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Übergriff auf 1. Mai-Kundgebung in Weimar: NPD-Jugend setzt auf Gewalt

40 Neonazis attackierten am 1. Mai eine Gewerkschaftskundgebung in Weimar. Darunter waren zehn aus Brandenburg, wie der JN-Landeschef.

Potsdam - Die NPD in Brandenburg wird angesichts des drohenden Verbots und der wachsenden Konkurrenz durch andere Parteien am extremen rechten Rand deutlich radikaler und setzt wieder auf Gewalt. Während die Neonazis bei ihren zahlreichen Aufmärschen gegen Flüchtlingsheime in Brandenburg bislang nicht mit Gewalttaten und Attacken auffielen, setzte der Parteinachwuchs nun in Thüringen ein deutliches Zeichen. Bei dem Angriff auf die 1.-Mai-Kundgebung von Gewerkschaften im thüringischen Weimar waren nach PNN-Recherchen von den etwa 40 beteiligten Neonazis zehn aus Brandenburg, davon sechs Männer und vier Frauen. Acht von ihnen waren von der Polizei vorübergehend festgenommen worden. Zudem wurden zwei Neonazis auf Pressefotos von dem Überfall identifiziert: nämlich der Baruther Pierre Dornbrach, Landeschef und Bundesvize der NPD-Jugend „Jungen Nationaldemokraten“ (JN), und Patrick N., der in Luckenwalde (Teltow-Fläming) für die Anmeldung von rechten Aufzügen gegen ein dortiges Asylbewerberheim verantwortlich sein soll.

Kein Angriff, sondern "legitime Protestaktion"

Ein weiterer von der Polizei aufgegriffener Angreifer war nach PNN-Informationen Mark Michalski. Er sitzt für die NPD in der Gemeindevertretung von Halbe, führt als Vorsitzender den NPD-Ortsverband im Amt Schenkenländchen und ist auf rechten Veranstaltungen als Liedermacher aktiv. Für NPD-Landeschef Klaus Beier war die Aktion der JN in Weimar indes kein Angriff, sondern „eine legitime Protestaktion gegen den globalen Kapitalismus“.

Die in Weimar festgestellten Brandenburger Neonazis kommen nach PNN-Recherchen aus Storkow, Bad Saarow (Oder-Spree), Baruth, Zossen (Teltow-Fläming), Groß Köris und Halbe (Dahmeland-Spreewald) – Landkreise, in denen der NPD-Nachwuchs äußerst aktiv ist. In Märkisch Buchholz im Amt Schenkenländchen unterhielt die Brandenburger NPD etwa lange Zeit ein Objekt und konnte dort Jugendliche rekrutieren, welche inzwischen in der Partei anfangen, Positionen einzunehmen.

Gewerkschaftsvertreter als "Arbeiterverräter" beschimpft

Offiziell wird gegen 27 Männer und Frauen wird ermittelt. Sie und ein Dutzend weitere nicht gefasste Neonazis – neben Brandenburg aus Sachsen, Thüringen und Hessen – hatten Besucher der Gewerkschaftskundgebung attackiert und drei Menschen leicht verletzt. Zudem beschimpften sie Gewerkschafter als „Arbeiterverräter“. Die Linke im Thüringer Landtag spricht von einem militanten „Angriff von historisch-politischer Dimension“, auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider wurde bedrängt und fand anschließend drastische Worte. Am 2. Mai 1933 stürmten Nationalsozialisten in ganz Deutschland die Gewerkschaftshäuser und zerschlugen mit den freien Gewerkschaften den letzten institutionalisierten Widerstand gegen ihre Machtergreifung.

Einen Tag nach dem aktuellen Angriff in Weimar ließ sich Dornbrach, 26 Jahre alt und Student, zum Vize-Chef des NPD-Kreisverbands Dahmeland wählen, der in Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming aktiv ist. Frühere Führungskader wie die Kreistagsmitglieder Frank Knuffke und Ex-Kreischef Sven Haverlandt sowie der Ex-Stadtverordnete Michael Thalheim aus Königs Wusterhausen mussten gehen. Thalheim soll nach PNN-Informationen nach seinem Mandatsverzicht sogar aus der Partei ausgetreten sein. Nun wurde eine neue junge und gewaltbereite Garde gewählt. Neuer Kreischef ist der 27-jährige Benjamin Weise aus Königs Wusterhausen. Er soll jahrelang Mitglied der gewaltbereiten Gruppe „Freie Kräfte Königs Wusterhausen“ gewesen sein und gilt als einer der führenden Köpfe der sogenannten „parteifreien Strukturen“ in der Region. Zugleich hat er gute Kontakte zu Neonazis in Berlin und soll dort an Attacken auf Linke beteiligt gwesen sein.

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