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Überflutung. Am S-Bahnhof Yorckstraße in Berlin mussten sich Autofahrer auf der überfluteten Straße vorankämpfen. In Wilmersdorf fiel gestern der meiste Regen.

© Stephanie Pilick/dpa

Brandenburg: Unter Wasser

Ausnahmezustand bei der Feuerwehr in Berlin und Brandenburg. Keller liefen voll, Straßen waren überflutet. Und es regnet weiter

Berlin/Potsdam - Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen: Wegen Dauerregens ist die Feuerwehr in Brandenburg am Donnerstag zu zahlreichen Einsätzen ausgerückt. Besonders heftig traf es den Süden, dort gab es Hunderte Einsätze, wie die Regionalleitstelle Lausitz mitteilte. Die Feuerwehr musste vollgelaufene Keller und Tiefgaragen auspumpen. Betroffen war vor allem die Region in und um Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin, aber auch weiter im Süden waren Vetschau, Lübbenau, Calau, Spremberg, Burg und Drebkau betroffen. Verletzte gab es nach Angaben mehrerer Leitstellen nicht. Mit Dutzenden Einsätzen hatten auch die Feuerwehren im Westen des Landes zu tun.

Zu fast 40 Einsätzen rückten die Einsatzkräfte auch in Teltow, Werder, Beelitz und Mahlow aus. Es drehe sich vor allem um vollgelaufene Keller oder überflutete Straßen. Im Norden Brandenburgs, wie in Oranienburg, machte sich der Regen bemerkbar. Autofahrer mussten sich mit ihren Wagen durch völlig überflutete Straßen kämpfen.

In Berlin begann zur Mittagszeit die Sintflut. Zwar regnete es überall in Berlin viel, aber nirgendwo sonst im Stadtgebiet ging derart viel Wasser nieder wie in Wilmersdorf. Innerhalb von drei Stunden prasselten dort rund 50 Liter pro Quadratmeter runter. Ein Rekordwert. Soviel regnet es sonst durchschnittlich in einem Monat. In Steglitz waren es dagegen noch rund 30 Liter. Aber auch die zwölf Liter, die in diesen Stunden in Hohenschönhausen herunterkamen, gelten normalerweise für den kurzen Zeitraum als hoher Wert. Stadtweit rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. Bereits gegen 14 Uhr vermeldete sie 190 offene Meldungen, bei denen sie noch nicht hatte eingreifen können. Einige Einsätze erübrigten sich später, weil das Wasser inzwischen wieder abgelaufen war.

Aber dennoch liefen Hunderte Keller voll und Straßen standen kniehoch unter Wasser. Am U-Bahnhof Spichernstraße lief das Wasser in Strömen die Zugangstreppen herunter, sodass der Bahnhof am Mittag gesperrt wurde und die Züge dort durchfuhren. Auch am Bahnhof Güntzelstraße waren Zugänge gesperrt. Wegen der überfluteten Straßen standen auch die BVG-Busse im Stau und auf der Stadtautobahn ging es vorübergehend kaum voran. Die A100 wurde in Charlottenburg zeitweise in Richtung Süden komplett gesperrt, später war davon nur noch eine Fahrspur betroffen. Auch auf den Flughäfen waren die Auswirkungen des Starkregens zu spüren. Etliche Flugzeuge hatten Verspätungen, weil die Abfertigung am Boden aus Sicherheitsgründen unterbrochen wurde. Sechs Maschinen, die am Flughafen Tegel landen sollten, wurden zudem nach Schönefeld (Dahme-Spreewald) umgeleitet.

In den sozialen Netzwerken zeigten jede Menge Fotos Szenen aus der Hauptstadt: die beinahe komplett unter Wasser stehende Liegewiese im Volkspark Schöneberg oder Autos, denen das Wasser bis zur Tür reicht. In den Regenwasserkanälen, die die Ratten als „Wege“ benutzen, ertranken die Tiere und wurden durch die Wassermassen nach oben gedrückt. Für die Wasserbetriebe bedeutet so ein Starkregen ebenfalls eine große Herausforderung. In der Abwasserzentrale müssen die Pumpwerke koordiniert werden. Und nicht alles Regenwasser kann von den Auffangbecken aufgenommen werden, so dass auch jede Menge Wasser samt der mitgespülten Schadstoffe wie Hundekot, Müll oder der Abrieb von Autoreifen direkt in die Gewässer gespült wird.

S-Bahn-Fahrgäste spüren unterdessen auch weiterhin noch die Folgen des Unwetters aus der vergangenen Woche. Wegen Sturmschäden sind nach Angaben eines Bahnsprechers immer noch fünf Doppelwagen abgestellt, die repariert werden müssen. Zwei Züge waren gegen umgestürzte Bäume gefahren und seien erheblich beschädigt, hieß es. Weil nun Wagen fehlen, lässt die S-Bahn nach eigenen Angaben auf mehreren Linien vereinzelt vor allem Verstärkerzüge ausfallen – wie morgens auf der Linie der S1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz. (mit dpa)

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