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Unterbringung von Geflüchteten: Guten Morgen, alte Sorgen

der Berliner Senat plant 25 modulare Flüchtlingsheime, prompt gibt es Protest aus den Bezirken.

Von Sabine Beikler

Berlin - Der Name klingt futuristisch. „MUF 2.0“ heißt die zweite Generation von modularen Flüchtlingsunterkünften, die das Land Berlin plant. An 25 Standorten sollen bei einer Belegung von je 400 Menschen etwa 10.000 neue Plätze zunächst für Flüchtlinge, sukzessive auch für Familien, Studenten und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen entstehen. Die neuen MUFs sind auf 40 bis 50 Jahre ausgelegt, ähneln Mehrfamilienhäusern und mit Wohnungen und Appartements ausgestattet. „Wir wollen bezahlbaren Wohnraum und integrative Wohnprojekte schaffen“, sagte Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Mittwoch. Die Bewohnerschaft der MUFs soll künftig durchmischt sein.

Unterbringung in besserer Qualität

Im Gegensatz zu den 23 geplanten Containerdörfern, auch Tempohomes genannt, die auf maximal drei Jahre ausgerichtet sind, sollen die Flüchtlinge in den MUFs in einer besseren Qualität untergebracht werden. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) sagte, die neuen Unterkünfte würden entweder vom Land oder von städtischen Wohnungsbaugesellschaften gebaut. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten würde bei den Wohnungsbaugesellschaften zunächst als Mieter für drei Jahre mit einer Verlängerungsoption auftreten.

„Die Art der Unterbringung wird besser und billiger“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD). Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 habe man „global galaktisch“ mit Übernachtungskosten von 30 bis 40 Euro pro Nacht bei Betreibern von Einrichtungen oder Hostels rechnen müssen. Mit den neuen MUFs würden sich die Kosten annähernd auf zehn Euro reduzieren. Die allgemeinen Ausgaben für Flüchtlinge beliefen sich in Berlin zu Spitzenzeiten auf 1,3 Milliarden Euro pro Jahr, wovon der Bund ein Drittel finanzierte. 2017 belief sich der Landesanteil auf 600 Millionen Euro, der Bund zahlte 300 Millionen Euro.

Die Senatoren betonten, dass die neuen MUF-Standorte mit den Bezirksbürgermeistern abgesprochen worden seien. Allerdings protestiert bereits Tempelhof-Schöneberg gegen den Standort am Diedersdorfer Weg, den man „einhellig“ ablehne, da das Gelände weit am Stadtrand liege und Teil einer Naturfläche sei (Freizeitpark Marienfelde). Zwei Standorte fehlen laut Senat noch aus Charlottenburg-Wilmersdorf. Auf Nachfrage aber sagte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), man habe als Standorte den Parkplatz P01 am Olympiastadions an (Rominter Allee/Olympische Straße; neben dem U-Bahnhof) und das ehemalige Arbeiterwohnheim der IHK in der Reichsstraße vorgeschlagen.

Innerhalb der nächsten zwei Wochen können alle Bezirke noch einmal Alternativstandorte nennen. Derzeit leben 19.600 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften, 2400 in Notunterkünften und 2600 in Erstaufnahmeeinrichtungen. Senatorin Breitenbach hofft, dass bis Ende dieses Jahres kein Flüchtling mehr in Notunterkünften leben muss. Im Vorjahr nahm Berlin 8285 Flüchtlinge auf.

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