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Die Qualifizierung richtet sich an Flüchtlinge. 

© Klaus-D. Gabbert/dpa

Unterstützung vom Bildungsministerium: Programm für geflüchtete Lehrer wird fortgesetzt

An der Universität Potsdam sollen weiterhin Pädagogen aus dem Ausland qualifiziert werden. Das Programm hat bundesweit Leuchtturmcharakter.

Potsdam - Die neue Brandenburger Landesregierung will das 2016 an der Universität Potsdam gestartete bundesweit erste Programm zur Qualifizierung geflüchteter Lehrer mit Änderungen weiterführen. Bereits in den kommenden Monaten wollten sich alle beteiligten Partner dazu abstimmen, teilte das Wissenschaftsministerium in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur mit. SPD, CDU und Grüne hatten sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, das Programm als pädagogisches Qualifizierungsangebot in veränderter Form fortzusetzen.

Laut Ministerium wird es an der Universität Potsdam zunächst bis 2021 weitergeführt. Der Landeszuschuss dafür beträgt jährlich eine halbe Million Euro. Seit dem Programmstart im April 2016 haben sich 173 nach Deutschland geflüchtete ausländische Lehrer daran beteiligt – von insgesamt 1125 Bewerbern. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe waren Pädagogen aus Syrien. Ziel des Programms ist es, den Absolventen zu einem Berufseinstieg im brandenburgischen Schuldienst zu verhelfen.

Lehrer arbeiten überwiegend an Grundschulen

31 Lehrkräfte stellte das Land bisher befristet und unbefristet ein, wie aus der Antwort des Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage aus der AfD-Landtagsfraktion hervorgeht. Das entspreche einem Anteil von 2,2 Prozent aller 1440 Seiteneinsteiger, die seit dem Schuljahr 2017/2018 in Brandenburg tätig seien. Überwiegend arbeiten die Absolventen des Uni-Programms an Grundschulen, ein kleiner Teil an Gesamt-, Förder- und Oberschulen. Was künftig geändert werden soll, ist bisher offen. Es gab bereits Veränderungen – beispielsweise wurde der Deutsch-Unterricht von zwei auf drei Semester erweitert.

Die eingestellten ausländischen Lehrkräfte leisten nach Angaben des Ministeriums „in der Regel“ keinen eigenständigen Unterricht. Ihnen zur Seite stehen Mentoren. Vorwiegend eingesetzt würden sie an Schulen mit geflüchteten oder asylsuchenden Kindern und Jugendlichen. Fehlen deutsche Sprachkenntnisse und fachliche Fähigkeiten, arbeiten sie als „sonstiges pädagogisches Personal“, erklärte das Ministerium.

Noch hat niemand eine Lehramtsbefähigung

Grundsätzlich steht es den geflüchteten Pädagogen frei, nach erfolgreichem Abschluss des Qualifizierungsprogramms über eine Eignungsprüfung oder einen Anpassungslehrgang ein Lehramt zu erwerben. Bislang hat kein Absolvent laut Ministerium eine Lehramtsbefähigung. Sie sei neben der deutschen Staatsangehörigkeit Voraussetzung für eine Übernahme ins Beamtenverhältnis.

Nach Angaben der Bildungswissenschaftlerin Miriam Vock, die das Qualifizierungsprogramm initiierte, war die Uni Potsdam damit bundesweit Vorbild. „Schon bald nach unserem Start legten die Universitäten in Bochum und Bielefeld ähnliche Programme auf“, sagte sie. Auch an der Universität Wien laufe ein solches Programm. In Schweden gebe es vergleichbare Initiativen der Regierung, die an den Universitäten angeboten werden. Sie stünden allerdings auch geflüchteten Medizinern und Angehörigen anderer Mangelberufe offen. Weitere Universitäten hätten Interesse am Potsdamer Projekt.

Das Potenzial muss noch besser genutzt werden

Für die Zukunft sieht Vock einen großen Bedarf bei der Weiterbildung ausländischer Lehrkräfte in Deutschland. „Die Migration hört nicht auf, auch nicht innerhalb Europas“, sagt sie. Es gebe eine „Riesengruppe“ ausländischer Lehrer in Deutschland, die in fachfremden Berufen arbeiteten. „Es ist nicht sinnvoll, solche Potenziale zu verschenken, stattdessen sollten die Lehrkräfte weiterqualifiziert und eingesetzt werden.“ 

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