zum Hauptinhalt

Unterschätzte Gefahr?: Anhänger der Anastasia-Bewegung siedeln sich in Brandenburg an

Sie gelten als Vernetzungsinstanz innerhalb der neonazistischen Szene und siedeln sich derzeit auch in Brandenburg an: Akteure der Anastasia-Bewegung.

Potsdam - Die Brandenburger Landesregierung unterschätzt nach Ansicht der Linksfraktion die Gefahr, die von der Siedlungsbewegung Anastasia ausgeht. "Die Bewegung zielt darauf, Dorfgemeinschaften zu infiltrieren und völkisches und antisemitisches Gedankengut in der Bevölkerung zu verankern", sagte die Landtagsabgeordnete Andrea Johlige der Deutschen Presse-Agentur. Innenminister Michael Stübgen (CDU) erklärte auf eine Anfrage der Linken-Politikerin, die Bewegung sei nicht verfassungsfeindlich. Daher würden Daten über die Gruppierung und ihre Mitglieder nicht strukturiert erfasst.  

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Der Verfassungsschutz prüfe regelmäßig extremistische Entwicklungen, insbesondere mit Augenmerk auf rechtsextremistische und antisemitische Tendenzen, erklärte der Innenminister. In Brandenburg gebe es Siedlungsprojekte in 

  • Grabow (Ostprignitz-Ruppin), 
  • Steinreich (Dahme-Spreewald), 
  • Lychen (Uckermark) und 
  • Liepe (Barnim). 

Die Bewegung beruft sich auf die Romangestalt Anastasia des russischen Buchautors Wladimir Megre. Ihre Anhänger leben in Familienlandsitzen im Einklang mit Natur und Universum. Die Bewegung breitete sich in den späten 1990er Jahren von Russland aus auch auf Deutschland aus. In Anastasia-Büchern wird im Jargon der Nazi-Ideologie behauptet, die Juden kontrollierten Presse und Fernsehen in verschiedenen Ländern und den größten Teil des weltweiten Geldflusses.

Andrea Johlige (Die Linke).
Andrea Johlige (Die Linke).

© Annette Riedl/dpa

Nach Recherchen des Sozialwissenschaftlers Andreas Speit gibt es bundesweit 17 Familienlandsitze. Der Wohnsitz des Anführers der Grabower Dorfgemeinschaft sei auch die Adresse der Sicherheitsfirma eines ehemaligen Bundesvorsitzenden der rechtsextremen Jungen Landsmannschaft Ostdeutschlands. Es gebe noch weitere Akteure der Anastasia-Bewegung, die keine Probleme hätten, mit Rechtsextremisten aufzufallen.

In ihrer Anfrage an die Landesregierung verwies die Linken-Politikerin Johlige darauf, dass der niedersächsische Verfassungsschutz vor der Anastasia-Organisation warnt. "Die Siedlerbewegungen fungieren auch als Vernetzungsinstanz innerhalb der neonazistischen Szene europaweit", sagte sie der dpa.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ende Oktober berichtete das TV-Magazin "Kontraste", dass sich Anwohner in Grabow von der Sekte bedroht fühlten, die immer mehr Immobilien erwerbe. Dem Magazin zufolge gibt es enge Verbindungen zwischen Anastasia-Mitgliedern und rechtsextremistischen Organisationen. Auf Siedlertreffen sei wiederholt gegen Juden, Geflüchtete und Homosexuelle gehetzt worden. Johlige forderte die Sicherheitsbehörden auf, die Gefahr ernst zu nehmen.

Manfred Rey

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false