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Foto: Andrew Milligan/PA Wire/dpa

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Tipps für ein schönes Fest: Wie Ostern trotz Corona ein voller Erfolg wird

Schnitzeljagd statt Eiersuche, Singen für die Online-Andacht und Brunchen per Videochat: Corona macht alles anders. Unsere Tipps für Brandenburger Ausnahme-Ostern.

Liebgewonnene Ostertraditionen und Reisen zur Familie fallen wegen der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr aus. Kein Grund, das Fest gar nicht stattfinden zu lassen. Redakteurinnen und Redakteure erzählen, wie sie feiern.

Schnitzeljagd statt Eiersuche

Weihnachten und Ostern verbringt mein Sohn, der fast bis zu seinem sechsten Geburtstag Einzelkind war, normalerweise mit seinen beiden Cousins, die etwa genauso alt sind wie er, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hamburg, auch die Großeltern kommen dorthin.

Schon im vergangenen Jahr klappte es nicht mit dem gewohnten Ostereiersuchen im idyllischen Garten mit den Cousins, weil ich kurz vor der Geburt unseres zweiten Kindes nicht mehr verreisen wollte. Unser Sohn suchte also Ostereier allein im Hof zwischen den Fahrrädern zu Hause in Kreuzberg. 

Dieses Jahr ist er zwar kein Einzelkind mehr, aber die kleine Schwester ist mit elfeinhalb Monaten zum Eiersuchen noch zu klein. Die Cousins werden wir Ostersonntag wohl per Videoanruf „besuchen“, aber das wird ihm wahrscheinlich erst bewusst machen, was er gerade verpasst.

Damit der Tag doch noch ein bisschen spannend wird, wollen wir eine Schnitzeljagd machen. Einer von uns nimmt die kleine Schwester in der Trage, geht früher los und legt die Spur mit kleinen Oster-Lese- und Rechenaufgaben, am Ende gibt’s das Osterkörbchen. Das Ganze geht hoffentlich noch als Sport durch. Wieder im Hof Eier suchen lassen möchte ich ungern, dort hängen inzwischen überall Schilder, die vor Rattengift in den Ecken warnen. (Daniela Martens)

Singen für die Online-Andacht

Ich singe sehr gerne. Im Chor, nicht alleine. Ein Solo? Nie im Leben. Aber gemeinsam singen ist zurzeit ja nicht. Die Proben für die Chorstücke zur Andacht sind ausgefallen. Aber der Chorleiter hat eine tolle Idee. Auch diese Andacht, die für die Gemeinde aufgenommen wird und auf der Webseite abgerufen werden kann, muss auf Chorgesang nicht verzichten. Wir sollen zu Hause unsere Stimmen einzeln auf eine Audiodatei singen. 

Als Hilfestellung gibt’s ein Playback über Kopfhörer. So hat man den exakten Ton, den Rhythmus. Das Einsingen macht Spaß. Das Abhören der eigenen Stimme weniger – so dünn, so kläglich. Es braucht sieben Anläufe, bis ich das Ergebnis einigermaßen zufriedenstellend finde und die Datei wegschicke. Der Chorleiter bearbeitet die Tonspuren, entfernt Rauschen und Knistern und legt sie dann übereinander. Er sagt, das Ergebnis klingt „echt toll“. Ich möchte es gerne glauben. (Sigrid Kneist)

Gesichter statt Eier anmalen

Komisch, wie wichtig einem Ostern wird, wenn man es auf einmal nicht wie sonst feiern kann. Eigentlich wäre ich zu meinen Eltern nach Mecklenburg gefahren, da gäbe es wie jedes Jahr nebst ausgedehntem Frühstück eine Eiersuche im Schlafanzug. Im Garten. Sehr zur Erheiterung der Nachbarn.

Nun heißt es: ein eigenes Ostern auf die Beine stellen, zusammen mit dem Quarantänepartner, der immerhin ein gleichsam gesteigertes Interesse an Eierlikör und Süßkram zeigt. Den Likör kaufen oder doch selbst mixen? An einen Hefezopf wagen? Aber woher soll die Hefe kommen?

Eine Freundin schickt ein Rezept zum Selbermachen: Man braucht fünf Gramm Zucker (vorrätig), zehn Gramm Mehl (gerade abgelaufen, aber vorrätig) und 100 Gramm Bier (so was von vorrätig). Das Ganze muss vermengt und in einem geschlossenen Glas an einen warmen Ort gestellt werden. Am nächsten Tag hat man Hefe und keine Ausrede mehr, den Zopf nicht zu backen.

