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Weiße Kacheln. Die Toilette für alle ist eher schlicht gehalten.

© K.-U. Heinrich

Unisex-Toilette: Das Toilette für Berlin

Frau, Mann, Trans, Inter, Queer – ein Ort für alle

Berlin – Es ist ein ernstes Thema, das aber immer wieder unbeabsichtigtes Grinsen auslöst. Ein Örtchen wird eröffnet, ein Klo für alle Menschen, eine sogenannte Unisex-Toilette.

Das Bezirksamt Berlin-Mitte hat ins Rathaus Tiergarten geladen, erster Stock, linker Flur. Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) ist in neutralem Schwarz erschienen, die Beauftragte für Gleichstellung, Kerstin Drobick, trägt Jeans und ein buntes Halstuch, die Stadträtin für Facility Management, Sabine Smentek (SPD), eine taubenblaue Leinenjacke. Auf einem Tisch mit Süßigkeiten ist eine Regenbogenfahne drapiert. Hanke freut sich, dass so viele Journalisten gekommen sind, sagt, der Bezirk wolle ein „Zeichen für Toleranz und Gleichberechtigung“ senden. Mit minimalem Aufwand. Die Umwidmung der bisherigen Frauentoilette in eine Unisex-Variante kostete ungefähr 100 Euro. Wer als Frau das neue Örtchen nicht nutzen möchte, sondern Wert legt auf eine nach Geschlechtern getrennte Keramikabteilung, wird aber ebenfalls noch fündig. Die 100 Euro wurden für das neue Piktogramm-Schild ausgegeben, es zeigt einen Mann und eine Frau, wobei die klassischen Gender-Klischees ja eigentlich überwunden werden sollen. Besonders die Verbindung „Rock gleich Frau“ sei ja sehr heikel, sagt Hanke. Das habe man in der Debatte um geschlechtsneutrale Verkehrszeichen, um Ampelmännchen und Ampelfrauen, gemerkt.

Es habe viele kritische Zuschriften zur Initiative für die Unisex-Toilette gegeben, sagt Kerstin Drobick. Sie liest trotzdem eine der wenigen positiven vor. Positiv an der Toilette ist, dass Menschen, die weder als Mann noch als Frau beschrieben werden möchten, also Transsexuelle oder Bisexuelle, sich nicht mehr diskriminiert fühlen. Für viele Betroffene sei ein Besuch in herkömmlichen Toiletten eine psychische Belastung, sagt Leo Yannick vom Verein Transinterqueer. Es gebe auch verbale Beschimpfungen und gewalttätige Übergriffe.

In insgesamt drei Rathäusern des Bezirks Mitte und im Gesundheitsamt wurden Unisex-Toiletten eingerichtet. Sie sind für alle nutzbar, also auch für Männer und Frauen im herkömmlichen Sinne. Die Gleichstellungsbeauftragte erinnerte aber daran, dass viele Menschen zu Hause eine Unisex-Toilette benutzen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Auch in Flugzeugen und Zügen sei das so. Übrigens auch in vielen Berliner Clubs.

In Friedrichshain-Kreuzberg ist die Einrichtung solcher Toiletten bisher an der Haushaltssperre gescheitert. Das Rathaus Lichtenberg soll über Unisex-Toiletten verfügen, auch wenn sie nicht als solche benannt sind. Im Roten Rathaus ist das Thema bisher nicht wahrgenommen worden. Die Piraten wollen aber demnächst einen Antrag ins Abgeordnetenhaus einbringen, sagt Simon Kowalewski, frauenpolitischer Sprecher. Die Sache mit den Unisex-Toiletten in Mitte geht ebenfalls auf eine Idee der Piraten zurück.Thomas Loy

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