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Brandenburg: Vater Ampelmann ist tot Karl Peglau starb jetzt

im Alter von 82 Jahren

Berlin - Auch der Ampelmann ist nur ein Mensch, wenn man so will. Einer, der nach seinem Vater kommt. Von ihm hat er die energischen Bewegungen ebenso wie den unaufdringlichen Charme und das durch und durch friedliche Gemüt. Eigenschaften, die ihn zu einem der erfolgreichsten Ossis überhaupt gemacht haben. Doch jetzt ist sein Schöpfer tot: Der Verkehrspsychologe Karl Peglau starb am Wochenende im Alter von 82 Jahren.

Als Karl Peglau den kleinen Kerl mit dem Sombrero vor nunmehr 48 Jahren entwarf, zählte vor allem zweierlei: Die Unfallzahlen an den nur durch rot-gelb-grüne Universalampeln geregelten Kreuzungen in der DDR sollten sinken, und der Neue sollte jedem Bürger sofort einleuchten.

Deshalb ließ Peglau ihn für die rote Ampel die Arme ausbreiten wie einen Absperrbalken und für die Grüne so energisch vorwärtsschreiten, dass die Beine zusammen eine Pfeilform ergeben. Und weil Peglau als Psychologe die Bedeutung der „emotionalen Ansprache“ kannte, verpasste er dem Kleinen eine Knollennase und einen Bauchansatz: Der Mensch vertraue am ehesten jemandem, der ihm selbst sympathisch sei oder sogar ähnele.

So etwa erklärte Peglau dieser Zeitung das Prinzip im Jahr 2005 – und fügte hinzu: „Das Piktogramm ist zu verwerfen.“ Das Piktogramm war der Westkollege, der eher schlendert als schreitet und wegen seines dünnen Körpers nur wenig Licht durchlässt. In ganz Berlin wird er nach und nach durch Peglaus Schützling ersetzt.

Vor Jahren hat Peglau sich mit dem Tübinger Designer Markus Heckhausen angefreundet, dem Chef des „Ampelmann“-Imperiums, zu dem heute vier Läden, ein Restaurant und 80 Mitarbeiter gehören. Heckhausen hat damals mit Peglaus Zustimmung die Rechte am Ampelmann eingeklagt, die teilweise von einer sächsischen Verkehrstechnikfirma gehalten und für zweifelhafte Dinge wie Spirituosen verwendet wurden.

Peglau sei jede Woche da gewesen, sagt Heckhausen, „und hat mit seinen altmodischen Tugenden und seinem Charme die Kollegen gerührt“. Altmodisch hieß, dass er zu allen denkbaren Anlässen Blumen mitbrachte und sich eine Liste geben ließ, um alle Mitarbeiter namentlich zu kennen. Er hat auch ein bisschen mitverdient an den Souvenirs, kam mit seiner Frau gern zu Firmenfeiern und durfte bei Neuentwicklungen mitreden. Längst hat der Ampelmann Familie: Zur bezopften Ampelfrau kamen Kinder, Oma, Opa. Es ist eine wirklich nette Familie, die nun ihr Oberhaupt verloren hat. Stefan Jacobs

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