Mein Quarantänepartner schluckt nervös. Und bunte Eier? Dafür fühlen wir uns zu alt (über 30) und auch wieder zu jung (keine Kinder). Also Mission Eierkopp: Für den kurzen Osterspaziergang im Park nebenan bemalen wir unsere Gesichter. Damit die Nachbarn etwas zum Lachen haben. (Angie Pohlers)

Aquarelle als Ostergruß

Auf Ostern freuen sich die Enkel, inzwischen elfjährige Zwillinge, besonders. Dann reisen sie mit ihren Eltern an, meiner älteren Tochter und ihrem Mann aus Rotterdam, ihrem Wohnsitz, um im großen Berliner Garten Ostereier zu suchen. Die jüngere Tochter, sie schreibt gerade in Amsterdam ihre Masterarbeit, kommt auch – Familienfest. Aber nicht in diesem Jahr. Alle außer uns treffen sich in Rotterdam. 

Die Berliner Ostereier bringt die Post. Zu den Geschenken gehören natürlich Grüße. Osterkarten habe ich keine. Ich erinnerte mich an die Aquarellfarbkästen, die ich lange nicht benutzt hatte. Das war ihre Stunde. In der Post liegen nun zwei kleine Aquarelle als Ostergruß, statt Karten eben. Und soll ich Ihnen was sagen? Es hat richtig Spaß gemacht. Farben, Pinsel und Block werden nicht wieder weggepackt. (Gerd Appenzeller)

Unverhoffte Überraschungen

Eier verstecken, Eier suchen: Ostern folgt normalerweise festen Abläufen. Diesmal nicht. Das Osterfeuer fehlt, viele vertraute Rituale ebenso. Für manche Menschen ist das einer von zwei Festtagen im Jahr, an denen sie in die Kirche gehen, für andere eine einzigartige, geheimnisvolle Nacht, erfüllt von uralten Gesängen.

Wieder andere freuen sich auf die Begegnung mit Freunden und Verwandten aus der Ferne. Wenn alles anders ist, muss man sich halt temporäre Wahlverwandte suchen. Was spricht dagegen, ein paar Elemente aus der Weihnachtszeit ausnahmsweise in den Frühling zu transferieren?

Coronakrise und Osterfest - mehr bei Tagesspiegel.de:

Die große Geschenkeschlacht bleibt Ostern auch sonst glücklicherweise aus. Gegen kleine Aufmerksamkeiten für entfernte Bekannte oder alte Nachbarn in der Umgebung, die sonst nie im Blickfeld stehen um diese ausflugsträchtige Zeit, spricht nichts. Man kann ein symbolisches Osterei auch auf einer Fußmatte verstecken – in Gestalt von Süßigkeiten oder Blumen. Unverhoffte Überraschungen machen Freude. Und die wird gerade in schwierigen Zeiten dringend gebraucht, egal von wem. Das gefällt dann auch dem Osterhasen. (Elisabeth Binder)

Osterbrunch per Videochat

Eigentlich war Heimaturlaub geplant. Seit Weihnachten war ich nicht in Österreich. Doch man soll jetzt nicht reisen, der Papa ist auch schon Risikogruppe und es besteht sogar die Gefahr, dass ich nicht mehr zurückkommen kann nach Berlin. Die Grenzen nach Deutschland sind dicht, meine Eltern, die näher an München als an Wien wohnen, berichten von strengen Kontrollen. Urlaub also vertagt. Wir sind uns einig, ganz ausfallen darf Familien-Ostern nicht. Und der sektgetränkte Osterbrunch bildet das Zentrum dieser Feierlichkeiten.

Ich schlage vor, dass wir, verbunden durch eine Videokonferenz, gemeinsam am Ostersonntag essen. Mama, Papa, mein Freund und ich. Wird eben in die Kamera geprostet und Eierpecken (so nennt man die Tradition, zwei gefärbte Eier aneinander zu hauen – es gewinnt, wessen Ei heil bleibt) geht ohnehin nur zu zweit.

Gemeinsam Nester suchen fällt aus, aber man kann nicht alles haben. Etwas naiv schlage ich Zoom vor, ich habe gehört, das sei stabiler als Skype. Daraufhin sagt meine Mutter etwas von der NSA und einem Datenleck. Vielleicht ohnehin besser, ich hätte ihnen per Fernanleitung die Installation erklären müssen.

Mein Freund schlägt einen Whatsapp-Videocall vor. Meine Eltern haben aber sehr kleine Displays. Für eine längere Unterhaltung, gar bequemen Brunch nicht ideal. Also doch Skype. Ich schlage vor, dass sie es auf dem iPad installieren und selbiges Ostersonntag auf den Esstisch stellen. Oder haben sie schon einen Account? Ich habe vage Erinnerungen an einen Jahre zurückliegenden Videoanruf. Wir beschließen einen Testanruf vor Ostersonntag. Ich freue mich riesig und kaufe viel Sekt und Schokolade. (Melanie Berger)

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