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Brandenburg: Unsere Kinder, unser Kiez

Jetzt mit Zertifikat: Lichtenberg und Oranienburg sind familiengerechte Kommunen

Berlin/Oranienburg - Es ist schon erstaunlich mit Lichtenberg: Vor ein paar Jahren noch war der Bezirk wahlweise als Rentner-, Stasi- oder Rechtenhochburg verrufen, heute gehört er zu den boomendsten Gegenden Berlins. Vor allem Familien mit kleinen Kindern ziehen hin – weil sie das Wohnen dort entspannter und die Mieten bezahlbarer finden als mitten im nahen Szenekiez Friedrichshain, der aber bei Bedarf und kinderfreiem Abend auch gar nicht weit entfernt ist.

Jetzt bekommt Lichtenberg seine Familienfreundlichkeit offiziell bescheinigt. Am Freitag wird dem Bezirk das Zertifikat „Familiengerechte Kommune“ verliehen, und mit diesem Logo kann der Bezirk ab sofort seine Briefe schmücken. „Wir sind begeistert, dass unser Engagement gewürdigt wird“, sagt Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD). „Vor allem aber begreifen wir es als Aufgabe für die Zukunft.“

Hinter der Auszeichnung steht der Verein „Familiengerechte Kommune“ aus Bochum, der von Vertretern der Ruhr-Universität Bochum und der Bertelsmann-Stiftung gegründet worden ist. Der Verein bietet Kommunen aus ganz Deutschland an, sie beim Entwickeln von Konzepten für mehr Familienfreundlichkeit zu begleiten – in einem sogenannten Auditierungsverfahren, das mehrere Jahre dauern kann und für das die Kommunen auch einen Kostenanteil übernehmen. Am Ende werden konkrete Ziele vereinbart, die innerhalb von drei Jahren umgesetzt werden sollen. „Was läuft schon gut und was können wir besser machen“, beschreibt Beatrix Schwarze, Geschäftsführerin des Vereins, den Ausgangspunkt des Verfahrens.

Und was läuft bereits gut in Lichtenberg? „Wir haben seit Jahren einen Schwerpunkt auf Schulen und Kitas gelegt, Geld für die Sanierung und den Ausbau zur Verfügung gestellt“, sagt Birgit Monteiro. Außerdem setze der Bezirk auf präventive Familienarbeit, also zum Beispiel darauf, Eltern frühzeitig zu beraten. In Stadtteilzentren gebe es Angebote für alle Altersgruppen und Möglichkeiten für generationenübergreifende Begegnungen, so Monteiro.

Und was ist noch zu tun? „Wir wollen die Bürgerbeteiligung verbessern, also direkt diejenigen einbeziehen, die es betrifft“, sagt Monteiro. „Wird ein Spielplatz geplant, sollen Kinder mitreden.“

Auch ganz konkrete Verbesserungsvorschläge gibt es: Auf der Homepage des Bezirksamts sollen Informationen und Angebote für Familien besser bekannt gemacht werden. Ein Familienbüro ist geplant, das als Anlaufstelle mit Lotsenfunktion bei allen Familienfragen dienen könnte. Und derzeit werde eine Studie zur Zufriedenheit von Senioren ausgewertet, sagt Monteiro. „Wir sehen, dass das Thema öffentliche Toiletten wichtig ist. Wir können zwar keine neuen bauen, aber wir können die vorhandenen besser zugänglich machen.“ Und zwar laut Plan auf einem Stadtplan und einer App.

Lichtenberg ist zwar der einzige Bezirk Berlins mit dem Zertifikat, aber in Brandenburg gibt es gleich zwei Kommunen: Oranienburg bekommt es ebenfalls in dieser Woche verliehen – Hennigsdorf hat es schon. Oranienburg sei im vergangenen Jahr um 900 Einwohner gewachsen, sagt Susanne Zamecki, Sprecherin der Stadt: „Familien mit kleinen Kindern, denen es in Berlin zu laut und zu teuer ist, ziehen her.“ Vielleicht auch deshalb, weil sie in der 43 000-Einwohner-Stadt eine familienfreundliche Infrastruktur vorfänden, so Zamecki: „Bei uns gibt es Schulen, Kitas, Sport- und Musikangebote, und alles ist mit kurzen Wegen erreichbar.“

Familienfreundlichkeit gehöre zum Leitbild der Stadt – und soll weiter ausgebaut werden. „Wichtig ist für uns auch die Einbeziehung der Senioren – die gehören auch zu unserem Familienbegriff.“ Jetzt ist zum Beispiel ein Bouleplatz geplant, als Treffpunkt von Jüngeren und Älteren. Sylvia Vogt

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