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Durchsucht: Sandy Ludwig in Wittstock (Brandenburg).

© Sören Kohlhuber

Verbot der Gruppe "Weiße Wölfe Terrorcrew": Neonazi-Razzia auch in Brandenburg

Update: Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat die Neonazi-Gruppe "Weiße Wölfe Terrorcrew" verboten. Am Mittwoch fanden deswegen bundesweit Razzien statt, auch in Brandenburg. Im Fokus steht eine Führungsfigur der rechten Szene in Wittstock.

Berlin/Wittstock - Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat am heutigen Mittwochmorgen die Neonazi-Gruppe „Weiße Wölfe Terrorcrew“ (WWT) verboten. „Dieser Verein ist eine Vereinigung von Neonazis, die offen und aggressiv Hetze betreiben gegen unseren Staat, gegen unsere Gesellschaft, gegen politisch Andersdenkende, gegen Migranten, auch gegen Polizeibeamte“, erklärte De Maizière. Mit dem Verbot durchsuchten Fahnder Objekte in zehn Bundesländern, bundesweit waren 16 Personen betroffen. Auch in Brandenburg haben die Ermittler zugeschlagen: Sie durchsuchten mehrere Wohnungen in Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin).

Sandy Ludwig: Gründungsmitglied der WWT

Die Razzien in Brandenburg richteten sich unter anderem gegen Sandy Ludwig. Er zählt nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums zu den Gründungsmitgliedern der WWT, war außerdem Anführer des WWT-Ablegers „Sektion Brandenburg“. Der Tattoo-Studio-Besitzer gilt als Netzwerker und Führungsfigur der rechten Szene in Wittstock/Dosse. Im Mai 2012 trug Ludwig bei einem Aufmarsch in der Stadt ein T-Shirt mit der Aufschrift „C18“ – eine Abkürzung für die rechtsterroristische Vereinigung „Combat 18“. „Combat 18“ gilt als der militärische Arm des ebenfalls verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerks und steht für „Kampfgruppe Adolf Hitler“.

Schon 2009 durchsuchten Fahnder Ludwigs Wohnung – die Ermittler warfen den damals 23 verdächtigen WWT-Mitgliedern unter anderem Verstöße gegen das Uniformverbot vor. Außerdem durchsuchten die Ermittler jetzt die Wohnungen von zwei weiteren Mitgliedern der WWT-Sektion Brandenburg. Nach PNN-Informationen handelt es sich dabei um Heiko K. und Pierre S. Der 28-jährige S. ist polizeibekannter Straftäter und soll bereits im Gefängnis gesessen haben. Auch er gilt als Netzwerker der rechten Szene, gemeinsam mit anderen Rechtsextremisten gründete er Kameradschaften – etwa die „Freien Kräfte Ost“ oder „AG Nordost“. Außerdem soll er an der rechtsextremistischen Gruppe „Antikapitalistischen Kollektiv Berlin-Brandenburg“ beteiligt sein.

De Maizière: Verein bekennt sich zu Werten des Nationalsozialismus

Wie das brandenburgische Innenministerium mitteilte, waren mehrere Mitglieder der WWT-Sektion Brandenburg am 12. September 2015 an einem Angriff auf das linksalternative Wohnprojekt „Mittendrin“ in Neuruppin beteiligt, im April 2014 nahmen sie an einer Demonstration in Wittenberge teil. Im Mai 2013 hat die Gruppe nach Ministeriumsangaben ein Neonazi-Konzert in Finowfurt organisiert. Bei den bundesweiten Razzien wurden unter anderem Speichermedien, Vereinsunterlagen und -bekleidung, Propagandamaterial sowie NS-Devotionalien beschlagnahmt. Außerdem stellten die Ermittler Waffen sicher, darunter Wurfsterne, Elektroschocker, Schreckschusswaffen, eine Armbrust und ein Kleinkalibergewehr. „Der Verein bekennt sich offen zu den Werten des Nationalsozialismus“, sagte De Maizière am Mittwoch. „Er möchte eine Diktatur nach diesem Vorbild errichten und dieses Ziel soll mit allen Mitteln‘ durchgesetzt werden.“

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