zum Hauptinhalt
Wurden vermutlich von einem brandenburger V-Mann unterstützt: Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe.

© dpa

V-Mann unterstützte Terrortrio: NSU-Affäre: Kritik an Brandenburg

Empörung im Bundestag: Ein Ex-V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes gehörte zum direkten Unterstützerkreis des NSU-Terrortrios. Er hat womöglich ein doppeltes Spiel mit den Behörden gespielt.

Potsdam - Die Verstrickungen eines früheren V-Mannes des brandenburgischen Verfassungsschutzes in die Affäre um das Terrortrio „Nationalsozialisticher Untergrund“ beschäftigen jetzt auch den NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages – und lösten dort deutliche Kritik aus. Der Ausschuss-Vorsitzende Sebastian Edathy (SPD) sagte nach der Vernehmung des für den früheren V-Mann „Piatto“ zuständigen Verfassungsschutzsmitarbeiters, der Verfassungsschutz in Brandenburg habe in diesem Fall ein „verheerendes Bild“ abgegeben.

Carsten S., der unter dem Decknamen „Piatto“ als V-Mann tätig war, war nach PNN-Recherchen im direkten Unterstützerkreis des NSU-Terrortrios von Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aktiv, als dieses 1998 im Raum Chemnitz untertauchte. In den Jahren darauf begingen die drei zehn Morde an Migranten und einer Polizistin. Fest steht, dass „Piatto“ eine der wenigen Quellen bundesweit war, die Hinweise auf das Trio gab. Inzwischen wird vermutet, er könnte dabei ein doppeltes Spiel mit den Behörden gespielt haben.

Im Untersuchungsausschuss des Bundestages, der das Versagen der Sicherheitsbehörden in der NSU-Affäre durchleuchtet, sorgte die Vernehmung des V-Mann-Führers am Donnerstag für Empörung. Der vernommene Beamte konnte sich an nichts erinnern und ließ die Befragung nach einer Stunde wegen abgeblicher Erschöpfung zunächst abbrechen. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Bei der Befragung des Beamten ging es auch um die Frage, ob „Piatto“, der 1995 wegen versuchten Mordes an einem Nigerianer zu acht Jahren Haft verurteilt worden war, sogar mithilfe des Verfassungsschutzes 1999 früher freikam. Als Freigänger und nach der Entlassung war „Piatto“ im direkten NSU-Umfeld tätig: als V-Mann, aber auch privat. Er fand im NSU-Unterstützerkreis einen Job. Petra Pau, Obfrau der Linken im NSU-Untersuchungsausschus, sagte den PNN, sie habe den Verdacht, dass der Verfassungsschutz die Justiz in Brandenburg getäuscht hat, um „Piatto“ freizubekommen und in der rechtsextremistischen Szene einzusetzen. Dabei ging es nach PNN-Recherchen um ein bundesweites Verfahren gegen das Neonazi-Netzwerk „Blood and Honour“. Alexander Fröhlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false