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Die Deutsche Flugsicherung rechnet damit, dass der neue Hauptstadtflughafen am 31. Oktober an den Start gehen kann.

© dpa

Trotz Coronakrise: Deutsche Flugsicherung rechnet mit BER-Start Ende Oktober

Die Deutsche Flugsicherung erwartet, dass es noch 2020 trotz der Coronakrise aufwärts geht. Schon im Mai könnte wieder mehr Flugbetrieb herrschen.

Langen/Potsdam - Die Tower an den Flughäfen in Tegel und Schönefeld haben derzeit wegen der Corona-Pandemie fast nichts tun. Doch das könnte bald wieder anders sein: Die Deutsche Flugsicherung stellt sich darauf ein, dass der auch in der Hauptstadtregion weitgehend zum Erliegen gekommene Luftverkehr ab Mai wieder starten – und noch dieses Jahr langsam, aber stetig hochfahren könnte. 

Das ist eine aktuelle Prognose für 2020, die DFS-Vorstandschef Klaus-Dieter Scheuerle am Donnerstag in der Online-Jahrespressekonferenz des bundeseigenen Unternehmens präsentierte. Er gehe ab dem 3. Quartal von einer Erholung im Luftverkehr aus, sagte Scheuerle. Er sei verhalten optimistisch.

Dieses Szenario wäre auch eine Erklärung, warum Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) strikt gegen eine temporäre Stilllegung des Berliner Airports Tegel für zwei Monate ist, die Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup ab 1. Mai nach wie vor plant. Auch Brandenburg hält davon wenig. Im ersten Anlauf war Lütke Daldrup bei den Eignern abgeblitzt, darf aber die Vorbereitungen weiter vorantreiben. Die Gesellschafter der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) wollen darüber Ende April, nach Ostern, erneut befinden. 

Nur noch 2000 Passagiere pro Tag abgefertigt

In Tegel und Schönfeld werden aktuell nur rund 2,5 Prozent der im Normalbetrieb üblichen Flüge abgefertigt. Ein paar Maschinen am Tag, lediglich 2000 Passagiere statt der vor Beginn der Coronakrise üblichen 100. 000 täglich.

Nach der DFS-Prognose könnte der Luftverkehr in Deutschland nach dem Restart noch im Mai auf 15 Prozent des Vorjahresniveaus steigen, im Juni auf 20 Prozent. Genau in diesen beiden Monaten, in denen es wieder losginge, wäre dann Tegel – der Berliner Standort der Lufthansa – nicht in Betrieb. Scheuerle äußerte Verständnis dafür, dass die FBB aus wirtschaftlichen Gründen den wenigen Flugverkehr auf einen Airport konzentrieren will, betonte jedoch zugleich: „Es ist aber auch verständlich, dass die Politik Betriebsschließungen vermeiden möchte, um auch den Anlauf nicht zu gefährden.“

Einbruch ist einmalig

Zwar ist der Corona-Einbruch in der Dimension im weltweiten Luftverkehr einmalig. Doch für den Ausblick hat die DFS demnach auch die Erfahrungen nach früheren Krisen berücksichtigt, etwa 2000/2001 nach dem Ende des New-Economy-Booms und dem Terroranschlag am 11. September 2001 oder der Bankenkrise 2008/2010, die „zügig bewältigt“ wurden. 

So erwartet die DFS, dass in Deutschland der Flugbetrieb nach dem Mai-Start bis August, also in den Sommerferien, immerhin schon ein Drittel des Vorjahresniveaus erreichen könnte. In den vergangenen Jahren waren die Berliner Flughäfen sogar die Wachstums-Spitzenreiter in Deutschland, mit höheren Steigerungsraten als die Konkurrenz in Frankfurt am Main oder München. 

Ob das nun wieder so sein wird, ist allerdings unklar. Wie Scheuerle sagte, könnten im Oktober 55 Prozent des Verkehrs von 2019 erreicht sein, im Dezember dann 75 Prozent.

Das ist der Zeitraum, in dem der neue BER–Airport in Betrieb gehen soll, womit die DFS rechnet. „Ich erwarte nach wie vor den BER–Start am 31. Oktober“, sagte Scheuerle auf PNN-Nachfrage. Nach seinen Worten setzen DFS und die Flughafengesellschaft „unvermindert die Vorbereitungen fort, damit dieses Datum möglich bleibt.“

Entlastung für die Haushalte

Im Oktober 2019 hatten die Berliner Flughäfen 3,2 Millionen Passagiere abgefertigt, davon 2,2 Millionen in Tegel. Nach dem DFS-Szenario müssten zum BER-Start etwa 1,6 Millionen Passagiere abgefertigt werden, was das neuen BER-Terminal – mit etwa der Kapazität von Tegel – sogar allein schaffen würde. Auch die Haushalte Berlins und Brandenburgs könnte es entlasten, wenn sich der Flugverkehr so konsolidiert. Dann bräuchte die FBB doch nicht von den Eignern 300 Millionen Euro als Corona-Nothilfe, die die Gesellschafterversammlung letzte Woche beschlossen hat. Entsprechend dem Landesanteil hat Brandenburg dafür 111 Millionen Euro als „kurzfristig zu deckenden Liquiditätsbedarf“ im beschlossenen Corona-Rettungsschirm für die Wirtschaft im Land über 2 Milliarden Euro einkalkuliert.

Mit 300 Millionen Euro würden die öffentlichen Eigner dem Unternehmen (Jahresumsatz 2019: rund 440 Millionen) faktisch den gesamten Umsatz für das Restjahr überweisen, ganz so, als würden bis Ende 2020 fast keine Flugzeuge mehr starten und landen. Eine solche Kapitalspritze für die FBB wäre nicht nötig, wenn Scheuerle richtig liegt: „Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir möglicherweise schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 einen deutlichen Aufwärtstrend sehen werden.“

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