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Ein Monteur arbeitet an einem Talent-Zug für Thüringen, aufgenommen im Jahr 2015 im Bombardier Werk in Hennigsdorf. 

© Bernd Settnik/dpa

Exklusiv

Übernahme von Bombardier durch Alstom: Wirtschaftsminister: Bahnstandort Hennigsdorf wird stabilisiert

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sieht Vorteile durch Teilverkauf für den Brandenburger Bombardier-Standort. Bis Mitte Juli wollen die EU-Wettbewerbshüter eine Entscheidung fällen.

Hennigsdorf - Die geplante Übernahme des Bahnstandortes Hennigsdorf durch den Verkehrskonzern Alstom wird von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) weiterhin positiv bewertet. Daran ändere auch die von Alstom geplante Veräußerung des Talent 3-Zugprogrammes nichts, sagte Steinbach am Donnerstag dieser Zeitung. Durch den Teilverkauf könne kartellrechtlichen Bedenken gegen die Übernahme von Bombardier durch Alstom entgegen gewirkt werden. Andererseits könne auf diese Weise auch dieser Produktionsbereich in Hennigsdorf gesichert werden. „Alstom agiert sehr transparent“, sagte Steinbach. „Die Brandenburger Landesregierung ist frühzeitig informiert worden.“ Insgesamt, so der Wirtschaftsminister, gehe er mit der Altstom-Übernahme von einer Stabilisierung des Bahnstandortes Hennigsdorf aus. 
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Der französische Zughersteller Alstom will für die geplante Übernahme der Zugsparte des kanadischen Bombardier-Konzerns Zugeständnisse an die EU-Kommission machen. Dazu gehöre, dass Bombardier die Talent-3-Plattform und die zugehörigen Produktionsanlagen am Standort Hennigsdorf bei Berlin verkaufen wolle, teilte Alstom am Donnerstagmorgen mit. Auch der Alstom-Produktionsstandort Reichshoffen in Frankreich soll verkauft werden, so ein weiterer Vorschlag.

EU-Wettbewerbshüter untersuchen derzeit geplante Übernahme

Nach ersten Gesprächen mit der Europäischen Kommission lege Alstom in Abstimmung mit Bombardier diese Verpflichtungszusagen vor, um die potenziellen wettbewerblichen Bedenken der Kommission zu berücksichtigen, hieß es weiter. Die vorgeschlagenen Maßnahmen stünden nun unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die Europäische Kommission. „Die damit verbundenen Verkäufe sollen in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern umgesetzt werden“, so Alstom. Gewerkschaften hatten bereits befürchtet, dass Bombardier- und Alstom-Standorte wegen der Übernahme in Gefahr sind.

Es müsse nun die Entscheidung der EU-Kommission abgewartet werden, sagte Stefanie Jahn, als Erste Bevollmächtigte der IG Metall auch für den Standort Hennigsdorf zuständig. Dort werden neben der Talent-3-Plattform auch Berliner Straßenbahnzüge, der ICE sowie die U-Bahn-Serie C30 gefertigt. Für die Beschäftigten in der Produktion gebe es also Möglichkeiten, am Standort weiter zu arbeiten, hieß es.

Bombardier ist in der Krise

Derzeit untersuchen EU-Wettbewerbshüter die geplante Übernahme. Bis Mitte Juli soll eine Entscheidung fallen. Die Wettbewerbshüter können dann auch noch eine vertiefte Prüfung anordnen. Wenn alles glatt läuft, solle das Geschäft im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein. Die Fusion ist brisant: Alstom war erst wegen Bedenken der EU-Wettbewerbshüter mit dem Versuch gescheitert, mit der Zugsparte von Siemens zu fusionieren. Bombardier ist in der Krise. Die Zugsparte sitzt in Berlin und beschäftigt in Deutschland nach Gewerkschaftsangaben rund 6500 Stammbeschäftigte sowie rund 1100 Leiharbeiter. Die größten Standorte sind Hennigsdorf, Görlitz und Bautzen. Auch in Mannheim, Kassel und Siegen sind jeweils mehrere Hundert Menschen beschäftigt. Kleinere Standorte bilden zudem Braunschweig und Frankfurt.

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