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Tochter versteckt und missbraucht: Angeklagte schweigen im Missbrauchsprozess in Cottbus

Eine 52-Jährige steht in Cottbus vor Gericht, weil sie ihre eigene Tochter monatelang bei sich versteckt und sexuell missbraucht haben soll. Angeklagt ist auch der Ex-Partner der Frau.

Von Sandra Dassler

Cottbus -Die Angeklagte wirkt älter als 52 Jahre, sie will offenbar auch unsichtbar sein, duckt sich hinter ihren Anwalt, bleibt stumm. Ganz anders ihr mit angeklagter Lebensgefährte. Er hat sich im Gefängnis die Haare lang und dicht wachsen lassen, außerdem trägt er Vollbart, und tritt äußerst selbstbewusst auf: „Ich kenne die Strafprozessordnung auch ein wenig“, hält er dem Vorsitzenden Richter gleich zu Beginn entgegen. Fast scheint der 47-jährige Berliner seinen Auftritt vor Gericht zu genießen.

Das Medieninteresse war jedenfalls groß, als am Dienstag vor dem Cottbuser Landgericht der Prozess gegen das ungleiche Paar begann. Monika R. und Uwe P. werden beschuldigt, die damals zwölf - beziehungsweise 13-jährige Franziska R. in der Wohnung der Mutter versteckt gehalten und sexuell missbraucht zu haben.

Der Lebensgefährte ist nicht der leibliche Vater des Mädchens, er befindet sich seit seiner Verhaftung im März dieses Jahres in Haft. Die Mutter war zunächst festgenommen, später wieder auf freien Fuß gesetzt worden und hatte Medien gegenüber geäußert, dass die sexuellen Handlungen mit dem Einverständnis ihres Kindes erfolgten.

Franziska war im Oktober 2017 von einem Arztbesuch nicht in die Cottbuser Kindereinrichtung zurückgekommen, in der sie wie ihre jüngere Schwester seit Jahren untergebracht ist. Monate lang war nach ihr gefahndet worden.

Wohnungsdurchsuchung nach Zeugenhinweis

Die Mutter und ihr Lebensgefährte hatten sie beziehungsweise ihre vermeintlichen Entführer sogar über die Medien angefleht - in Wahrheit versteckten sie das Kind bei Besuchen der Polizei in einem Bettkasten, bis es nach einem Zeugenhinweis bei einer Wohnungsdurchsuchung schließlich entdeckt wurde.

Die Staatsanwältin warf den beiden zum Prozessauftakt am Dienstag "schweren sexuellen Missbrauch eines Kindes in mehr als 90 Fällen sowie Entziehung eines Minderjährigen" vor. Der Mutter wird bei einigen Taten "nur" Beihilfe angelastet, weil sie das Mädchen zu den sexuellen Handlungen animierte beziehungsweise sie zumindest zuließ.

Franziska, die inzwischen 14 Jahre alt ist, wird als Nebenklägerin von einer Anwältin vertreten. Diese erklärte nach Verlesung der Anklageschrift, dass das Franziska nicht in der Hauptverhandlung  und nur gegen den Angeklagten, aber nicht gegen ihre Mutter aussagen wolle: "Sie kann damit leben, dass ihre Mutter verurteilt wird, aber sie möchte sich nicht durch eine Aussage in ihrer Gegenwart zusätzlich belasten. Das erleben wir oft bei kindlichen Opfern, die ihre Eltern trotz alledem noch lieben."

Opfer sagt vor Gericht aus

Das Mädchen lebt seit Jahren in einer Kindereinrichtung, es soll am kommenden Montag vor Gericht erscheinen. Seine Anwältin beantragte daraufhin, dass die Öffentlichkeit aus Gründen des Opfer- und Kinderschutzes während dieser Zeit vom Prozess ausgeschlossen wird. Die Entscheidung darüber trifft das Gericht. Es würden auch weitere Maßnahmen erfolgen, um Franziska vor, während und nach des Gerichtsauftritts zu schützen, sagte Staatsanwältin Martina Eberhart.

Für den Prozess sind insgesamt zwölf Verhandlungstage angesetzt, das Urteil wird im März erwartet. Bei einer Verurteilung drohen den Beschuldigten bis zu 15 Jahre Haft - auch, weil der wortgewandte Uwe P. bereits mehrfach vorbestraft ist, unter anderem wegen Körperverletzung.

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