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Die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle in Brandenburg ist 2019 zurückgegangen.

© Soeren Stache/dpa

Unfallbilanz 2019: Weniger Verkehrstote in Brandenburg

Die Zahl der tödlichen Unfälle ist zurückgegangen. Aber sind die märkischen Straßen damit tatsächlich sicherer geworden? Jetzt wurde die Bilanz für 2019 vorgestellt.

Potsdam - Die Verkehrsunfallbilanz für Brandenburg fällt 2019 positiver aus als in den Vorjahren. Zwar wurden mit 83.827 im vergangenen Jahr 1,7 Prozent mehr Unfälle gezahlt als ein Jahr zuvor, auch die Zahl der Verletzten stieg um 113 auf 11.819 – aber: die Zahl der Menschen, die bei Unfällen ums Leben gekommen sind, ist deutlich gesunken. Das teilten Innenminister Michael Stübgen, Verkehrsminister Guido Beermann (beide CDU) und Vize-Polizeipräsident Roger Höppner am Freitag bei der Vorstellung der Vorjahresbilanz mit. Die wichtigsten Befunde und Reaktionen im Überblick.

Wie viele Menschen kamen 2019 auf Brandenburgs Straßen ums Leben?

Statistisch gesehen wird in Brandenburg alle drei Tage ein Mensch im Straßenverkehr getötet. 125 Menschen starben 2019 bei Verkehrsunfällen. Das sind 18 weniger als 2018, das entspricht einem Rückgang von 12,6 Prozent. Der Rückgang fällt damit deutlich stärker aus als in Deutschland insgesamt. „Allerdings liegt Brandenburg bezogen auf die Bevölkerungszahl im bundesweiten Vergleich leider immer noch im oberen Drittel“, so Stübgen. Gerechnet auf eine Million Einwohner hat Brandenburg 50 Verkehrstote zu verzeichnen – das ist Rang fünf in der Statistik 2018/19 (noch nicht alle Bundesländer haben die Zahlen für 2019 gemeldet) nach Sachsen-Anhalt mit 63 tödlich verunglückten je eine Million Einwohner. 2018 lag Brandenburg mit 57 Toten direkt hinter Sachsen-Anhalt. Bundesweit waren im Vorjahr 37 Verkehrstote je einer Million Einwohner zu beklagen, am wenigsten Menschen im Verhältnis zur Einwohnerzahl starben in Bremen (9) und Berlin (zwölf).

Was sind die Hauptursachen für Verkehrsunfälle?

Betrachtet man alle Unfälle, sind die meisten von ihnen auf nicht eingehaltenen Abstand zurückzuführen – klassische Auffahrunfälle also sind stark vertreten. Betrachtet man hingegen nur die Unfälle, die tödlich enden, ergibt sich ein anderes, eindeutiges Bild: Raserei tötet. Geschwindigkeitsübertretungen sind nach wie vor mit weitem Abstand die Hauptursache für tödliche Unfälle, gefolgt von Vorfahrts- und Abstandsmissachtung. Die Zahl der Alkoholunfälle ist insgesamt gesunken, neun Menschen starben, weil sie oder andere betrunken unterwegs waren (2018: 15). Erfreulich: durch Drogenkonsum am Steuer starb 2019 niemand, ein Jahr zuvor starben sieben Menschen bei Drogenunfällen.

Wie sicher sind Brandenburgs Autobahnen?

„Brandenburgs Autobahnen sind sehr sicher“, sagt Verkehrsminister Beermann – und das, obwohl es im Vorjahr viele Autobahnbaustellen gegeben habe. Die Zahl der Unfälle auf Bundesautobahnen in Brandenburg ist insgesamt zurückgegangen, von 8151 auf 7931, auch die Zahl der Menschen, die bei Autobahnunfällen starben, ging deutlich zurück, von 23 in 2018 auf neun. Aber: Einen Grund für Entwarnung gebe es nicht, sagte Vize-Polizeipräsident Roger Höppner. An der polnischen Grenze gelegen sei Brandenburg nach wie vor das Transitland zwischen Ost und West. Der Güterverkehr habe deutlich zugenommen. Bei fast jedem dritten Autobahnunfall seien Lkw beteiligt gewesen. In mehr als zwei Drittel der Fälle waren die Lkw-Fahrer auch Unfallverursacher.

