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Brandenburg: Verbände fordern Entlastung der Lehrer Land soll mehr Vertretungslehrer einstellen

Ministerin bestreitet flächendeckendes Problem

Potsdam - Wegen der anhaltenden Unterrichtsausfälle an Brandenburger Schulen fordern Pädagogen-Verbände spürbare Entlastungen für die Lehrkräfte. Notwendig sei ein nachhaltiges Personalentwicklungskonzept für den Schulbereich, erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg, Günther Fuchs, am Dienstag in Potsdam. Der Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbands (BPV), Hartmut Stäker, verlangte Konzepte, wie das Fachpersonal an den Schulen optimal eingesetzt werden könne.

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass in Brandenburg im Schuljahr 2016/2017 rund 255 000 Unterrichtsstunden oder 2,1 Prozent des geplanten Unterrichts ersatzlos ausgefallen waren. Mehr als zehn Prozent der 12,2 Millionen Pflichtstunden konnten nicht als fachlicher Unterricht erteilt werden. Im Schuljahr 2006/2007 hatte der Unterrichtsausfall ebenfalls bei 2,1 Prozent gelegen.

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte im Landtag erklärt, Brandenburg habe kein flächendeckendes Problem mit erheblichem Unterrichtsausfall. „Er liegt seit vielen Jahren bei rund 2 Prozent“, erklärte Ernst. Lehrkräfte würden wie andere Menschen auch mal krank, gingen in Mutterschutz oder Elternurlaub. Hinzu kämen Projekttage, Klassenfahrten oder Fortbildung. „Es ist daher eine enorme Leistung aller Beteiligten, den Unterrichtsausfall so gering wie möglich zu halten“, betonte die Ministerin.

Dieser Einschätzung widersprachen beide Verbände vehement. Fuchs wertete die angegebenen Zahlen sogar als untertrieben. „Der reale Unterrichtsausfall wird vor allem durch Mehrarbeit der Lehrkräfte und die Streichung von Förder- und Teilungsunterricht für die Schülerinnen und Schüler reduziert.“ Zugleich fielen wichtige Angebote zur individuellen Förderung der Schüler weg. Nach Ansicht Stäkers gibt es an den Schulen „keinen Spielraum mehr“.

Immer mehr Aufgaben für die Lehrerschaft hätten zu steigender Arbeitsbelastung und erhöhtem Krankenstand geführt. Zudem seien die Kontingente für Anrechnungsstunden für zusätzliche Aufgaben in den vergangenen Jahren immer mehr gekürzt worden.

Beide Verbände forderten mit Nachdruck eine Erhöhung der Vertretungsreserve von bislang drei auf zehn Prozent und Maßnahmen zur gesundheitlichen Prävention für die Lehrkräfte. Stäker kritisierte, das bisherige Gesundheitsmanagement greife in der Regel erst, wenn ein Kollege bereits mehrere Wochen krank gewesen sei. „Von Gesundheitsvorsorge kann da also keine Rede sein.“

Laut Günther Fuchs wird sich die Situation an den Schulen ohne zusätzliche Lehrkräfte, ohne spürbare Entlastungen und ohne wirksames Unterstützungssystem in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Manfred Rey (dpa)

Manfred Rey (dpa)

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