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Unfälle auf Straßen und Autobahnen: Wieder deutlich mehr Verkehrstote in Brandenburg

Im vergangenen Jahr starben 148 Menschen auf märkischen Straßen. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) fordert härtere Strafen bei Behinderung von Rettungskräften.

Potsdam - Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) will mit verstärkten Kontrollen und höheren Strafen für Verkehrssünder auf die gestiegene Zahl der Unfalltoten im Land reagieren. So sollen Autofahrer, die keine Rettungsgasse bilden und so die Versorgung Verunglückter behindern, nach dem Willen von Schröter künftig 1000 Euro Bußgeld zahlen. Die Brandenburger Verkehrsunfallbilanz ist, wie die PNN vorab berichteten, verheerend: 148 Menschen kamen 2017 auf märkischen Straßen ums Leben. Das waren 27 mehr als noch ein Jahr zuvor. Gerechnet auf die Einwohnerzahl hat Brandenburg neben Sachsen-Anhalt damit bundesweit die meisten Verkehrstoten zu beklagen. In der Mark starben 59 Menschen je eine Million Einwohner im Straßenverkehr. Im Bundesschnitt waren es 38. Am unteren Ende des Länderrankings liegt Berlin mit zehn tödlich Verunglückten je eine Million Einwohner.

„Die Bilanz ist unerfreulich, das lässt sich nicht beschönigen“, sagte Schröter am Montag bei der Vorstellung der Statistik in Potsdam. Nicht nur die Zahl der tödlichen Verkehrsunglücke ist gestiegen, sondern die Zahl der Unfälle insgesamt: Im Vorjahr registrierte die Polizei 85 370 Crashs, bei denen 11 355 Menschen verletzt wurden – ein Zuwachs von 3,3 Prozent. Häufigste Unfallursachen waren überhöhte Geschwindigkeit und Missachten der Vorfahrt. 58 Todesopfer gehen auf diese beiden Verstöße zurück.

Baumunfälle bleiben auf den zahlreichen Alleen in Brandenburg ein Problem 

Im Alleenland Brandenburg bleiben dabei Baumunfälle ein Problem. 51 Menschen kamen ums Leben, weil ihr Fahrzeug gegen einen Baum krachte. 2016 waren es 30. „Unsere Alleebäume verzeihen leider keine Fahrfehler“, so Schröter. Hier seien die Landkreise aufgefordert, zu prüfen, wo Tempolimits und Leitplanken Schutz bieten können, so Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse (SPD). Der Alleenerlass, der für fünf Jahre verlängert wurde, ermöglicht es den Landkreisen, Tempo 70 an baumreichen Straßen anzuordnen.

Neben den Alleen bereitet der Polizei der Güterverkehr Sorgen. Brandenburg sei Transitland, so Schröter. Der Güterverkehr aus Osteuropa werde weiter zunehmen. Im Vorjahr starben 39 Menschen bei Lkw-Unfällen, darunter zwei Feuerwehrleute, die bei einem Einsatz auf der A2 bei Brandenburg/Havel ums Leben kamen. Sie wurden von einem umstürzenden Sattelzug erdrückt.

„Lkw-Fahrer stehen häufig unter großem Druck“

Gut 73 Prozent der mehr als 14 100 Unfälle, in die Laster verwickelt waren, wurden von den Lkw-Fahrern selbst verursacht. „Lkw-Fahrer stehen häufig unter großem Druck“, so Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke. Nicht selten stelle die Polizei bei Kontrollen fest, dass Fahrtenschreiber manipuliert und die Ruhezeiten nicht eingehalten wurden. Nach seiner Beobachtung gebe es an den Autobahnen zu wenig Lkw-Parkplätze für Pausen, ergänzte Minister Schröter.

Besonders gefährlich ist die Situation an Autobahnbaustellen. Im Vorjahr krachte es 2249 Mal an Baustellen – ein Plus von fast 175 Prozent. Der größte Unfallschwerpunkt ist dabei die A 10 bei Michendorf (Potsdam-Mittelmark). Die Autobahn wird an der Stelle von sechs auf acht Spuren ausgebaut. Wegen der engen Verkehrsführung an der Baustelle kommt es nicht nur fast täglich zu Staus, sondern auch zu Unfällen. Häufiges Problem: Die Rettungskräfte kommen nicht oder nicht zügig zur Unfallstelle, weil Autofahrer keine Rettungsgasse bilden. „Das muss massivst geahndet werden“, so Schröter. Bei der nächsten Innenministerkonferenz werde er das Thema zur Sprache bringen. Das derzeitige Bußgeld von 200 bis maximal 320 Euro reiche nicht aus. Er halte 1000 Euro für angemessen.

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