Warum gibt es kein generelles Tempolimit 130 auf Autobahnen?

Der Bundesrat hat vor einer Woche ein generelles Tempolimit auf Autobahnen abgelehnt. Die Grünen wollen sich nach dem Nein des Bundesrats weiterhin für ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen einsetzen. „Zwei Prozent weniger CO2-Ausstoß, verbesserter Verkehrsfluss und weniger tödliche Unfälle: Das Tempolimit ist klimapolitisch sinnvoll, verkehrsplanerisch klug und rettet Leben“, sagte die Landesvorsitzende Alexandra Pichl. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte nach Angaben der Grünen im Umweltausschuss im Bundesrat für die Einführung des Tempolimits von 130 Kilometern pro Stunde gestimmt. CDU-Verkehrsminister Beermann hatte jedoch erklärt, dass eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Brandenburgs Autobahnen für das Verkehrsministerium kein Thema sei. „Dort, wo sich Unfälle häufen, schauen wir genau hin“, sagte Beermann vor der Abstimmung im Bundesrat gesagt. Nach den Empfehlungen der Autobahnunfallkommission des Landes werde dann entschieden.

Was unternimmt die Polizei gegen Verkehrssünder?

Sie setzt auf Kontrolle und Prävention. Insgesamt 1,8 Millionen Verkehrsverstöße wurden 2019 geahndet – 2018 waren es 1,9 Millionen. Alle 18 Sekunden wird ein Geschwindigkeitsverstoß festgestellt, jede Stunde ein Handyverstoß und alle zweieinhalb Stunden eine Alkoholfahrt. Insgesamt 1.696.414 Geschwindigkeitsverstöße wurden im Vorjahr festgestellt. Die Zentrale Bußgeldstelle sprach wegen verschiedener Verkehrsdelikte insgesamt 20.764 Fahrverbote aus. Zudem, so Vize-Polizeipräsident Höppner, versuche man mit verschiedenen Aktionen, etwa zur Schulwegsicherung, für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Die Zahl der Schulwegunfälle ist gesunken, auch wurden deutlich weniger Kinder auf dem Weg zur Schule verletzt (2019: 195; 2018: 216). Im vergangenen Jahr ist kein Kind bei einem Schulwegunfall ums Leben gekommen.

Sind Baumunfälle noch immer ein Schwerpunkt?

Baumunfälle waren viele Jahre lang ein Hauptthema im Alleenland Brandenburg. Das hat sich kaum verändert: Die Zahl der Verkehrsunfälle, die mit einem Aufprall an einem Baum endeten, ist um 2,1 Prozent auf 1375 gesunken, auch die Zahl der Todesopfer ging um 22 Prozent auf 39 zurück. Aber: 31,2 Prozent aller Menschen, die 2019 in Brandenburg im Straßenverkehr starben, verunglückten bei einem Baumunfall.

Wie sicher sind Radfahrer auf Brandenburgs Straßen?

Die Zahl der Radunfälle hat sich kaum verändert (2019: 3886), die Zahl der verletzten Radfahrer ist gesunken: Aber: Im Vorjahr starben 22 Menschen in Brandenburg bei einem Unfall mit dem Rad, zwei mehr als 2018. Vize-Polizeipräsident Höppner erinnerte an den tragischen Unfall im Sommer in Eisenhüttenstadt, bei dem ein zehnjähriger Fahrradfahrer von einem Lastwagen erfasst wurde und starb. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, werde in diesem Jahr in den Radwegebau investiert, so Infrastrukturminister Beermann.

Bald startet die Motorradsaison. Wie hat sich die Zahl der Krad-Unfälle entwickelt?

Die Zahl der Motorradunfälle ging um rund fünf Prozent auf knapp 1300 zurück; in mehr als der Hälfte der Fälle waren die Fahrer schuld. Die meisten waren zu schnell unterwegs oder überholten falsch. 19 Motorradfahrer starben bei den Unfällen, 2018 waren es 16. Vize-Polizeipräsident Höppner appellierte an die Fahrer, vorsichtig in die neue Saison zu starten – und nicht zu rasen.

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