriger Kumpel machte „widersprüchliche Angaben“, die man „nur im weitesten Sinne“ als Geständnis werten könne, hieß es. T. ist der Justiz bislang nicht aufgefallen, sein Freund nur geringfügig. Beide sollen aus Neukölln stammen. T. soll der Vater von Maria P.s ungeborenem Kind sein. Allerdings stehe ein gerichtsmedizinischer Beweis noch aus. Zum Motiv hieß es, dass T. das Kind nicht gewollt habe.

Selbst erfahrene Psychologen sind entsetzt über die Tat . „Einer jungen Frau ihr ungeborenes Kind gezielt abzustechen und sie dann noch bei lebendigem Leib zu verbrennen – das ist sadistisch“, sagt Isabella Heuser. Sie ist Psychologin und Psychiaterin und leitet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité am Campus Benjamin Franklin. Auch wenn sie bisher nur wenige Informationen über das Geschehen habe, stehe für sie fest, dass der oder die Täter völlig entmenschlicht sein müssten. „Dass man hilflose kleine Kinder und schwangere Frauen nicht tötet, sondern schützt, ist eigentlich in unseren Genen verankert“, sagt sie. Gerade dass die Frau ja bereits sichtbar schwanger war, würde die Hemmschwelle bei jedem normalen Menschen noch einmal hinaufsetzen: „Die Täter müssen überhaupt nicht zur Empathie, zum Mitgefühl fähig sein.“ Auch ein Polizeiexperte sagt, er könne sich an eine ähnlich grausame Tat nicht erinnern. „Da muss viel Hass und Verachtung und Verrohung im Spiel gewesen sein. Da geht es um eine bestialische Form der Machtausübung.“ Das vermutet auch Isabella Heuser. „Da hatte die Frau selbstbestimmt entschieden, dass sie ihr Kind bekommen wollte – und das hat dem oder den Tätern wohl nicht gepasst.“

Wie der Ex-Freund von Maria P. seinen gleichaltrigen, deutschstämmigen Kumpel dazu brachte, bei dem Verbrechen mitzuwirken, ist offen. Möglicherweise ist die junge Frau mit Gewalt in den abgelegenen Wald verschleppt worden, in dem sie dann getötet wurde. Freiwillig gehe keine junge Frau, die kurz vor der Entbindung steht, mit ihrem Ex-Partner in den Wald, hieß es in Ermittlerkreisen. Derzeit werden Freunde und Bekannte befragt, die Mobiltelefone und Computer der beiden Tatverdächtigen werden ausgewertet. Auch eine Funkzellenanalyse ist angeordnet worden, um festzustellen, ob die beiden zur Tatzeit am Tatort waren.

Dass einer der Tatverdächtigen selbst zur Polizei ging, um Vermisstenanzeige zu stellen, verwundert Polizei und Justiz nicht. „Ein bekanntes Ablenkungsmanöver“, sagte ein Jurist. „Es ist unser Glück, dass viele Täter so dumm sind.“

Jörn Hasselmann, Sandra Dassler

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