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Anhänger der AfD demonstrierten im September vor dem Landtag in Potsdam. Die Rechtspopulisten bekommen nun Zulauf.

© Ralf Hirschberger/dpa

Umfrage in Brandenburg: Brandenburger skeptisch gegenüber Flüchtlingen

Die meisten Brandenburger sehen Flüchtlinge nicht als Bereicherung und haben Angst vor dem Islam. Überraschend: Bei den SPD-Anhängern überwiegt nach einer Umfrage die Ablehnung. Regierungschef Woidke plant nun ein Bündnis gegen die Angst.

Potsdam - Die Brandenburger sehen die hohe Zahl von Flüchtlingen offenbar mit wachsender Skepsis. Nach einer Umfrage des RBB, der „Märkischen Oderzeitung“ und der „Berliner Morgenpost“ sind 53 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Flüchtlinge das Leben im Land nicht bereichern. 

Angst vor Schulden und Islam überwiegen

Die Brandenburger treibt dabei am meisten (67 Prozent) die Sorge vor einer wachsenden Verschuldung um. Wie berichtet, erwägt die rot-rote Regierungskoalition nach 2011 erstmals wieder, neue Schulden aufzunehmen, um die Flüchtlingskrise bewältigen zu können. 57 Prozent der Befragten fürchten, dass durch die Zuwanderung der Einfluss des Islam in Deutschland zu stark wird.  51 Prozent der Befragten befürchten eine Zunahme von Straftaten.

Nur ein Drittel glaubt, dass Regierung Flüchtlingslage im Griff hat

Nur 31 Prozent der Brandenburger glauben, dass die Landesregierung und die Verwaltungen die Lage infolge der wachsenden Zahl von Flüchtlingen im Griff haben. 60 Prozent der Brandenburger sind nicht davon überzeugt: Für sie haben Landesregierung und Verwaltung die Flüchtlingslage weniger gut oder gar nicht im Griff. Auch die Zufriedenheit mit der Landesregierung insgesamt sank leicht: Aktuell sind 56 Prozent der Brandenburger mit der rot-roten Regierung zufrieden, im Februar waren es noch 60 Prozent. 

In Berlin meinen hingegen 54 Prozent, dass die Flüchtlinge das Leben in der Stadt bereichern. Nur eine Minderheit von 42 Prozent der Befragten glaubt im Gegensatz zu den Brandenburgern, dass der Einfluss des Islam zu stark werden könnte. 75 Prozent stellen aber fest, dass Senat und Verwaltungen die Lage nicht im Griff haben. Die Hälfte der Befragten glaubt, dass es Berlin derzeit nicht mehr schafft, Flüchtlinge aufzunehmen. 

Überraschendes Ergebnis bei den Sozialdemokraten

Aufschlussreich ist auch bei der Flüchtlingsfrage ein Blick auf die Parteianhängerschaft in Brandenburg. Flüchtlinge werden bei CDU (50 Prozent), Linke (53 Prozent) und Grünen (80 Prozent) als Bereicherung des Lebens in Brandenburg gesehen. Bei den Brandenburger Sozialdemokraten überwiegt mit 47 Prozent die Ablehnung, nur 42 Prozent sehen Flüchtlinge als Bereicherung. Bei der rechtspopulistischen AfD sind die Ergebnisse wenig überraschend: 86 Prozent Ablehnung. 

Wohl auch als Reaktion auf die veränderte Stimmungsplage wird in Brandenburg ein neues gesellschaftliches Bündnis zur Integration von Flüchtlingen ins Leben gerufen. Das kündigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Mittwoch im Landtag bei einer Aktuellen Stunde zum Umgang mit den rund 80 000 Flüchtlingen, die Brandenburg 2015 und 2016 erwartet, an.

Woidke plant "Bündnis für Brandenburg" gegen Angst vor Flüchtlingen

Woidke versicherte zugleich, dass die Hilfe für Flüchtlinge nicht zu Lasten der einheimischen Bevölkerung gehen wird. „Niemand muss auf etwas verzichten“, sagte er. Am „Bündnis für Brandenburg“, das Woidke anregte und vorbereiten ließ, beteiligen sich Verbände, Sportvereine, Gewerkschaften, Künstler, Manager. „Wir wollen ein Dach für jene schaffen, die sich für Integration engagieren.“ Es solle Plattform, Ideengeber, aber „auch ein Schnellwarnsystem für die Verwaltung“ sein. Zugleich kündigte Woidke für den 14. Dezember eine Integrationskonferenz an.

Bei der Sonntagsumfrage gab es in Brandenburg übrigens kaum Bewegung. SPD und CDU erlitten leichte Verluste: 33 Prozent der Brandenburger würden die SPD wählen, die CDU käme auf 23 Prozent. Unverändert steht die Linke bei 19 Prozent, die Grünen bei sechs Prozent. Die AfD konnte sich nach Einbußen wieder verbessern und erreichte mit 13 Prozent ihr Landtagswahlergebnis. 

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